“Allerdings warnen die Experten vor dem sogenannten “Yarkovsky Drift”. Eine Strahlungseinwirkung, die die Flugbahn des Asteroiden noch ändern und ihn Richtung Erde rasen lassen könnte.”
Wer diese “Experten” sein sollen, die da “warnen” verschweigt “Österreich” dann aber sicherheitshalber. Es gibt sie ja auch nicht. Was es gibt, sind Experten, die solche Asteroiden wie 2003 SD220 mit Radioteleskopen beobachten wollen, wenn sie in Erdnähe vorbeifliegen. Man schickt Radiowellen von der Erde zum Asteroid und misst die Zeit, die sie brauchen um dort reflektiert und zurück zur Erde zu gelangen. So kann man nicht nur die Form des Asteroiden sehr gut bestimmen, sondern auch den Abstand extrem genau messen. Und wenn man den Abstand so genau kennt, kann man auch Effekte beobachten, die man normalerweise nicht beobachten kann. Zum Beispiel den Jarkowski-Effekt, den ich hier und hier genauer erklärt habe.
Kleine, unregelmäßig geformte Himmelskörper erwärmen sich nicht gleichmäßig und geben die Wärme auch nicht wieder gleichmäßig ab. Dadurch kann eine kleine Kraft – eine Art “Rückstoß” – erzeugt werden, der zu geringfügigen Bahnänderungen führt. Es geht hier allerdings um wirklich winzige Änderungen die so klein sind, dass sie normalerweise durch die Beobachtungen mit normalen Teleskopen nicht gemessen werden können. Man muss die Bewegung eines Asteroiden schon auf wenige Meter genau messen, um die Auswirkung des Jarkowski-Effekts beobachten zu können. Und das geht eben nur, wenn man das Glück hat und ein Objekt wie 2003 SD220 vergleichsweise nahe an der Erde vorbei fliegt und mit Radarstrahlen abgetastet werden kann.
Definitiv NICHT kann dieser Effekt dafür sorgen, dass sich die Bahn plötzlich um ein paar Millionen Kilometer verändert, was aber nötig wäre, um ihn auf einen Kollisionkurs mit der Erde zu bringen!
All das wäre eigentlich genug Material für eine interessante Geschichte über Asteroiden. Man hätte meinetwegen sogar ein paar Verbindungen zu Weihnachten ziehen können – Stern von Bethlehem und so weiter – um ein bisschen mehr Aufmerksamkeit zu generieren. Aber man müsste halt trotzdem entsprechend recherchieren, vielleicht mit Astronominnen und Astronomen sprechen; ein bisschen Fachliteratur (oder auch nur die Wikipedia) lesen. Dann hätte man am Ende eine schönen Artikel über einen Bereich der astronomischen Forschung, über den man ansonsten nicht so viel zu lesen bekommt. Oder aber man schreibt irgendeinen Unsinn aus dem Internet ab, setzt eine hysterische Schlagzeile darüber und generiert mit der Angst und dem Unwissen der Menschen ein paar schnelle Klicks…
Mehr schlechte Schlagzeilen gibt es hier.
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