In zwei Tagen ist Weihnachten. Und in der Vergangenheit habe ich hier im Blog immer Anleitungen für ein paar Last-Minute-Basteleien veröffentlicht: Es gab Sterne, Planeten und einen Spiralnebel. Aber damit hat sich mein Bastel-Know-How auch im wesentlichen schon erschöpft… und bis mir etwas neues einfällt, präsentiere ich euch einfach ein paar Kochrezepte!
Weihnachten kann man ja durchaus mal ein wenig mehr essen und trinken und wenn man dann auch noch die Zeit findet, selbst oder gemeinsam mit Freunden zu kochen, macht es noch mehr Spaß. Und was braucht man noch, abgesehen von gutem Essen? Gute Getränke! Also möchte ich die Gelegenheit nutzen um euch zwei Rezepte vorzustellen, die auch Teil des aktuellen Bühnenprogramms der Science Busters sind. Der Grazer Mikrobiologie Helmut Jungwirt erzählt dort von den wissenschaftlichen Hintergründen des Hefegebäcks und demonstriert das Ganze gleich mit live auf der Bühne gebackenen Laugenstangen. Ich dagegen erzähle von der Wissenschaft und Astronomie des Bieres – und da das Brauen eines kompletten Biers ein wenig zu lange für einen Theaterabend dauert habe ich mich darauf verlegt, live auf der Bühne die Herstellung eines Eisbocks zu demonstrieren, also einem Bier von etwa 20 bis 30 Prozent Alkoholgehalt.
Beides – Laugengebäck und Eisbock – lässt sich auch leicht zuhause herstellen und vielleicht wollt ihr damit ja euer Weihnachtsessen ein wenig aufmotzen. Hier sind auf jeden Fall die Rezepte:
Original Science-Busters-Laugenstangen á la Grazer Geschmackslabor
Folgende Zutaten werden für den Teig benötigt
- 550 g Weizenmehl (Typ 480)
- 20 g Hefe, frisch
- 270 ml Milch, lauwarm (30-35°C)
- 60 g Butter, weich
- 7,5 g Zucker
- 12,5 g Salz
- grobes Meersalz zum Bestreuen
Außerdem braucht ihr noch folgendes, damit das Laugengebäck auch wirklich Laugengebäck wird:
- 40 g NaOH-Plätzchen, aufgelöst in 1 Liter Wasser
- Rasierklinge oder scharfes Brot-Messer
- großes Schneidebrett (am besten aus Holz), große Plastikschüssel
- Backrohr, Silikonmatten und Einweghandschuhe
- Kühlschrank oder Kühlbox, Plastikschneidebretter
- Geschirrtücher
Hat man normalerweise alles zuhause bzw. kann es leicht im nächsten Supermarkt besorgen. Bis auf die “NaOH-Plätzchen”. Das sind keine Kekse mit seltsamen Namen, sondern es handelt sich um den chemischen Stoff Natriumhydroxid. Der ist nötig damit man die Lauge herstellen kann damit man am Ende auch tatsächlich Laugengebäck bekommt. In der Apotheke bekommt man das Natriumhydroxid normalerweise nicht; das was man dort bekommt wenn nach Lauge für Laugengebäck fragt, funktioniert nicht wirklich (behauptet zumindest Science-Busters-Kollege Helmut Jungwirth). Mit Haushaltsnatron das im Supermarkt zu bekommen ist, wird das Gebäck allerdings bei weitem nicht so schön. Natriumhydroxid ist ein nicht ganz ungefährlicher Stoff und in hoher Konzentration stark ätzend. Man sollte also aufpassen, wenn man damit hantiert und darauf achten, das es für das Laugengebäck wirklich nur in einer starken Verdünnung benutzt werden darf. Und Handschuhe sollte man bei der Arbeit damit auch immer tragen. Man sollte auch darauf achten, wo man das Natriumhydroxid tatsächlich bezieht. Als Ätzmittel – zum Beispiel Rohrreiniger – kann man es auch im Baumarkt o.ä. Orten kaufen. Oder im Internet bestellen. Aber dabei handelt es sich oft um “technisches NaOH”, das nicht so rein ist, wie man es für den Gebrauch in der Küche gerne hätte. Man kann natürlich den lokalen Bäcker nach ein wenig Lauge fragen. Wenn man Glück hat, handelt es sich noch um einen echten Bäcker; wahrscheinlicher aber wird auch er die Brezeln/Laugensteigen nur tiefgefroren beziehen und aufbacken anstatt sie selbst zu belaugen. Im Internet gibt es natürlich auch entsprechende Quellen. Hier zum Beispiel, hier oder auch hier.
Und wenn ihr dann mit der Lauge arbeitet, achtet bitte auch darauf, dass ihr kein Aluminium in der Nähe habt. Also zum Beispiel das Backblech nicht mit Alufolie auslegt oder sowas (deswegen auch die Silikonmatte auf der Materialliste). Natriumhydroxid reagiert chemisch mit dem Aluminium und zerstört die schützende Oxidschicht. Dann kann der Wasserstoff im Natriumhydroxid mit den Aluminiumatomen reagieren und dabei Wasserstoff freisetzen. Man muss sich zwar schon ein wenig anstrengen, um diesen Wasserstoff dann auch zur Explosion zu bringen (wer das sehen will soll mal bei einer unserer Shows vorbei kommen). Aber die Reaktion will man trotzdem nicht unbedingt haben, vor allem weil dann das Gebäck nicht mehr so gut schmeckt!
Nach all diesen Vorbemerkungen ist hier nun die Anleitung.
Schritt 1:
- Ein halber Hefewürfel (20 g) wird in 270 ml lauwarmer Milch aufgelöst,
- das Hefe-Milch Gemisch mit 550 g Mehl, 60 g Butter, 12,5 g Salz und 7,5 g Zucker in einer großen Schüssel vermengt und mit einem Knethaken gut verrührt,
- der Teig wird mit der Hand verknetet (ca. 5-7 Minute),
- der Teig wird dann 7-10 Minuten zugedeckt bei Raumtemperatur rasten gelassen (geht auch länger).
Schritt 2:
- Der Teig wird kurz geknetet,
- der Teig wird in ca. 15 gleich große Stücke geschnitten und daraus werden 15 Stangerl geformt.
- Die Teig-Stangerl werden dann 5 Minuten bei Raumtemperatur stehen gelassen (geht auch länger)
Schritt 3:
- Anschließend werden die Teig-Stangerl für mindestens 15 Minuten in den Kühlschrank (oder eine gut gekühlte Styroporbox) gestellt und zugedeckt (je länger desto besser). Die Teiglinge müssen steif werden. Ein sehr wichtiger Schritt!
Schritt 4:
- 40 Gramm Natriumhydroxid-Plätzchen werden in 1 Liter Wasser aufgelöst um eine 4%ige Natronlauge zu erzeugen,
- die Teig-Stangerl werden in die Natronlauge getaucht und auf eine Silikonmatte gelegt,
- die belaugten Teig-Stangerl werden mit einem scharfen Messer/Rasierklinge eingeschnitten und mit grobem Meersalz bestreut.
Schritt 5:
- Die Teig-Stangerl für 10-15 Minuten, je nach Größe, ins Backrohr geben (200-220°C, Umluft, Ober- und Unterhitze), bis sie goldbraun sind.
Guten Appetit!
Eisbock-Bier mit viel Umdrehungen
Im Vergleich zum Backen der Laugenstangen ist die Herstellung des Eisbocks wirklich einfach. Ihr braucht dazu:
- Bier, am besten Bockbier oder anderes Bier mit viel Geschmack und Alkohol
- Leere Plastikflaschen
- Einen Gefrierschank – oder richtig kaltes Winterwetter mit Dauerfrost im negativen zweistelligen Bereich
- Irgendein Gefäß
Eisbock zu machen ist nicht schwer. Nehmt das von euch ausgewählte Bier. Gerade in der Weihnachtszeit sollte es genug starkes Weihnachtsbockbier geben; im Prinzip geht aber auch jedes andere Bier. Da kann man ruhig auch ein wenig experimentieren. Füllt das Bier in die Plastikflaschen um. Wie viel Bier ihr verwendet hängt davon ab, wie viel Eisbock ihr am Ende trinken wollt und wie stark er werden soll. Ich würde mit mindestens 1,5 Litern Bier anfangen. Achtet darauf, dass ihr die Plastikflaschen wirklich voll füllt; der Schaum muss sich setzen können und es sollte kaum noch Luft in der Plastikflasche sein.
Dann nehmt ihr das umgefüllte Bier und friert es ein. Je länger umso besser. Je tiefer die Temperatur umso besser. Aber 24 Stunden sollte es mindestens gefroren werden. Idealerweise ist die Plastikflasche mit dem Bier dann auch wirklich komplett hart und durchgefroren. Denn genau das ist nötig, wenn ihr den Alkoholgehalt des Bieres erhöhen wollt!
Bier ist ja eine Mischung aus Wasser und Alkohol. Wasser friert bei 0 Grad; reiner Alkohol bei -114 Grad Celsius. Wenn ihr das Bier also nun einfriert, dann wird das reine Wasser zuerst gefrieren, der reine Alkohol zuletzt (bzw. gar nicht, es sei denn ihr habt einen wirklich fiesen Kühlschrank zuhause!). Jetzt kommt der wichtige Teil: Ihr lasst das eingefrorene Bier wieder auftauen! Lasst es in irgendein Gefäß abtropfen. Der Teil des Bieres mit dem meisten Alkohol gefriert zuletzt und taut auch als erstes wieder auf. Das, was ganz zu Beginn in euer Gefäß tropft ist also Bier, das sehr viel mehr Alkohol enthält als zuvor. Je länger ihr das Bier auftauen und abtropfen lasst, desto mehr Wasser kommt auch dazu und desto schwächer wird euer Bier.
Genau so wie sich im Eisbock der Alkohol konzentriert, konzentriert sich dort auch der Geschmack. Wie stark das Bier wird, könnt ihr selbst steuern. Den Alkoholgehalt des Eisbocks kann man – näherungsweise! – berechnen. Man nimmt dazu die Menge des eingefrorenen Biers und teilt sie durch die Menge an Bier, die man abtropfen lässt. Das Ergebnis multipliziert man mit dem ursprünglichen Alkoholgehalt des Bieres. Wenn ihr also 1,5 Liter Bockbier mit 7 Prozent Alkoholgehalt einfriert und davon dann 0,3 Liter abtropfen lasst sieht die Rechnung so aus: 1,5 / 0,3 = 5 und 5 * 7% = 35%. Euer Eisbock wird dann also 35% Alkoholgehalt haben (bzw. wird der Gehalt irgendwo zwischen 25 und 40 Prozent liegen; so genau ist die Formel nicht). Der Eisbock hat dann natürlich keine Kohlensäure mehr; es schmeckt eher wie eine Art Bierlikör/Bierschnaps (und sollte auch so konsumiert und nicht aus Halbliterkrügen getrunken werden!).
Ihr könnt mit verschiedenen Biersorten experimentieren; mit verschiedenen Graden des Auftauens, und so weiter. Und wenn ihr zuvor noch eine ordentliche Grundlage mit Laugengebäck schafft, dann muss die weihnachtliche Eisbockbierverkostung auch nicht unbedingt mit einem Kater enden!
Prost! Und frohe Weihnachten!
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