In meiner Serie über Klimawandel-Mythen habe ich schon ausführlich klar gemacht das wir Menschen das Klima nicht nur beeinflussen können sondern das auch tun. Das Resultat ist der menschengemachte Klimawandel der gerade stattfindet. Trotzdem gibt es immer noch Leute die behaupten das der Klimawandel auch ganz ohne Menschen stattfinden würde und alles nicht so schlimm sei. Denn im Laufe der Erdgeschichte hat sich das Klima ja schon öfter geändert; ganz ohne Mensch. So schlimm kann das jetzt alles doch nicht sein.
Ich bin immer wieder überrascht wie beliebt dieses “Argument” ist. Ich bin deswegen überrascht, weil es komplett unlogisch und genau genommen völlig bescheuert ist. Ja, selbstverständlich hat sich das Klima im Lauf der Jahrmillionen immer wieder geändert. Kein ernsthafter Wissenschaftler würde das bestreiten und das tut auch niemand. Die Erforschung der Klimageschichte unseres Planeten ist ein wichtiger, interdisziplinärer Forschungszweig. Ich habe zum Beispiel hier in meinem Blog schon oft genug über die Milanković-Zyklen berichtet. Dabei geht es um die im Laufe vieler Jahrtausende auftretenden Schwankungen der Erdachse und Veränderungen der Erdbahn die von den gravitativen Störungen der anderen Planeten ausgeübt werden. Sie verändern die Menge an Sonnenenergie die auf die Erde trifft und tragen zur Entstehung von Eis- und Warmzeiten bei. Ich will nicht nochmal im Detail wiederholen was ich damals geschrieben habe – wer möchte kann gerne hier weiterlesen:
- Klimawandel in der Lüneburger Heide: Der Einfluss der Planeten auf das Klima der Erde
- Sternengeschichten Folge 55: Astronomie und Klima – Die Milankovic-Zyklen
- Wie beeinflusst der Jupiter das Klima der Erde?
- Die langen Zyklen der Zeit in Passau
Die Milankovic-Zyklen sind nicht das einzige Phänomen das für langfristige Klimaveränderungen sorgen kann. Der Ausbruch von Supervulkanen kann zum Beispiel ebenso enorme Mengen an Staub in die Atmosphäre der Erde entlassen und so das Klima verändern. Solche Eruptionen können singuläre, zufällige Ereignisse sein die sich, ebenso wie die immer wieder stattfindenden Asteroideneinschläge die den gleichen Effekt haben, nur bedingt vorhersagen lassen. Sie können aber auch Teil eines noch viel längeren Zyklus sein, der mit der Entstehung und dem Auseinanderbrechen von Superkontinenten zu tun hat. Denn das Klima auf der Erde wird auch durch die Verteilung der Landmassen beeinflusst. Je nachdem wo sich auf der Erdoberfläche Ozeane befinden und wo Kontinente, werden die Meeresströmungen anders ausfallen. Die aber transportieren Wärme von einer Region in die andere, beeinflussen langfristige Wettermuster, und so weiter. Die Menge an Gestein an der Oberfläche bestimmt wie viel Kohlenstoff durch Verwitterung gebunden werden kann; wie viel Kohlendioxid in die Atmosphäre der Erde gelangt, und so weiter. Und wenn ein Superkontinent auseinander bricht, gibt es eine Phase mit erhöhtem Vulkanismus. All das nennt sich “Wilson-Zyklus” und ich habe hier ausführlich erklärt wie er abläuft.
Wir wissen, dass die Erde früher mal komplett mit Eis bedeckt war; wir wissen, wie das Wetter vor 2,7 Milliarden Jahren war; und so weiter. Wir wissen sehr viel über das Klima der Vergangenheit und wir wissen, dass es sich immer wieder mal geändert hat.
Aber daraus folgt nicht das, was die Klimawandelleugner gerne folgern würden. Zuerst einmal folgt nicht daraus, dass die Veränderung des Klimas die JETZT gerade stattfindet, ganz “normal” ist. Das zeigt schon ein Blick auf die Zeitskalen. Die letzte Eiszeit (die wissenschaftlich offiziell eigentlich “Kaltzeit” genannt wird) war die sogenannte “Würm-Eiszeit”. Die Gletscher sind damals von Norden über ganz Skandinavien bis weit nach Deutschland hinein gewandert. Es war im Durchschnitt 5 bis 6 Grad kälter als jetzt. Die Menge an Kohlendioxid in der Atmosphäre betrug damals etwa 200 ppm (Teilchen pro Millionen Moleküle); was man übrigens aus in sehr altem Eis eingeschlossenen Gasblasen messen kann. Wie sich die Erde dann vor ungefähr 15.000 bis 10.000 wieder aufgewärmt hat, ist noch nicht abschließend geklärt. Aber es gibt gute Hinweise, dass die Milankovic-Zyklen was damit zu tun, die leichte Erwärmung der Erde zu veränderten Meeresströmungen geführt haben, wodurch mehr CO2 in die Atmosphäre kam was dann dort das macht, was es immer macht: einen Treibhauseffekt. Bis zum Ende des vorindustriellen Zeitalters im 18. Jahrhundert ist die Menge an atmosphärischen CO2 dann auf ungefähr 280 ppm angestiegen. Heute messen wir schon mehr als 400 ppm CO2 in der Atmosphäre.
In den letzten circa 250 Jahren stieg die Menge an CO2 als schneller und höher hinauf als in den 10.000 Jahren davor! Das ist ein völlig anderes Verhalten als das, was unser Planet im Rahmen seiner natürlichen Zyklen tut. Man kann also die vergangenen Änderungen des Klimas nur sehr bedingt mit dem massiven menschengemachten Klimawandel vergleichen der jetzt stattfindet. Aber selbst wenn man das mal ignoriert (was man nicht tun sollte!): Was bringt uns das? Bei den Klimaänderungen der Vergangenheit gab es noch keine Menschen; bis auf die letzten paar Male vielleicht. Und die Menschen die damals Mammut jagend durch die Gegend zogen fanden den Klimawandel sicherlich auch nicht so toll (zum Beispiel weil ihre Heimat plötzlich unter Wasser stand). Aber zumindest hatten sie eine Kultur die noch so simpel war, dass sie leicht auf Umwelteinflüsse reagieren konnten.
Wir können das heute nicht mehr. Der Klimawandel trifft uns und er trifft uns ganz unabhängig davon ob er natürlich ist oder menschengemacht (und er IST menschengemacht, nicht natürlich). Ich verstehe nicht wieso jemand auf die Idee kommen kann, die Lage wäre irgendwie besser wenn der aktuelle Klimawandel genau so natürlich wäre wie die in der fernen Vergangenheit? All die Probleme würden uns immer noch treffen: Steigender Meeresspiegel, massive Überschwemmungen, extremeres Wetter, Dürren, Waldbrände, ökologische Veränderungen, Artensterben, und so weiter. All das ist auch in der Vergangenheit passiert als sich das Klima geändert hat. Oder anders gesagt: Nur weil ein Haus auch aus natürlichen Ursachen (wie einem Blitzschlag) abbrennen kann folgt daraus nicht, dass Brandstifter nicht existieren und den Menschen deren Hab und Gut verbrannt ist wird es herzlich egal sein, was für das Feuer verantwortlich war.
Das Klima hat sich auch in der Vergangenheit der Erdgeschichte geändert als es keine Menschen gab. Es ändert sich aber auch jetzt und zwar sehr viel schneller als früher. Und diesmal sind wir Menschen verantwortlich. Nur weil wir es früher nicht waren spricht uns das nicht einfach von jeder Verantwortung frei. Genau so wenig schützt es uns vor den Folgen der Erderwärmung.
Alle Artikel der Serie:
Klimawandel-Mythen 01: Der Mensch kann das Klima doch gar nicht beeinflussen! (erscheint am 06.07.2017)
Sternengeschichten 241: Der Treibhauseffekt (Sternengeschichten Folge 241) (erscheint am 07.07.2017)
Klimawandel-Mythen 02: Der Mensch ist doch gar nicht verantwortlich für den Klimawandel! (erscheint am 10.07.2017)
Klimawandel-Mythen 03: Das Klima hat sich früher auch geändert – Klimawandel ist nicht schlimm! (erscheint am 11.07.2017)
Klimawandel-Mythen 04: Schuld am Klimawandel ist die Sonnenaktivität! (erscheint am 12.07.2017)
Klimawandel-Mythen 05: In Grönland war es früher warum und man hat dort Wein angebaut (erscheint am 13.07.2017)
Sternengeschichten 242: Der Kohlenstoffzyklus (Sternengeschichten Folge 242) (erscheint am 14.07.2017)
Klimawandel-Mythen 06: Die Gletscherschmelze ist völlig egal (erscheint am 17.07.2017)
Klimawandel-Mythen 07: Die Winter ist doch kalt – wo bleibt der Klimawandel? (erscheint am 18.07.2017)
Klimawandel-Mythen 08: Der Klimawandel macht doch gerade Pause! (erscheint am 19.07.2017)
Klimawandel-Mythen 09: Beim Klimawandel sind sich doch nicht mal die Wissenschaftler einig (erscheint am 20.07.2017)
Klimawandel-Mythen 10: Es ist schon viel zu spät was gegen den Klimawandel zu tun (erscheint am 21.07.2017)
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