So. Frohe Weihnachten nachträglich allerseits. Das diesjährige Adventskalenderrätsel ist auch schon wieder vorbei. Und wieder haben alle brav mitgerätselt und der eine oder die andere ist am Ende auch auf die korrekte Lösung gekommen: Stern von Bethlehem.
Beziehungsweise zur Abwechslung mal nicht am Ende sondern auch schon sehr am Anfang. So früh haben noch nie so viele die richtige Lösung eingeschickt. Vielleicht hab ich das Rätsel diesmal zu leicht gemacht. Aber es ist ja auch ganz nett, wenn mal mehr Leute an der Verlosung teilnehmen können…
Mir ist aufgefallen, dass ich das Weihnachtsträtsel zwar schon seit 2011 mache, aber noch nie was Weihnachtliches als Lösungswort genommen habe. Und was würde da besser als der “Stern von Bethlehem”. Das Ding ist ja wirklich faszinierend. Seit Jahrtausenden beschäftigen sich jede Menge ernsthafte Leute inklusive der Astronomie mit diesem Objekt, schreiben wissenschaftliche Arbeiten und Bücher darüber und alles nur wegen ein paar Zeilen in der Bibel:
“Als Jesus zur Zeit des Königs Herodes in Betlehem in Judäa geboren worden war, kamen Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem und fragten: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen. … Und der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, zog vor ihnen her bis zu dem Ort, wo das Kind war; dort blieb er stehen.” (Mt 2, 1-9)
Das ist ja nun nicht wirklich ausführlich beschrieben für ein astronomisches Phänomen. Sowas würde eigentlich nie durch den Peer-Review gehen; aber für die Theologie hat das anscheinend gereicht 😉
Aber trotz der dürftigen Beschreibung haben sich die Leute Gedanken darüber macht, was denn dieser Stern nun für ein Himmelsphänomen gewesen sein könnte. Es gab Leute, die ihn für einen Kometen gehalten haben und wir kennen jede Menge Bilder wie das oben von Giotto di Bodone der genau so einen Kometen gemalt hat. Johannes Kepler hielt den Stern für eine Supernova (obwohl er damals noch gar nicht wusste, was Supernovae eigentlich sind). Und dann gibt es noch die populäre Erklärung die man in der Weihnachtszeit gerne überall und vor allem in Planetarien hören kann: Der “Stern” von Bethlehem war eine Konjunktion zwischen Jupiter und Venus. Die beiden Planeten standen damals also dicht beieinander am Himmel im Sternbild Fische was man astrologisch als Zeichen für die Ankunft eines jüdischen Herrschers in Palästina deuten kann.
Nun. Ein Komet der damals passend rumflog ist nicht bekannt und Kometen waren außerdem Unglückssymbole und nicht das, was man dem Sohn Gottes vor die Tür hängt. Supernovae leuchten tatsächlich auf und verschwinden dann wieder. Aber auch hier gibts keinen passenden Supernovaüberrest. Genau so wenig wie Beschreibung des “Sterns” die man außerhalb der Bibel finden kann. Egal was Matthäus da in seinem Evangelium beschreibt: Gesehen haben es offensichtlich nur die drei Typen aus dem Morgenland und sonst exakt niemand. Was erstaunlich ist, weil ja auch damals schon jede Menge Leute überall auf der Welt den Himmel beobachtet und davon erzählt haben.
Und der Kram mit der Konjunktion? Der stammt zwar von einem Wiener Astronom mit dem beeindruckenden Namen Konradin Ferrari d’Occhieppo. Ist aber halt 1) eine ASTROLOGISCHE Erklärung und die war damals schon der gleiche Quatsch wie heute. 2) ist die astrologische Deutung nachträglich passend gemacht – die hätte auch ganz anders sein können, wenn man wollen würde. Und 3) waren die Leute damals ja auch nicht blöd. Zwei Planeten am Himmel sehen aus wie zwei Planeten am Himmel und nicht wie ein Stern. Und wenn das schon “Sterndeuter” sind, dann hätten die sich vermutlich klar ausgedrückt.
Die für mich immer noch plausibelste Erklärung ist die, dass es den Stern von Bethlehem gar nicht gegeben hat. Sondern nur ein nachträglich eingefügtes Statussymbol ist. Matthäus hat seine Geschichte ja lange nach den Geschehnissen aufgeschrieben; er war nicht dabei und wollte die junge Religion populär machen. Und wenn Leute wie der große Cäsar ihre eigene Religion mit Sternsymbolismus hatten (was der Fall war), dann braucht ein christlicher Messias mindestens auch seinen eigenen Stern, wenn man die Sache in Rom populär machen will.
Wer möchte, kann das alles noch mal ausführlicher hier nachlesen/nachhören.
Auf jeden Fall war der nichtexistente Stern von Bethlehem in all seinen nicht existierenden Erscheinungsformen Thema des Weihnachtsrätsels und alle 24 Hinweise haben sich damit beschäftigt. Wie jedes Jahr war ich beeindruckt davon, wie sehr man die Hinweise anders verstehen kann als ich es vorgesehen habe (und am Ende oft trotzdem noch am Ziel landen). So jedenfalls hatte ich sie “offiziell” geplant:
- Hinweis 01 Lothar Matthäus, Hinweis auf das Matthäus-Evangelium in dem der Stern von Bethlehem erwähnt wird.
- Hinweis 02 Fische. Hinweis auf das Sternbild Fische, das in der astrologischen Interpretation des Sterns von Bethlehem eine Rolle spielt.
- Hinweis 03 Padua. Hinweis auf das Stern von Bethlehem-Bild von Giotto di Bondone.
- Hinweis 04 Das Wort “aber”, eine Konjunktion. Hinweis auf die Konjunktionsinterpretation des Stern von Bethlehem.
- Hinweis 05 Alfred Wegener. Präsentierte seine Kontinentalverschiebungstheorie am 6.1., dem Dreikönigstag.
- Hinweis 06 Wilhelm von Osten. Hinweis auf die Sterndeuter aus dem Osten.
- Hinweis 07 Origines. Der erste, der den Stern von Bethlehem für einen Kometen gehalten hat.
- Hinweis 08 Ein Ferrari. Hinweis auf Konradin Ferrari d’Occhieppo, der die Konjunktionstheorie populär gemacht hat.
- Hinweis 09 Ein Navigationsgerät. Hinweis auf den Stern, der den Weg anzeigt.
- Hinweis 10 Johann Rudolph Glauber. Geboren im Jahr 1604; dem Jahr der Supernova die Kepler zu seiner Novatheorie inspirierte.
- Hinweis 11 Der Dichter Karl Weise. Hinweis auf die “Weisen aus dem Morgenland”.
- Hinweis 12 Julius Cäsar. Hinweis auf die eventuelle Inspiration des fiktiven Sterns von Bethlehem.
- Hinweis 13 Supernova. Hinweis auf die Supernovatheorie zum Stern von Bethlehem.
- Hinweis 14 Astrologie. Hinweis auf die astrologischen Deutungen und die Sterndeuter.
- Hinweis 15 Halleyscher Komet. Hinweis auf das Bild von Bodone und die Kometentheorie.
- Hinweis 16 2,1-9. Bibelstelle in der der Stern von Bethlehem beschrieben wird.
- Hinweis 17 Geburt. Hinweis auf die Geburt die der Stern anzeigt.
- Hinweis 18 Bibel. Hinweis auf den biblischen Ursprung des Themas.
- Hinweis 19 Bethlehem. Hinweis auf den Ort des angeblichen Geschehens.
- Hinweis 20 Weihnachten. Weil es um den Weihnachtsstern geht…
- Hinweis 21 Krippe. Wo der Stern drüber stand.
- Hinweis 22 Sternsinger.
- Hinweis 23 Giotto di Bodones berühmtes Bild mit dem Stern von Bethlehem.
- Hinweis 24 “Stern von Bethlehem” in der Geburtsgrotte in Bethlehem
Für die Gewinnerinnen und Gewinner gibt es natürlich auch wieder Preise. Und zwar wie immer hauptsächlich jede Menge Bücher:
- “Power” von Robert Greene
- “Die Aufrechten: Whistleblowing in der Ära Snowden” von Mark Hertsgaard
- “Freiheit verteidigen: Wie wir den Kampf um die offene Gesellschaft gewinnen” von Ralf Fücks
- “Mind Set! Wie wir die Zukunft entschlüsseln” von John Naisbitt
- “Die Wissenschaft von Eis und Feuer” von Helen Keen (hab ich hier schon mal besprochen).
- “Verwandtschaft ist ein Knochenjob: Was Fossilien über unsere Herkunft verraten” von Kai Jäger.
- “Lachende Wissenschaft: Aus den Geheimarchiven des Spaß-Nobelpreises” von Mark Benecke
- “Apocalypse Next Tuesday”; die englische Ausgabe des deutschen Buchs “Jesus liebt mich” von David Safier.
- “Die Erben des Medicus” von Noah Gordon (Hörbuch).
- “Warum landen Asteroiden immer in Kratern?” von den Science Busters
- “Hawking in der Nussschale” von mir, gerne auch signiert
- Überraschungsbox 1 (Enthält diversen Kram und Wissenschaftsschnickschnack. Ich kann mir nie genau merken, was ich alles an Kram zum Verschenken habe…)
- Überraschungsbox 2 (wie Box 1, nur anders)
- Jede Menge alte DVDs! (Ok, eigentlich habe ich nur meine DVD-Sammlung aufgeräumt und möchte ein wenig ausmisten. Aber vielleicht hat ja wer Lust…)
Die Preisverleihung läuft so wie immer: Zuerst sich die Person auf Platz 1 einen Preis aus, dann die Person auf Platz 2, und so weiter. Aber dazu müsst ihr ja erst mal wissen, wer bei der Verlosung auf welchem Platz gelandet ist. Ich habe die Verlosung nicht gefilmt – aber ich hoffe, ihr vertraut mir soweit. Es ist jedenfalls alles mit rechten Dingen zugegangen. Und diesmal waren übrigens enorme 800 (!!) Lose im Lostop! Hier sind die Platzierungen:
- Platz 1: Michael B
- Platz 2: Christian L
- Platz 3: Esther-Christina
- Platz 4: Peter Ku
- Platz 5: Robert P
- Platz 6: Bettina A
- Platz 7: Ulrich P
Außerdem gibt es noch einen Sonderpreis für die schnellste korrekte Einsendung. Die kam von Matthias L und zwar schon nach 2 (!!) Hinweisen und der Preis dafür ist ein Exemplar des Buchs “Erklärs mir, als wäre ich 5: Komplizierte Sachverhalte einfach dargestellt” (sag Bescheid, falls du das schon haben solltest). Der Sonderpreis für die meisten korrekt (d.h. so wie ich es vorgesehen hatte) interpretierten Hinweise (23 Stück) geht an Bastian T. Er kriegt ebenfalls das Buch “Erklärs mir, als wäre ich 5: Komplizierte Sachverhalte einfach dargestellt”. Gratulation (und sag Bescheid, wenn du das schon besitzt). Nur der Hinweis zu Alfred Wegener blieb von Bastian (und allen anderen) unentschlüsselt 😉
Ich hoffe, diejenigen, die diesmal falsch geraten oder bei der Verlosung Pech gehabt haben sind nicht unglücklich und hatten trotzdem ein wenig Spaß… Die Preise werde ich nächste Woche zur Post bringen sobald sich alle entschieden haben! Bis dahin danke ich fürs Mitspielen und hoffe, ihr hattet alle Spaß. Spätestens nächstes Jahr im Advent geht es weiter! Und das Sommerrätsel gibt es ja auch noch…
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