Und wenn ja, kann man gefälschte DNA von echter DNA unterscheiden? Mit diesen für die DNA-Forensik sehr heiklen Fragen befasste sich eine Arbeit von Dan Frumkin aus Israel [1] und beantwortete beide mit: Ja!

Hinweis: Als für diesen Beitrag vorbereitende Lektüre zum Thema DNA-Profiling könnte die Artikel-Serie „Forensische Genetik” und insbesondere dieser Beitrag daraus nützlich sein.

Der „Skandal” kommt zuerst, denn in seiner Arbeit verrät Frumkin ziemlich ausführlich, anhand der Beschreibung gleich mehrerer Methoden, wie sich ein DNA-Profil perfekt fälschen lässt. Er erklärt, wie man das DNA-Profil einer existierenden Person kopieren, aber auch, wie man ein völlig neues, künstliches Profil erzeugen und damit typische aber eben gefälschte Tatortspuren herstellen kann, z.B. eine Waffe, auf die die gefälschte DNA aufgetragen wird.
Ich werde seine Anleitungen hier nicht wiedergeben und auch nicht erklären (weniger, weil ich Sorge hätte, Kriminelle zu unterstützen und mehr, weil das ganze in technisches Geschwafel ausarten würde), aber ich zeige, wie gut es Frumkin und seiner Gruppe gelungen ist, ein DNA-Profil zu fälschen.

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Im Bild finden sich fünf DNA-Profile. Das oberste ist das „Original-Profil” einer echten, lebenden, weiblichen Person. Das zweite, dritte und vierte Profil stellt jeweils eine Fälschung mit je einer von drei möglichen Methoden dar. Wie jeder sehen kann, sind die Profile identisch in Bezug auf die Allelverteilung und wer sich mit solchen Elektropherogrammen etwas besser auskennt, wird darüber hinaus feststellen, daß die Fakeprofile allesamt schön balanciert sind und auch die Peakhöhen und -flächen sowie das Peakhöhenverhältnis völlig normal und unverdächtig aussehen. Die dritte Fälschungsmethode ermöglicht, wie bereits angedeutet, die Erzeugung völlig neuer Profile: genau das wird im fünften im Bild gezeigten Profil bewiesen. Wer genau hinsieht, bemerkt, daß im Amelogenin-System (ganz links) beim fünften Profil plötzlich ein Y-Allel auftaucht (schwarzer Pfeil), wodurch das zuvor weibliche Profil zu dem einer männlichen Person wird. Dieses künstliche Profil existiert aller Voraussicht nach auf der ganzen Welt nicht!

Frumkin war das aber noch nicht genug: er erzeugte künstliche Spuren, indem er z.B. aus dem Speichel einer echten Person alle DNA-haltigen Zellen entfernte und einfach seine künstliche DNA zugab. Diesen gefälschten Speichel und auch andere auf ähnliche Weise gefälschte Spuren benutzte er, um typische Tatgegenstände, z.B. eine Skimaske, zu präparieren. Bei der mit ganz normalen Methoden durchgeführten Untersuchung der Skimaske konnte ausschließlich das gefälschte DNA-Profil und nicht dasjeniger der Person, von der der Speichel stammte, nachgewiesen werden! Frumkin ging dann sogar soweit, seine künstlichen Spuren an ein professionelles US-Spurenlabor mit höchsten Qualitätsstandards zur Auswertung zu schicken und selbst diesem Labor fiel nichts auf. Es wertete die Spur ganz normal aus und auch hier wurde nur und eindeutig das gefälschte Profil nachgewiesen.
Frumkin behauptete schließlich noch, daß jeder mit ein bißchen Grundwissen in Molekularbiologie und einer nicht allzu aufwendigen Laborausrüstung solche Spuren erzeugen könne. So weit, so krass…

Versöhnlicherweise lieferte Frumkin gleich eine Methode dazu, wie man solche gefälschten Spuren erkennen kann. Man macht sich dabei die epigenetischen Modifikationen (dazu werde ich sicher einmal einen Basics-Artikel schreiben) zunutze, die sich an „natürlicher” aber eben nicht an gefälschter DNA finden. Um nicht zu weit vom Thema abzuschweifen an dieser Stelle zur Erklärung nur soviel: im natürlichen Zustand trägt die DNA an vielen Stellen und besonders an solchen, an denen sich viele CG-Nukleotidfolgen befinden, den sog. CpG-Inseln, Modifikationen, genauer Methylierungen, an den C-Nukleotiden.

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Diese Modifikationen werden von speziellen Enzymen angebracht und dienen vielen verschiedenen Zwecken, aber ganz besonders wichtig ist die Möglichkeit, durch DNA-Methylierung die Genexpression steuern zu können, also Gene ein- oder auszuschalten und einige Methylierungsmuster sind identisch in allen normalen Zellen. Wichtig ist hierbei, daß die Methylierungscodes einer Zelle bei der Zellteilung kopiert werden, so daß eine neue Tochterzelle gleich die richtigen Methylierungseinstellungen „erbt”, um normal funktionieren zu können.

Wenn aber DNA, wie es bei den Fälschungsmethoden der Fall ist, in einer künstlichen Umgebung mit speziellen Enzymen vervielfältigt wird, dann funktioniert die Kopie des Methylierungsmusters nicht mehr und das Muster geht verloren. Die neue DNA ist dann in ihrer Nukleotidabfolge, also ihrer „Sequenz”, zwar identisch mit und nicht unterscheidbar von der ursprünglichen DNA und erzeugt daher auch ein identisches STR-Profil. Sie trägt jedoch nicht mehr das originale Methylierungsmuster und genau daran kann man gefälschte DNA erkennen. Frumkin führt dann auch im Artikel vor, wie sich eine Standardmethode zur Analyse epigenetischer Modifikationen, die Bi-Sulfit-Sequenzierung (hier ein schönes Video dazu ) in den forensischen Arbeitsfluss integrieren lässt, um am Ende durch Vergleich mit den Methylierungsmustern in natürlicher DNA Fälschungen erkennen zu können. Diese Methode zur Erkennung von Fake-DNA funktionierte bei Frumkin recht gut und ließ sich sogar bei Mischungen von echter und gefälschter DNA noch anwenden.

Leider ist die Bi-Sulfit-Sequenzierung aber eine ziemlich aufwendige und komplexe Methode, die forensisch nicht validiert ist und sich keinesfalls „mal eben” in die Routine der meisten forensischen DNA-Labore einbauen lässt. Das weiß Frumkin, der bei der israelischen Biotech-Firma Nucleix Ltd. arbeitet, natürlich und schlägt nonchalant vor, daß Proben zur Authentifizierung doch am besten als „Service” von dafür qualifizierten Labors untersucht werden sollten. Ein Schelm… etc.

Mit seiner Arbeit hat Frumkin eine ziemliche Lawine losgetreten und es gab diverse Reaktionen und Kommentare, die in dem Journal (Forensic Science International: Genetics), in dem auch der Artikel erschienen war, veröffentlicht wurden: einige namhafte DNA-Forensiker waren recht verärgert über Frumkins Artikel. Sie hätten sich einen sensibleren Umgang mit dem Thema gewünscht und warfen ihm vor, einerseits entsprechend geneigten und interessierten Verbrechern ein Rezept zum DNA-Fälschen an die Hand gegeben und andererseits unnötige Bedenken und Unsicherheit ob der Sicherheit und Verlässlichkeit von DNA-Profiling geschürt zu haben.
Aber die von Frumkin erzeugten Wellen schwappten über die Fachjournale hinaus auch in die Mainstream-Presse wie z.B. die große New York Times oder hierzulande die Süddeutsche Zeitung. In der NYT wurden dann auch sogleich Horrorszenarien von „genetischen Paparazzi” entworfen, die von Prominenten weggeworfene Becher oder Zigarettenkippen aufsammeln könnten, um so an deren DNA und damit darin verborgene Informationen zu gelangen. Frau Simoncelli, wissenschaftliche Beraterin der “American Civil Liberties Union” war durch die Ergebnissen sehr besorgt und befand, daß gefälschte DNA viel leichter an Tatorten zu platzieren sei, als Fingerabdrücke und dennoch das Justizsystem sich zunehmend auf DNA-basierte Technologien verlasse.

Meine aktuelle Einschätzung: Panik ist unangebracht. Frumkins Artikel ist 2010 erschienen und hat natürlich nicht zu einer plötzlichen massiven Häufung gefälschter DNA-Profile geführt. Paparazzi benutzen immer noch hauptsächlich Kameras statt Thermocycler und auch vor Gericht werden nun nicht dauernd belastende DNA-Profile mit Verweis auf eine mögliche Fälschung angezweifelt. Erstens ist die Fälschung von DNA-Profilen keineswegs soooo einfach, wie von Frumkin behauptet. Ich z.B. hätte das als einfacher Biostudent damals sicher nicht mal eben hingekriegt, von der dafür nötigen Ausrüstung und den eingsetzten Kits, die ziemlich teuer sind, ganz zu schweigen.
Zweitens: angenommen, ein Verbrecher wäre tatsächlich bereit und in der Lage (was einen Großteil von Straftaten, nämlich die im Affekt begangenen schon ‘mal ausschließt), großen Aufwand für die Vorbereitung seiner Tat zu betreiben: wenn es ihm nur darum ginge, nicht geschnappt zu werden, erscheint es doch plausibler, daß er sein Hauptaugenmerk darauf richtet, überhaupt keine statt falsche DNA-Spuren zu hinterlassen, oder? Und wenn es, schließlich, wirklich darum ginge, eine echte, lebende Person fälschlich zu belasten, müßte man erst einmal ihr echtes DNA-Profil kennen, um es fälschen zu können und von den meisten Menschen existiert so etwas überhaupt nicht.

Kleiner Nachtrag am Rande: gerade sehe ich, daß sich auf dem Online-Auftritt der Zeitschrift „Biotechniques” jemand danach erkundigt, wie man das Methylierungsmuster in natürlicher DNA kopieren kann…. was sie wohl im Schilde führt? 😉

_________

Referenz:

[1] Frumkin D, Wasserstrom A, Davidson A, & Grafit A (2010). Authentication of forensic DNA samples. Forensic science international. Genetics, 4 (2), 95-103 PMID: 20129467

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Kommentare (31)

  1. #1 rolak
    11/04/2012

    ..und ich hatte schon den alten Chemie-Experimentierkasten vom Dachboden geholt, um endlich den genialen Bankraub zu inszenieren und irgendein Ekel als Schuldigen zu präsentieren. Jetzt soll ich auch noch den Methülisator-Zusatzset bestellen. pöh, alles Werbung..

    Klingt langfristig ziemlich erschreckend – nicht weil Hein Blöd beim nächsten Bruch präparierte Taschentücher zur Ablenkung hinterlassen könnte, sondern weil in nicht allzu ferner Zukunft von potenter Seite ein mißliebiger Zeitgenosse aufs Vortrefflichste diskreditiert werden kann.
    Ist wie Weihnachten für VT-Spezialisten 😉

    Wird wohl eines der üblichen Rennen werden, fortschreitende Entwicklung bei sowohl fake als auch Nachweis; erinnert mich an Raumschiff Entensteiß, wo irgendwelche Klone an Seiteneffekten der DNA, irgendwelche extruniversalen Teile an ihrer abweichenden *räusper* Quantensignatur erkannt werden.

  2. #2 Roland Tluk
    12/04/2012

    DNA-Spuren können gezielt manipuliert werden, ABER!

    DNA-Spuren unterliegen nicht der Kontrolle des Probanden. D.h. das selbst wenn einzelne DNA-Spuren manipuliert werden, die Fülle von Informationen werden die Fehlerquellen reduzieren.

  3. #3 Cornelius Courts
    12/04/2012

    @rolak: “Wird wohl eines der üblichen Rennen werden, fortschreitende Entwicklung bei sowohl fake als auch Nachweis; ”

    da könnte was dran sein. Nur sind, im Gegensatz zum Wettrennen “Neue Dopingmethode vs. Nachweisbarkeit” hier die Forensiker im Vorteil, da sie “nur” ein weiteres feature genuiner DNA finden müssen, das man nachweisen kann und dann müssen die Fälscher erst einmal nachziehen.

  4. #4 Chris
    12/04/2012

    Nachdem der deutsche “Wattestäbchen-Skandal” schon Ausgangsmaterial für eine CSI Folge war, wird das jetzt sicherlich auch bei CSI, NavyCIS, MFG und AEG etc. aufgegriffen werden…

  5. #5 Jan
    12/04/2012

    Würde sich statt einer Bisulfit-Sequenzierung nicht eventuell eine COBRA (Combined Bisulfite Restriktions Analyse) von aussagekräftigen CpG Inseln im Genom ausreichen? Damit ist doch zumindest eine Methylierung ohne großen Aufwand nachweisbar.

  6. #6 Cornelius Courts
    12/04/2012

    @Chris: “wird das jetzt sicherlich auch bei CSI, NavyCIS, MFG und AEG etc. aufgegriffen werden…”
    oh ja, da könntest Du recht haben. Mal sehen, ob dann der Gangster vor mit dem Frumkin-Paper in der Hand gezeigt wird 🙂

    @Jan: COBRA hat dieselben Einschränkungen wie RFLP-Analyse, die ja von STR-Analytik völlig verdrängt wurde und ist deshalb bei forensischem Spurenmaterial nicht so geeignet. Und der Aufwand ist auch nicht so klein…

  7. #7 Michael Schöfer
    12/04/2012

    Zitat: “Und wenn es, schließlich, wirklich darum ginge, eine echte, lebende Person fälschlich zu belasten, müßte man erst einmal ihr echtes DNA-Profil kennen, um es fälschen zu können und von den meisten Menschen existiert so etwas überhaupt nicht.”

    Soweit ich das sehe, ist das kein Problem, weil wir ja ständig DNA-Material an die Umwelt abgeben. Genügt es nicht schon, ein Haar aus der Haarbürste an sich zu bringen, um danach dem Rivalen mit Hilfe einer gefälschten DNA-Spur auf der Pistole den Mord an der untreuen Ehefrau in die Schuhe zu schieben? Sozusagen zwei Fliegen mit einer Klappe.

  8. #8 Cornelius Courts
    12/04/2012

    @Michael: “Soweit ich das sehe, ist das kein Problem, weil wir ja ständig DNA-Material an die Umwelt abgeben.”

    Das Problem ist auch nicht, an solches Material zu gelangen, sondern daraus ein DNA-Profil zu generieren. Denn einen Kapillarelektrophorese-Gerät hat ganz sicher keiner mal eben zur Hand 🙂

    “Genügt es nicht schon, ein Haar aus der Haarbürste an sich zu bringen, um danach dem Rivalen mit Hilfe einer gefälschten DNA-Spur auf der Pistole den Mord an der untreuen Ehefrau in die Schuhe zu schieben? ”

    Ja, das wäre so eine der denkbaren “Anwendungsformen”. Aber solche Fälle sollen vor Gericht ja auch nicht aufgrund eines einzigen Indizes entschieden werden. Eine Verurteilung allein auf Grundlage eines DNA-Beweises darf es eigentlich nicht geben.

  9. #9 Anhaltiner
    12/04/2012

    Eine weitere Runde im Spiel Gut gegen Böse – die Profiverbrecher werden wohl auch diese Geräte beschaffen können wenn es sich lohnt. War schon immer so und wird wohl auch immer so bleiben. Obwohl fraglich ist ob sich “in solchen Kreisen” Verbrechen mit physischer Anwesenheit überhaupt noch lohnen.

  10. #10 Michael Schöfer
    12/04/2012

    @Cornelius Courts
    Stimmt, ein Kapillarelektrophorese-Gerät dürfte nicht mal eben zuhause rumstehen. Aber das mit dem einzigen Indiz ist m.E. nicht stichhaltig. Es sind doch schon Leute verurteilt worden, die – wie sich später herausgestellt hat – nachweislich unschuldig waren. Da waren dann logischerweise alle Indizien falsch. Und wenn andere Indizien ebenfalls passen, der wahre Täter kann so etwas ja ebenfalls konstruieren, spricht viel für eine Verurteilung. Okay, ich gebe zu, mehr etwas für Kriminalromane. Dennoch, falls die technische Möglichkeit besteht, auch real nicht völlig auszuschließen.

  11. #11 killswitch
    13/04/2012

    ich finde das oben beschriebene anwendungsszenario unrealistisch. wenn geheimdienst x genetisches material von einer zielperson an einen tatort bringen will, warum sollten sie das erst vervielfältigen? das risiko dass es rauskommt, steigt doch mit der anzahl der involvierten personen und eine perfekte kopie bekommt man ja (zumindest nach oben beschriebenem stand der technik) auch nicht hin.

    es wäre doch viel einfacher das genetische material direkt am tatort auszulegen. ein haar in einem kokainbeutel oder blut- oder spermaspuren auf einem kleidungsstück kann man auch ohne vervielfältigung gewinnen und später anbringen.

  12. #12 Mr.Y
    13/04/2012

    Der “kleine Biostudent” mag dazu nicht in der Lage sein, staatliche Organisationen und Organisationen mit dem nötigen Kapital sind es sehr wohl.

    Das Problem ist, dass diese selten bis gar nicht hinterfragt werden.

  13. #13 fatmike182
    13/04/2012

    Ich sehe die Publikation äußerst positiv; nur mit so einer plakativen Darstellung kann gezeigt werden, dass DNA-Spuren eher nicht als Belastungsbeweis ausreichend sind. Während das in D/Ö/… ohnehin klar ist, denkt man ja leider nicht überall so darüber.

  14. #14 foo
    13/04/2012

    @Cornelius Courts:

    Es braucht ja kein Kapillarelektrophoresegeraet – ein Thermocycler und Gelelektrophorese-Aufbau reichen, und das ist finanziell fuer den “Hobby-Bereich” schon erschwinglich. Ich wuerde schaetzen, dass ein brauchbarer Aufbau, mit dem man so ein DNA-Profil erstellen kann, fuer unter 700 Euro zu haben ist – inklusive Thermocycler, Mikroliterpipette, Gelektrophoresekammer und -netzteil, Polymerasen, Primern und sonstigen benoetigten Chemikalien.

  15. #15 Zammy
    13/04/2012

    “wenn es ihm nur darum ginge, nicht geschnappt zu werden, erscheint es doch plausibler, daß er sein Hauptaugenmerk darauf richtet, überhaupt keine statt falsche DNA-Spuren zu hinterlassen, oder?”

    Nein wieso?
    Ich muss dazu auch kein Profil irgendeiner bestimmten Person kennen. Ich würde ja nicht zwangsläufig jemand geziehlt belasten sondern nur die Ermittlungen manipulieren wollen. Dazu würde erstens irgendein menschliches Profil reichen (gibts an jedem Kippenstummel in jedem Park/Baar/etc.). Ich könnte mir ausserdem die Mühe sparen keine eigene DNA zu hinterlassen bzw. die Spuren zu tilgen wenn ich lediglich an plausiblen Stellen eine zusätzliche DNA “auskippen” müsste. Selbst das dürfte in vielen Fällen schon ausreichen um die Beweislast nachhaltig zu entkräften!

  16. #16 s.s.t.
    13/04/2012

    @Michael Schöfer

    Es sind doch schon Leute verurteilt worden, die – wie sich später herausgestellt hat – nachweislich unschuldig waren. Da waren dann logischerweise alle Indizien falsch. Und wenn andere Indizien ebenfalls passen, der wahre Täter kann so etwas ja ebenfalls konstruieren, spricht viel für eine Verurteilung.

    Fälschen kann man grundsätzlich alles, so dürften auch heute noch einige Mona Lisas in Privatsafes schlummern.

    Perfektes Fälschen ist da schon schwerer, s. Hitler-Tagebücher; auch bei sehr großem Aufwand, s. Peralta-Schenkung. Meist deckt auch ein erheblicher Untersuchungsaufwand die Ungenauigkeiten und Unstimmigkeiten auf, s. ‘perfekte’ Banknotenfälschungen.

    Ferner sollte man den Zufall nicht vergessen, wenn z.B. der, dem die Tat untergeschoben werden soll, wider Erwarten doch ein hieb- und stichfestes Alibi hat.

    Indizien sind häufig alles andere als perfekt, z.B. so weiche Indizien wie Zeugenaussagen. Selbst ein Geständnis ist nur von mäßigem Wert, sofern der mutmaßliche Täter nicht mit Täterwissen aufwarten kann. Und weil Indizien eben nur Indizien sind, kommt der Kriminaltechnik häufig in Gerichtsverfahren eine große Bedeutung zu.

  17. #17 Gnusper
    13/04/2012

    Ich studiere gerade Bio und hab ne Frage zu deiner Aussage

    “Erstens ist die Fälschung von DNA-Profilen keineswegs soooo einfach, wie von Frumkin behauptet. Ich z.B. hätte das als einfacher Biostudent damals sicher nicht mal eben hingekriegt, von der dafür nötigen Ausrüstung und den eingsetzten Kits, die ziemlich teuer sind, ganz zu schweigen. ”

    Hab leider kein ScienceDirect abo und kann nur den abstract lesen.

    Wie hat er denn seine gefälschte DNA produziert?

    Ich stell mir das recht einfach vor: Probe sammeln (dürfte noch das schwerste werden), DNA isolieren und dann PCR machen => man hat unendlich viel Material

    Jeder Biostudent kommt an nen Cycler + Isokits (ging bei uns schon im 2ten Semester). Primer sollte man sich doch einfach designen können. Mehr braucht man dann nicht.

    Oder wo liegt mein fehler in der Überlegung?

  18. #18 Habnix
    14/04/2012

    Vielleicht darf man an den 11.09.2001 erinnern.

  19. #19 sebix
    14/04/2012

    Muss man beim Klonen diese Methylierung beachten? Oder wird die von den Zellen später mit eigenen Enzymen wieder angebracht (die ihre Daten wieder aus der DNA haben)?

    Und wie kann man die Methylierung nun mitkopieren? Sind das einfach spezielle Enzyme die man dafür braucht?

  20. #20 s.s.t.
    14/04/2012

    @Habnix

    Vielleicht darf man an den 11.09.2001 erinnern.

    Man darf vieles, sowie man vieles recht gut fälschen kann. Man darf sogar eine Menge OT, solange es den Blogbetreiber nicht juckt.

    Sollte es jedoch darum gehen, dass 2001 die DNA der Phantom-Opfer der Hologram-Flugzeuge gefakt worden sein hätten sollen können, dann ist dieser Trollversuch allein schon in Hinblick auf die damalige Technik noch nicht einmal einen müden Lacher wert.

  21. #21 ZetaOri
    15/04/2012

    @s.s.t.· 14.04.12 · 22:50 Uhr

    […] Sollte es jedoch darum gehen, dass 2001 die DNA der Phantom-Opfer der Hologram-Flugzeuge gefakt worden sein hätten sollen können, dann ist dieser Trollversuch allein schon in Hinblick auf die damalige Technik noch nicht einmal einen müden Lacher wert.

    Na ja, das notwendige Wissen besaßen die Amis ja spätestens, nachdem sie die überlebenden Aliens vom UFO-Absturz (-Abschuss?) bei Roswell unter Drogen / Folter ausgequetscht hatten (genauso wie das Nanothermit, das bekanntlich aus dem Chemiebaukasten eines Jung-Alien stammt)!!!11elf

  22. #22 s.s.t.
    15/04/2012

    @ZetaOri

    “Roswell” hatte ich schon völlig verdrängt, Asche auf mein Haupt, da “Roswell” ja im Falle eines Falles alles kittet bzw. der Gott aller Lück(g)en ist.

    (“Abschuss” klingt übrigens besser und ist auch für Verfilmungen besser geeignet.)

  23. #23 ZetaOri
    15/04/2012

    @s.s.t.· 15.04.12 · 21:53 Uhr

    @ZetaOri
    “Roswell” hatte ich schon völlig verdrängt, Asche auf mein Haupt, da “Roswell” ja im Falle eines Falles alles kittet bzw. der Gott aller Lück(g)en ist.

    Jo, Roswell (wahlweise der “allmächtige Gott”) ist das Äquivalent einer ganzen Hand voller Joker!

    (“Abschuss” klingt übrigens besser und ist auch für Verfilmungen besser geeignet.)

    Na ja, lässt aber auch gewisse Zweifel an der Allmacht der Aliens entstehen: Zumindest eine Fähigkeit in die Zukunft zu sehen wäre nur noch schwer zu verkaufen. Vielleicht noch mit den sattsam bekannten “unerforschlichen Wegen”. ;o)

  24. #24 fwolf
    16/04/2012

    zur “bösen” Veröffentlichung: Manch einer hat’s halt immer noch nicht ganz überrissen, dass “Security through Obscurity” schlichtweg nicht funktioniert. Bewiesen allein durch allenortens herumfliegenden Kunden- und Benutzerdatenbanken, die ja alle SOOO sicher untergebracht waren ..

    Und: Im Fall der Fälle gibt man doch eine Methode an den Rest der Welt weiter, damit nicht nur ein Land, FIrma, Gruppe oder Einzelperson die Macht hat, diese künftig schön für eigene Zwecke zu (miß)gebrauchen.

    cu, w0lf.

  25. #25 Lohengrin
    16/04/2012

    @Michael Schöfer
    Ich sehe das genauso wie du. Wozu so kompliziert genetisches Material nachbauen. Es gibt viele Möglichkeiten, Material für die Spurensicherung zu hinterlegen.
    Die Beweiskraft dieses Aspekts der Spurensicherung wird zur Zeit deutlich überschätzt.

    Was bedeutet es, wenn an einem Getöteten in München Nasensekret von mir gefunden wird? Er könnte sich vorher an mir in der Ubahn geschubbert haben, oder es könnte jemand, der mir etwas unterschieben will, vorher an meiner Mülltonne gewesen sein.

  26. #26 s.s.t.
    17/04/2012

    @Lohengrin

    Was bedeutet es, wenn an einem Getöteten in München Nasensekret von mir gefunden wird?

    Genau nichts. Ein Alibi in z.B. HH macht diese Spur wertlos. Eine Spur muss immer im Kontext gesehen werden. Eine Verurteilung via DNA allein geht übtrigens nicht. Zu der Phantom-DNA wurden schon früh Zweifel laut, die Analyse, Frau, osteuropäischer Ursprung war zutreffend.

    Die Beweiskraft dieses Aspekts der Spurensicherung wird zur Zeit deutlich überschätzt.

    Spurenanalytik ist die Königin der forensischen Wissenschaften. Herzlichen Glückwunsch falls Du anderen Indizien mehr Raum einräumst.

  27. #27 Lohengrin
    21/04/2012

    @s.s.t.
    Wenn mir jemand etwas in die Schuhe schieben will, wird er schon darauf achten, dass ich kein passendes Alibi habe.
    Sämtliche Spuren haben ihre Schwächen. Zeugenaussagen sind, falls der Zeuge nicht lügt, Berichte über das, was der Zeuge zum Zeitpunkt des Berichterstattung glaubt, erlebt zu haben. Fotos können manipuliert sein. DNA-Spuren können gelegt worden sein oder durch etwas entstanden sein, woran der Ermittler nicht denkt.
    Welchen Indizien ich wieviel Beweiskraft einräume, entscheide ich im Einzelfall. Wenn der Tote aus München erwürgt worden ist, und es einen Tatverdächtigen gibt, und trotz Bemühungen keine DNA des Tatverdächtigen an der Leiche gefunden wird, halte ich das für ein starkes Indiz dafür, dass der Tatverdächtige es nicht war. Ist der Tatverdächtige Briefträger, und wurde das Nasensekret an einem Briefumschlag gefunden, dann würde ich überprüfen, ob dieser Briefträger diesen Brief ausgeliefert hat, und falls ja, dieses Indiz ignorieren.

  28. #28 Aveneer
    23/04/2012

    Ich denke der Nachweis der DNA-Methylierung benötigt zu viel Probenmaterial (keine Spurenanalytik ?).

    Wie viel benötigt man für eine PCR und wie viel für den Nachweis einer Methylierung?
    Was macht man, wenn die Proben kontaminiert sind („Opfer-DNA”/Blut) die ist methyliert.
    Ich frage mich schon länger, warum das erzeugen eines DNA-Profils, dem einer „echten DNA-Sequenzierung“ immer noch vorgezogen wird. Sicher war es vor 10-30 Jahren die günstigste/einfachste Methode, aber heute ist das auslesen von 1000 bp kein Hexenwerk mehr?

    Um einen Täter /eine Fälschung auszuschließen, würde ich es bevorzugen verschiede 1kb Genomabschnitte (2-3) zu sequenzieren.

    Verwendet man „deep-sequencing“ könnte man ggf. sogar erkennen, ob es sich (eher) um zuvor amplifizierte DNA handelt (mehr Mutationen) oder um „Original-DNA“ (weniger Mutationen).

    Gruß
    Aveneer

  29. #29 s.s.t.
    23/04/2012

    @Lohengrin
    Dummerweise ist die Realität komplexer als die Fantasie.

    Welchen Indizien ich wieviel Beweiskraft einräume, entscheide ich im Einzelfall.

    Hängt ‘leider’ nicht nur vom Glauben ab, mitunter kommen andere SV zu ganz anderen Schlussfolgerungen.

    Weitere Fakten sollten Indzien tunlichst untermauern, und nochmals: DNA alleine reicht nicht.

  30. #30 s.s.t.
    25/04/2012

    Der geniale Verbrecher/Fälscher ist übrigens eine recht seltene Spezies, wie hier unterhaltsam gezeigt wird: https://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,828234,00.html

    Selten sind Filme weiter von der Realität entfernt als in diesen sogenannten Heist-Movies. Die Legende vom cleveren, stilvollen, fast edlen und genialen Gentleman-Gangster findet in der Realität keine Entsprechung. Weit normaler – wenn man das so nennen will – sind Straftäter, die reichlich verpeilt und ohne großen Plan ihr Ding durchziehen.

  31. #31 nio
    21/04/2013

    ich hab schon eine csi/nsci/.. (ich weiss nich mehr) gesehen wo falsche DNA Thema war 😉 …