Klar ist: durch die Modifikationen an den Histonen kann die Chromatin-Struktur gewissermaßen modelliert und der Zugang zu verschiedenen Bereichen der DNA sehr genau reguliert werden. Auch Histon-Modifikationen werden daher bei der DNA-Replikation erhalten. Bei der Zellteilung können Enzyme die Modifikationen der Histone im Eltern-DNA-Strang auf die Histone der neu gebildeten Tochter-DNA übertragen.
Zusammen mit der Methylierung der DNA stellen Histon-Modifikationen der Zelle ein wichtiges und überaus komplexes Instrumentarium zur Steuerung zentraler Vorgänge zur Verfügung, welches nur einen Teil der Möglichkeiten epigenetischer Regulation (zu der ja auch RNAi zu zählen ist) darstellt. Seit kurzem erst weiß man übrigens auch, daß Histon-Modifizierung und DNA-Methylierung keineswegs unabhängig voneinander sind. Die Verständigung zwischen beiden Prozessen wird durch die Interaktion sog. SET-domain-Histon-Methyltransferasen und DNA-Methyltransferasen ermöglicht und ist für einen normalen Ablauf von Entwicklungsprozessen erforderlich, ist aber auch von Bedeutung bei der Umprogrammierung von normalen Zellen zu Krebszellen.
Neuere Studien belegten kürzlich außerdem eine Rolle von Histon-Modifikationen beim alternativen Spleißen. Epigenetische Modifikationen bestimmen damit also nicht nur, welche Teile des Genoms wann exprimiert werden, sondern beinflussen auch die kombinatorische Vielfalt in der sie zu den mannigfaltigen Funktionsträgern der Zelle zusammengefügt werden.
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Nachtrag am 07.05.2014: Ein umfangreiches Review zum Thema transgenerationaler Vererbung epigenetischer Markierungen wurde kürzlich bei Cell veröffentlicht. Es trägt den Untertitel “Myths and Mechanisms” und kommt zum Schluß, daß nach wie vor unklar ist, in welchem Umfang diese Vererbung auftritt und durch die Umwelt beeinflusst wird.
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