Auch vom Masernvirus gibt es bereits Bilder und man kann seine Größe von 120-140 nm recht genau angeben. Um ein Bild zu machen, kann man z.B. Zellen in einer Zellkultur infizieren (z.B. mit dem Rachenschleim einer erkrankten Person) und nach etwas Wartezeit die aus den geplatzten Zellen ausgetretenen Viren im Überstand finden. Hier ein Bild eines Masernvirus aus der Familie der Paramyxoviridae:
Diese Art von Nachweis ist aber zu ungenau und zu unpraktisch für klinische Anwendungen. Normalerweise wird das Masernvirus (und andere Viren, wie HIV und auch Bakterien) daher durch einen Antikörpertest (ELISA) nachgewiesen. Bei diesem Test entsteht ein Farbsignal, wenn ein spezifischer Antikörper an sein Gegenstück, ein Antigen, das sich (möglichst) nur auf der Oberfläche des nachzuweisenden Organismus befindet, bindet. Diese Tests sind günstig und schnell, sind aber auch nicht sehr empfindlich und vor allem können sie falsch positiv und falsch negativ verlaufen.
Es gibt noch etliche weitere Verfahren zum Virusnachweis und Bakteriennachweis, wie Plaque-Assays, Komplementbindungsreaktionen und verschiedene Kulturverfahren, auf die ich hier nicht näher eingehen werde, denn der derzeit beste und sicherste Nachweis aller Viren und Bakterien beruht auf der Detektion ihres Erbgutes mittels PCR. (Das ist bei Menschen nicht anders und der Grund, daß ich als Forensischer Genetiker einen Job habe). Die PCR ist zugleich sehr spezifisch und sehr sensitiv, d.h., wenn man es richtig macht, weist sie nur das nach, was sie nachweisen soll und das auch bei extrem geringen Mengen von Ausgangsmaterial.
Wie die PCR funktioniert, habe ich schon beschrieben: zwei Primer, die aus DNA-Bausteinen bestehen und deren Sequenz spezifisch für einen bestimmten Abschnitt des DNA-Abschnitts, den man anreichern möchte, sind, binden an den Enden dieses Abschnittes, z.B. eines Stücks des Masernvirusgenoms, und dienen als gezielte Startstellen für eine Polymerase, die eine komplementäre Kopie des Abschnitts anfertigt. Da dabei auch die Bindestelle für den jeweils anderen Primer mitkopiert wird, entsteht in jeder PCR-Runde an jeder bereits angefertigten Kopie des Abschnittes wieder eine neue, zusätzlich Bindestelle, so daß ein weiterer Primer binden kann und der Prozess letztlich zu einer exponentiellen Anreicherung genau dieses einen Abschnitts führt. Nach etwa 30 Runden (oder Zyklen) liegen dann genug Kopien des Abschnitts vor, um sie z.B. auf einem Agarosegel oder einem Southern-Blot nachweisen zu können.
Aus diesem Grund ist die qPCR eine sehr gute Methode für empfindliche Nachweise verschiedenster Viren und Bakterien, z.B. West-Nil-Virus, HIV und seit kurzem sogar HIV-Provirus [1]. Es gibt inzwischen natürlich auch längst solide qPCR-Verfahren, die mit hoher Sensitivität und Spezifität Masernviren in bis zu 100% der untersuchten bestätigten Masernfälle detektieren können [2].
Kommentare (326)