Die Mischung im Beutel besteht aus Acrylfarbe, einem bariumhaltigen Röntgenkontrastmittel und menschlichem Blut freiwilliger SpenderInnen. Jede dieser Komponenten ermöglicht eine verschiedene Darstellungsqualität: die Acrylfarbe ist (fiber)optisch sehr gut sichtbar und chemisch stabil, Backspatter auf Schußhand und Waffe lässt sich gut erkennen und kartographieren und auch der Wundkanal ist detailliert darstellbar. Das Kontrastmittel ermöglicht eine Röntgendarstellung des Wundkanals, die eine Zerstörung/Zerschneidung des Gelatinekerns nicht erfordert. Das Blut enthält Zellen und DNA und ermöglicht die molekularbiologische Untersuchung des Backspatters z.B. im Inneren der Waffe.
In unserer Studie, die Teil eines DFG-geförderten Projekts ist, haben wir nun eine ganze Reihe von Beschüssen mit insgesamt 10 verschiedenen Waffen (Pistolen und Revolver) verschiedener Kaliber auf baugleiche und mit „triple mixture“ dotierte ballistische Modelle (s.o.) durchgeführt. Aus dem Inneren jeder Waffe wurden daraufhin Proben genommen, außerdem wurden das Äußere der Waffen, die Schußhand und der „Wundkanal“ im Inneren der Modelle untersucht.
Wir wollten zeigen, daß alle drei Kontrastkomponenten vollständig kompatibel miteinander sind und in keiner Weise die Nachweisqualität jeweils einer der anderen Komponenten beeinträchtigt. So sahen die Ergebnisse aus:
Man sieht also, daß die optischen und bildgebenden Darstellungen prima und ohne miteinander zu interferieren funktionieren. Nun mußte noch geprüft werden, ob die DNA unter der Beimengung von Acrylfarbe und Bariumkontrastmittel leiden bzw. das DNA-Extraktionsverfahren durch diese „Verunreinigungen“ beeinträchtigt werden würde. Wie sich herausstellte, war das nicht der Fall: Wir isolierten die DNA aus den Proben, die wir aus dem Inneren der Waffenläufe genommen hatten und das auf „magnetic beads“ basierende Extraktionsverfahren erlaubte eine so gründliche Reinigung, daß wir bei der nachfolgenden Quantifizierung ausreichend und ausreichend saubere DNA erhielten. Danach amplifizierten wir insgesamt 17 STR-Systeme mittels Multiplex-PCR und analysierten die Fragmente in der Kapillarelektrophrese. In allen Fällen gelang es, aus den gewonnenen Meßdaten schöne Vollprofile zu erzeugen, die jeweils korrekt dem Spender des Blutes zugeordnet werden konnten, also für eine forensische Identifikation geeignet waren und im Ernstfall zur Identifikation eines Opfers hätte dienen können.
Damit können wir mit der „triple contrast“-Methode ein neues Werkzeug für die experimentelle Ballistik vorstellen, das eine umfassende weil alle wesentlichen Spurenbildaspekte einschließende und damit „wirtschaftliche“ Analyse experimenteller Beschüsse und beschossener ballistischer Modelle gestattet und dabei erstmalig die Untersuchung möglicher Korrelationen wund- und molekularballistischer Effekte ermöglicht. Wir würden eine weite Verbreitung dieser Methode begrüßen und freuen uns besonders, wenn dadurch Forschungsergebnisse erzielt werden, die dann zeitnah in der routinemäßigen Untersuchung von Schußwaffendelikten zur Anwendung gelangen.
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Referenz:
[1] Schyma, C., Lux, C., Madea, B., & Courts, C. (2015). The ‘triple contrast’method in experimental wound ballistics and backspatter analysis. International Journal of Legal Medicine, 1-7.
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