Mit dieser Frage hat sich eine Konferenz in Paris mit dem interessanten Titel „The Brains that pull the Trigger“ („Die Hirne, die den Abzug drücken“) befaßt und darüber Neurowissenschaftler, Psychologen, Historiker und Soziologen ins Gespräch gebracht. Als Illustration des komplexen und viele verschiedene Annäherungsweisen zulassenden Problems mag ein Ausschnitt aus einer Präsentation der Konferenz dienen: man zeigte die Dokumentation einer Befragung hunderter unausgebildeter deutscher Reservisten nach dem Zweiten Weltkrieg, die 1942 eingezogen worden waren und Zehntausende polnische Juden ermordeten. Die Transkripte der Befragungen belegten, daß der Kommandant den Reservisten freigestellt hatte, sich an den Tötungen nicht zu beteiligen, wovon lediglich einer von zehn Gebrauch machte.
Auch wenn sich viele der beteiligten Wissenschaftler schwer damit taten, dieses Phänomen aus der Sicht und mit den Werkzeugen ihrer Disziplin anzugehen und gut darin aufgehoben zu finden, finde ich doch eine solche multidisziplinäre Konferenz einen wichtigen und ermutigenden Ansatz, sich wissenschaftlich mit einem der größten Probleme der Menschheit zu befassen. Und indem man sich mit der politisch neutralen Neurowissenschaft von Schaltern im Hirn befaßt, kann man vielleicht Fortschritte machen, ohne sich in nutzloser Rhetorik zu verlieren. Und vielleicht lassen sich so auch Wege finden, Menschen auf eine Weise zu erziehen (oder zu bilden?), die sie besser davor feit, ideologischen Einflüsterungen oder gar Tötungsbefehlen zu gehorchen.
Wie sehen das die LeserInnen?
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Referenzen:
[1] Burke, T. M., Markwald, R. R., McHill, A. W., Chinoy, E. D., Snider, J. A., Bessman, S. C., … & Wright, K. P. (2015). Effects of caffeine on the human circadian clock in vivo and in vitro. Science translational medicine, 7(305), 305ra146-305ra146.
[2] Ruggiero, J. S., & Redeker, N. S. (2013). Effects of napping on sleepiness and sleep-related performance deficits in night-shift workers: a systematic review. Biological research for nursing, 1099800413476571.
[3] Landolt, H. P., Rétey, J. V., Tonz, K., Gottselig, J. M., Khatami, R., Buckelmuller, I., & Achermann, P. (2004). Caffeine attenuates waking and sleep electroencephalographic markers of sleep homeostasis in humans. Neuropsychopharmacology, 29(10), 1933-1939.
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Extra-Service: Soundtracks zur Lektüre 🙂
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