Fall 3: Ein 53-jähriger wurde tot aus einem Spaßbad geborgen. Die Obduktion ergab reichlich Hinweise für eine möglicherweise tödliche Arrhythmie, die zu einer vorübergehenden Bewußtlosigkeit geführt und den Tod durch Ertrinken verursacht haben könnte. Der Untersuchung auf Drogen ergab keine Befunde, allerdings wurde eine Ethanolblutkonzentration von 0,21 g/l festgestellt. Anzeichen für Diatomeen fanden sich bei mikroskopischer Untersuchung der Organe zwar nicht (Tabelle 1), jedoch nach PCR-Analyse zusammen mit Cyanobakterien sowohl im Wasser des Spaßbades als auch im Milzgewebe des Toten.
Fall 4: An einem Dezembertag fand man einen 35 Jahre alten Toten in einem mit Regenwasser gefüllten Graben. Autoptisch ergaben sich mit Ertrinken vereinbare aber nicht spezifische Befunde, sowie toxikologisch massiv hohe Ethanolkonzentrationen in Blut und Urin (Tabelle 1). Abermals fand man keine Diatomeen im Milzgewebe unter dem Mikroskop wohl aber durch molekularbiologische Analyse (Tabelle 2). Wasser aus dem Graben war nicht gesichert worden und konnte nicht untersucht werden.
Wegen der hohen Sensitivität der PCR ist der molekularbiologische Diatomeen-Test sehr gefährdet durch Kontamination, z.B. durch Organismen, die sich auf der Haut, also außen an einem Toten befinden können oder durch das im Obduktionssaal verwendete Leitungswasser. Um dieser Gefahr zu begegnen, wurden bei allen hier beschriebenen Obduktionen diverse Maßnahmen zur Vermeidung von Kontaminationen ergriffen. Außerdem wurde in jedem Fall eine Probe des im Obduktionssaal verwendeten Leitungswassers sowie Proben von Leichen, die sicher nicht ertrunken waren, als Negativkontrollen mitgeführt. Die Gruppe untersuchte als Gegenprobe außerdem vier Leichen, die zwar im Wasser aufgefunden jedoch sicher nicht ertrunken waren. In allen Fällen waren die PCR-Tests auf Diatomeen etc. negativ.
Die Obduktionsbefunde in allen vier Fällen waren recht ähnlich (trockene, voluminöse, distendierte Lungen mit Stauungsblutungen, flüssiges Blut, gestaute Organe, anämische Milz), und deuteten zusammen mit den feingeweblichen Untersuchungen (Emphysemum aquosum) auf Ertrinken hin, während sich für andere, natürliche Todesursachen jeweils keine Anzeichen ergaben.
Abgesichert wurden die Befunde jedoch in allen Fällen erst durch die molekularbiologischen Analysen, die auch in Fällen, in denen auch im Wasser keine Diatomeen nachweisbar waren, andere wasserlebende Organismen detektieren konnten, während der klassische Diatomeen-Test in allen Fällen negativ verlief und keinen Hinweis auf Ertrinken erbrachte, was, zumindest bei Fall 1, dadurch begründbar war, daß das Wasser keine Diatomeen enthielt.
Es erscheint daher sehr empfehlenswert, die post-mortale Diagnostik des Ertrinkens routinemäßig durch einen PCR-Nachweis verschiedener wasserlebender Organismen zu ergänzen.
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Referenzen:
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[2] Abe S, Suto M, Nakamura H, Gunji H, Hiraiwa K, Suzuki T, Itoh T, Kochi H, Hoshiai G (2003) A novel PCR method for identifying plankton in cases of death by drowning. Med Sci Law 43(1):23–30.
[3] Suto M, Abe S, Nakamura H, Suzuki T, Itoh T, Kochi H, Hoshiai G, Hiraiwa K (2003) Phytoplankton gene detection in drowned rabbits. Leg Med (Tokyo) Suppl 1:S142–4.
[4] Uchiyama T, Kakizaki E, Kozawa S, Nishida S, Imamura N, Yukawa N (2012) A new molecular approach to help conclude drowning as a cause of death: simultaneous detection of eight bacterioplankton species using real-time PCR assays with TaqMan probes. Forensic Sci Int 222(1–3):11–26.
[5] Kakizaki E, Ogura Y, Kozawa S, Nishida S, Uchiyama T, Hayashi T, Yukawa N (2012) Detection of diverse aquatic microbes in blood and organs of drowning victims: first metagenomic approach using high-throughput 454-pyrosequencing. Forensic Sci Int 220(1–3): 135–46.
[6] Kane M, Fukunaga T, Maeda H, Nishi K (1996) The detection of picoplankton 16S rDNA in cases of drowning. Int J Legal Med 108(6):323–6.
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