iv Zugehörigkeit: Religiöse Vorstellungen können als ein Zugehörigkeitssystem konzeptionalisiert werden, welches Sicherheit und Geborgenheit in Zeiten von Stress und Bedrängnis vermittelt. Einem gut belegten und auf Kompensation abstellenden Erklärungsmodell zur Assoziation von Religiosität und Zugehörigkeitsempfinden zufolge wenden sich Gläubige dann an Gott als Zielfigur für ihr Zugehörigkeitsbedürfnis und zur Kompensation ihrer Einsamkeit, wenn sie Trennung, Verlust des Partners oder ähnliche schlimme Ereignisse erleben. Intelligenz hingegen kann durch ihren Einfluß auf die Partnerschaftswahrscheinlichkeit ebenfalls Einsamkeit verringern bzw. verhindern: verschiedenen Studiendaten zufolge heiraten intelligente Menschen mit höherer und lassen sich mit niedriger Wahrscheinlichkeit scheiden. Wenn also intelligentere Menschen wahrscheinlicher verheiratet sind, haben sie weniger das Bedürfnis, sich der Religion als Zuflucht vor der Einsamkeit zuzuwenden.
Man kann also zusammenfassend sagen, daß Menschen, die bereits, z.B. vermittels höherer Intelligenz, über die Funktionen verfügen, die Religion zu bieten hat, wahrscheinlich eher dem Atheismus zuneigen während Menschen, die dieser Funktionen entbehren (z.B. Arme und Hilfsbedürftige), wahrscheinlich der Religiosität zuneigen.
Einschränkungen dieser Analyse: Es wichtig, darauf hinzuweisen, daß alle Studien, die in die Metaanalyse eingeflossen sind, in westlichen Gesellschaften durchgeführt wurden, so daß die Befunde auch nur für diese gelten und daher keine adäquate Einbeziehung der Rolle des kulturellen Umfelds vorgenommen werden konnte. Auch lag zu wenig Information vor, um die Religiosität als möglichen Vermittler der beobachteten Korrelation kodieren zu können, diese Hypothese konnte also nicht getestet werden.
Außerdem ist zu sagen, daß der Ansatz für die Erklärung der beobachteten Korrelation, der Atheismus als Form von Nonkonformismus setzt, ist nicht anwendbar auf Kulturen und Gesellschaften, die mehrheitlich atheistisch sind, wie etwa in den skandinavischen Ländern, wo Atheismus sogar als konform gelten könnte.
Die Autoren postulieren einen kausalen Zusammenhang von Intelligenz zu Religion (nicht anders herum) und haben verschiedene Mechanismen beschrieben, die jenen erklären können, es ist jedoch festzuhalten, daß diese Mechanismen noch nicht empirisch getestet wurden und es daher noch keine Evidenz zur Stützung dieser Ideen gibt.
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Referenzen:
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[3] Beckwith, B. P. (1986). The effect of intelligence on religious faith. Free Inquiry, 6, 46-53.
[4] Bell, P. (2002, February). Would you believe it? Mensa Magazine, 12-13.
[5] Block, J. H., & Block, J. (1980). The role of ego-control and ego-resiliency in the organization of behavior. In Development of cognition, affect, and social relations: The Minnesota symposia on child psychology (Vol. 13, pp. 39-101).
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