Übrigens sind keineswegs ausschließlich menschliche Spuren von forensischem Interesse und es kann durchaus erforderlich sein, im Rahmen von Ermittlungen tierisches und/oder pflanzliches Material zu analysieren, etwa um die genaue Art eines Tiers oder einer Pflanze bzw. eines Teils davon zu bestimmen. Derartige Untersuchungen sind Teil der als ’Wildlife Forensic Science’ bezeichneten Disziplin, die angesichts des weltweiten Ausmaßes und finanziellen Volumens (im zweistelligen Milliardenbereich) des sogenannten ’Wildlife Crime’, also der Jagd auf und der illegale Handel mit geschützten und bedrohten Tieren, Pflanzen und deren Teilen, immer wichtiger wird. Für einige Arten, z.B. die Hanfpflanze Cannabis sativa, gibt es sogar bereits die Möglichkeit, einzelne Individuen zu identifizieren und somit im Zuge der Bekämpfung von Drogenkriminalität Zusammenhänge zwischen verschiedenen Funden nachzuweisen und womöglich Vertriebswege und Ursprungsorte einzelner Asservate nachzuvollziehen.
Diese Aufzählung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit aber all diese sehr verschiedenen Methoden, die in ihrer Vielseitigkeit und Kreativität den Vergleich mit CSI & Co nicht zu scheuen brauchen, verdanken sich oder sind derzeit noch Gegenstand von beständigen Forschungsanstrengungen und sie alle haben zum Ziel, die allgemeine (Rechts)sicherheit zu verbessern und dienen letztlich der Gerechtigkeit, indem sie dazu beitragen, daß Straftaten besser verfolgt und aufklärt oder sogar verhindert sowie besser weil objektiver juristisch beurteilt werden können.
Vor diesem Hintergrund mutet es daher in meinen Augen etwas ironisch an, daß die Forschungsförderung für die forensischen Wissenschaften durchaus als zurückhaltend bezeichnet werden muß, während sich mit dem Jahresgehalt des Hauptdarstellers einer besonders beliebten CSI-Serie schätzungsweise die gesamte deutsche Forschung im Bereich der forensischen Molekularbiologie für mehrere Jahre finanzieren ließe. Und da in Deutschland forensisch-molekularbiologische Forschung fast ausschließlich an Instituten für Rechtsmedizin mit entsprechenden Fachabteilungen beheimatet ist, ist angesichts der häufig finanziell prekären und in ihrer Existenz bedrohten Lage vieler rechtsmedizinischer Institute eindringlich zu appellieren, daß endlich, grundsätzlich und flächendeckend die Rechtsmedizin als unersetzlicher, transdisziplinärer und unabhängiger Standort mit wichtigen Aufgaben nicht nur für Rechtspflege und Verbrechensaufklärung sondern auch für Forschung und Lehre anerkannt, finanziell besser gestellt und stärker in der Forschungsförderung berücksichtigt wird.
In diesem Sinne würde ich mich freuen, ein wenig dazu beitragen zu können, einen „guten” CSI-Effekt zu begründen, der dazu führt, daß das Wissen um die echten Verfahren und Methoden der forensischen Wissenschaften, ihrer Möglichkeiten aber eben auch ihrer Beschränkungen, allgemein zunimmt und vielleicht ja dazu taugt, das große durch CSI & Co. entzündete Interesse in der Bevölkerung zu fokussieren und auf den Stellenwert und die Wichtigkeit unserer Forschung und deren wohlwollendere wissenschaftspolitische Berücksichtigung zu lenken.
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