Passend zum Erscheinen unseres Artikels scheint es auch eine Art Revival des DNA-Transfer-Themas zu geben. Das Thema war zwar nie wirklich weg, galt aber doch eine Weile als trivial, dröge, unsexy o.ä. Nun aber drängt es sich durch die größer werdende Bewußtheit und damit auch gerichtliche Relevanz, die DNA-Transfer-basierten Alternativhypothesen zur Erklärung von Spurenbildern zukommt, wieder ins Bewußtsein der Community und die Anzahl (erfreulicherweise auch besser gemachter) Studien dazu steigt spürbar an. Es gab dazu auch einen Keynote-Vortrag von R. van Oorschot, der sich schon viele Jahre intensiv mit dem Thema beschäftigt und allgemein als Koryphäe anerkannt ist.
Ein weiterer Schwerpunkt meines besonderen Interesses war die forensische RNA-Analyse. Es gab sehr interessante Vorträge zum Einsatz von NGS zur RNA-Analyse (RNASeq), zirkulären RNAs
aber auch den altbewährten miRNAs in der forensischen Körperflüssigkeiten-Identifikation und es wurden probabilistische Modelle zur Auswertung forensischer RNA-Analyse-Daten vorgestellt. Zu Beginn der Tagung habe ich übrigens diesbezgl. auch wieder an einem Treffen der forensischen RNA-Profiling Gruppe (ForRNAp), deren Gründungsmitglied ich bin, teilgenommen, wo wir u.a. die (recht guten) Ergebnisse eines gruppeninternen RNA-Ringversuchs besprochen haben.
Auch meine Abteilung war wissenschaftlich wieder mit zwei schönen Postern meines Doktoranden
und meiner Masterstudentin vertreten,
(hier sind die beiden übrigens mit unserem frisch neu gewählten ISFG-Präsidenten John Butler)
die unsere Ergebnisse zum Zusammenhang der Schußentfernung und der Menge der im Backspatter meßbaren DNA bzw. zur Art und Zusammensetzung von DNA-Profilen, die sich durch die Handhabung von Schußwaffen durch mehrere Personen aus Abrieben verschiedener Waffenflächen erstellen lassen, darstellten. Das letztere Projekt baut dabei direkt auf unserer Arbeit zu DNA-Transfer auf, über die ich kürzlich berichtete und war gemäß unserer eigenen Vorschläge konzipiert und durchgeführt worden.
Nachdem schon feststeht, daß es in zwei Jahren nach Washington geht (ich habe beim “Come-to-Washington-2021-Stand gefragt, ob es eine Trump-wird-wiedergewählt-Reiserücktrittsversicherung gibt – leider wohl nicht…), haben wir in der ISFG-Vollversammlung diesmal übrigens beschlossen, den Kongress 2023 in Santiago de Compostela stattfinden zu lassen. Ob sie mich da reinlassen? Ich werde es auf jeden Fall versuchen (besonders, falls ich nicht nach Washington gehen sollte) nicht zuletzt, um dort dann mein hoffentlich schon passables Spanisch auszuführen 😉
Prag 2019 war jedenfalls eine schöne, gut gemachte und wie immer anstrengende aber auch inspirierende Tagung, auf der wir viel gesehen, gelernt und zum Nachdenken bekommen haben. Hat Spaß gemacht!
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