Einen Vortrag aus Salzburg zur Identifizierung von stark fäulnisveränderten Leichen, bei dem es um die Vorhersage der zu erwartenden DNA-Profilqualität anhand eines von den Fäulnismerkmalen abgeleiteten Scores ging, fand ich nicht so spannend, denn etwas sehr Ähnliches hatten wir vor 5 Jahren an einem deutlich größeren Kollektiv selber schon gemacht und veröffentlicht [1] #mußmanwissen .

Aber auch meine eigene Abteilung war gut vertreten. Denn erst sprach mein Doktorand, der sich vornehmlich mit molekularer Ballistik befaßt, über die „Korrelation von Schussdistanz, Wundprofil und DNA-Ausbeute aus Spuren von Backspatter aus dem Waffeninneren“ (genaueres folgt hier im Blog) und direkt im Anschluß meine Doktorandin, die sich viel mit DNA-Transfer befaßt hat, über die „Variabilität der Spurenprofilzusammensetzung an Schusswaffen durch DNA-Transfer in realitätsnahen alternativen Handhabungsszenarien“ (genaueres folgt hier im Blog). Vor den beiden berichtete übrigens mein alter Kollege C. Schyma, wie schwierig es ist, neben der DNA, die sich mit den richtigen Methoden zuverlässig und rückstandsfrei aus dem Waffeninneren entfernen läßt, auch die RNA dort herauszubekommen. Eine Methode, die zwar funktioniert, ist offenbar so aggressiv, daß die Waffen, an denen er es probiert hatte nun „reif für den Hochofen“ sind. Gut zu wissen, bevor wir wieder selber Schußversuche machen, bei denen auch die RNA untersucht wird.

Das Konferenz-Abendessen fand diesmal übrigens im Paulaner am Nockherberg statt, wo neben reichlich bayrischen Biers „zünftige“ bayrisches „Schmankerln“ gereicht, ein Bierfaß von einem Laien „o’zapft“ und hernach, wie üblich, zum Tanz aufgespielt wurde. Wer immer schon einmal einen Haufen forensische GenetikerInnen in Tracht und Dirndl hat sehen wollen, hätte dort die ideale Gelegenheit gehabt 😉

Samstag „in der Früh“ ging es weiter mit den Vorträgen und pünktlich um 11 gab es die unvermeidliche Weißwurst

am Ende ist eh alles Wurst

Und nach der Tagung hatte ich noch Gelegenheit, in München spazieren zu gehen und nicht nur kurz an einer Stelle, wo mal ein Haus stand, in dem Mozart seinen Idomeneo komponiert hat, zu verweilen,

ich, an der Stelle des Mozarthauses, verweilend

sondern auch, um bei bestem Wetter noch den ein oder anderen Anblick zu genießen.

chinesischer Turm (noch vor SARS-CoV-2)

 

Pfiat’di, München!

So endete eine schöne und interessante aber für mich recht anstrengende Jubiläums-Tagung, die wie immer viel Gelegenheit bot, Neues zu lernen, Bekanntes zu vertiefen und neue Ideen zum Ausprobieren zu entwickeln. Außerdem habe ich natürlich wieder viele nette Menschen, bekannte und neue, getroffen, was mich stets besonders freut. Nächstes Jahr  geht es – angeblich – nach Bielefeld (d.h. „sie“ haben jetzt noch ein Jahr Zeit, es zu bauen ;)). Wir werden sehen…

___

[1] Courts, C., Sauer, E., Hofmann, Y., Madea, B., & Schyma, C. (2015). Assessment of STR typing success rate in soft tissues from putrefied bodies based on a quantitative grading system for putrefaction. Journal of forensic sciences, 60(4), 1016-1021.

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Kommentare (12)

  1. #1 rolak
    22/03/2020

    von einem Laien „o’zapft“

    Hmmmmmh – redet der Erzähler von sich selber, gabs einen feuchten Unfall oder was sollen uns diese Worte sagen?

  2. #2 Cornelius Courts
    22/03/2020

    @rolak: ” redet der Erzähler von sich selber,”

    nein, es war ein etwas weniger blutiger Laie 😀

    “gabs einen feuchten Unfall ”

    nein, aber hätte es wohl geben können. Daß sie das dort einen Laien machen lassen, gehört offenbar zum Unterhaltunsprogramm (analog wäre die Bauchtänzerin in der Türkei, die einen steifen bleichen Touristen auf die Bühne zum Tanze bittet ;D)

  3. #3 michael
    22/03/2020

    > gabs einen feuchten Unfall

    Pfui!

  4. #4 rolak
    22/03/2020

    Unterhaltunsprogramm

    Ach diese Nummer, Cornelius, hab ich zwar schon erlebt, aber wohl verdrängt oder so.

    Pfui!

    Wegen der GerstensaftVerschwendung? Die wäre dann doch keinesfalls absichtlich…

  5. #5 Uli Schoppe
    22/03/2020

    Oh, prima. Ausgerechnet Forensiker treffen sich auf einem Haufen in Covid-19 Zeiten. Während sie gleichzeitig Maßnahmen fordern die meinen Arbeitgeber die Existenz kosten könnten / werden. Macht was die Arzte und Wissenschaftler sagen und so. Denen dann nicht H4 droht. So wie mir mit über 50. Werde ich aber vieleicht nicht erleben. Das tu ich mir nicht an.

  6. #6 RPGNo1
    22/03/2020

    Wie kann man nur Schlabberwurst und süßen Senf essen?? :O

  7. #7 noch'n Flo
    Schoggiland
    22/03/2020

    @ RPGNo1:

    Wieso, ist doch lecker?

  8. #8 Cornelius Courts
    22/03/2020

    @Uli Schoppe: ” in Covid-19 Zeiten.”

    äh? Am 20.2. waren noch keine “Covid-19 Zeiten”.

    “sie gleichzeitig Maßnahmen fordern”

    “sie” gibt es nicht und fordern tun “sie” schon mal gar nichts.

    “Denen dann nicht H4 droht. So wie mir mit über 50.”

    Wenigstens nicht der Tod wie den paar 100.000, die SARS-CoV-2 fordern wird. H4 ist übrigend reversibel (neuer Job & so). Tod erfahrungsgemäß eher nicht. Bitte also das Rumheulen einzustellen.

  9. #9 Uli Schoppe
    22/03/2020

    Wenigstens nicht der Tod? Bist Du irre? Wenn meine Firma zusammenbricht hab ich nichts mehr. Du und Joseph könnt dann aber immer noch jammern.

  10. #10 Joseph Kuhn
    23/03/2020

    @ Uli Schoppe:

    Es ist eine furchtbare Situation, gerade für kleinere Betriebe. Sind Sie der Inhaber? Ich nehme an, dann haben Sie schon geschaut, welche Hilfen es gibt? In Bayern gibt es für kleinere Betriebe z.B. wirklich unbürokratische Soforthilfen: https://www.stmwi.bayern.de/soforthilfe-corona/, auch andere Länder haben solche Programme, Lohnkosten lassen sich evtl. über das Kurzarbeitergeld reduzieren, es gibt KfW-Kredite, Bürgschaften, Steuerstundungen usw.

    Vielleicht lässt sich daraus ein Paket für Ihre Firma schnüren, damit nicht alles den Bach runtergeht?

  11. #11 Uli Schoppe
    25/03/2020

    Danke @Joseph, ich hab mich wieder zentriert. 🙂

    Und nur so: Der Heinsberg Rosenmontag war der 24.02.2020 ^^

  12. #12 Joseph Kuhn
    25/03/2020

    @ Uli Schoppe:

    😉