Ich fasse es selber nicht, daß ich das hier schreibe, aber ich habe es extra noch einmal überprüft: dieses Blog wird wirklich – und zwar heute – 10 Jahre alt!
Vor drei Jahren wurden die Scienceblogs 10 (ich schrieb einen Artikel zum Anlaß), kürzlich gedachten wir hier des 10. Geburtstags meines einen Babys, der molekularen Ballistik, naja und heute, wird das andere, blooD’N’Acid, 10. Das ist ein Jahrzehnt, eine Dekade, 0,1 Jahrhundert, zieht Euch das rein! Über 630 Artikel von mir (also ziemlich genau einer pro Woche) und über 66.000 Kommentare von Euch sind heute darin versammelt (und das, obwohl ich 2018 auf die Bremse getreten bin). Sind Blogs eigentlich überhaupt noch zeitgemäß und “hip”, bzw. “lit” oder “fly”, wie der Adoleszente angeblich sagt, in Zeiten von yolo und tl;dr?
Keine Ahnung, aber selbst wenn Blogs tot wären (und Ihr alle bloß Friedhofsbesucher), würde das zu einem Forensik-Blog ja so schlecht auch wieder nicht passen 😉 Seit Beginn und noch immer gab und gibt es hier jedenfalls eine Mischung aus Wissenschafts- und Meinungsartikeln. Bezüglich letzterer hoffe ich, in Rückschau sagen zu dürfen, daß ich mir selbst treu geblieben bin und daß hier noch immer
“political correctness” und sonstige Appeasement-Gesten in der Prioritätenliste deutlich hinter intellektueller Redlichkeit, wissenschaftlich gebotener Schonungslosigkeit und von gewisserleuts Befindlichkeit unbeeindruckter Meinungsfreude
rangieren – und das ist auch gut so. Bezüglich der Wissenschaftsartikel weiß ich von inzwischen zahlreichen Begegnungen, Mitteilungen und Anfragen, daß dieses Blog für viele, die sich für Forensik / forensische Molekularbiologie interessieren, die erste Quelle ist, die ihnen empfohlen wird oder auf die sie stoßen (,auch wenn manche auf ganz anderen, leidlich verschlungenen Pfanden herfinden ;),) und daß manch ein Student es in seiner Bachelor- oder Masterarbeit als Referenz angeführt hat. Das freut mich ungemein und hätte ich 2011 nicht gedacht, als ich, einem spontanen Nudge folgend, damit anfing, hier zu bloggen.
Also Leute, wie, um mal eine typische Jubiläums-Plattitüde zu bemühen, die Zeit vergeht! Vor 10 Jahren lebte ich noch im Rheinland und arbeitete in der Rechtsmedizin in Bonn, mit Forensik hatte ich gerade einmal zweieinhalb Jahre zu tun. Kurz vor dem Blog-Start hatte ich bereits ein Review veröffentlicht, in dem ich über den Einsatz von miRNA in der forensischen Genetik spekuliert hatte, was später mein Forschungsschwerpunkt werden sollte. Heute und jetzt bin ich schon über 12 Jahre im Fach, habe hoffentlich etwas mehr Ahnung davon, lebe seit >5 Jahren in Schleswig-Holstein, arbeite in Kiel und wohne sogar noch etwas nördlicher, da, wo die Sterne das Meer berühren 😉
In der Zeit von 2011 bis heute ist unglaublich viel passiert, wißt Ihr ja selber, und ich erspare Euch nicht enden wollende Rekapitulationsorgien; nur ein paar Schlaglichter vielleicht: allein im letzten Jahr hat die Welt den Beginn einer Pandemie und die Einläutung des Endes eines politischen Albtraums erlebt. Bei den Scienceblogs haben wir meinen alten Kumpel Tobi kommen (2015) und unfaßlich bittererweise gehen (2020) sehen. Und hier hat sich nebenbei, was ich total cool und zugleich schräg finde, im selbsternannten “Keller” dieses Blogs, eine Art interaktive Begegnungsstätte etabliert, der sogenannte OLT, wo sich Kommentator-VeteranInnen seit mehr als 3 Jahren am Stück (!) über Gottlosigkeit und die Welt, Katzen und – parallel und auf Wunsch eines einzelnen Josephs – seit (morgen exakt) einem Jahr über “C-Wort” unterhalten (an dieser Stelle einen respektvollen Gruß an alle OLTler und v.a. den amtierenden OLT-Schnatterhand, you know who you are ;)).
Ich selber habe schon vor einer Weile meinen inneren Hannibal Smith exorziert und aufgehört, Pläne zu machen – hat eh keinen Sinn, kommt ja doch immer alles anders als man so denkt und plant. Wußte auch mein Rainer:
Du musst das Leben nicht verstehen,
dann wird es werden wie ein Fest.
Und lass dir jeden Tag geschehen
so wie ein Kind im Weitergehen von jedem Wehen
sich viele Blüten schenken lässt..
So werfen in diesen Tagen bereits mögliche große Veränderungen ihre Schatten voraus und ich sehe mit Spannung dem im Jahr 2021 noch Kommenden und mit Ungeduld einer Normalisierung der Verhältnisse entgegen (schließlich will ich 2022 ja auch mal wieder in die USA). Ich halte Euch natürlich auf dem Laufenden.
Ob es dieses Blog, mich, Euch, die Menschheit, die Erde aber in nochmal 10 Jahren noch geben wird? Wer kann das schon wissen und planen tue ich, wie gesagt, ja nicht. Aber Weitermachen. Erstmal. So lange, wie’s Spaß macht. Und ich hoffe, Ihr bleibt auch dabei 🙂 Und jetzt noch einen charmanten Nammitach!
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