Über die Schließung aus Kostengründen der Abteilung für forensische Genetik an der Charité, die folgenden massiven Proteste aus allen Richtungen und die dann hastig vorgenommene vorläufige Rückgängigmachung der Schließung hatte ich vor Kurzem berichtet.
Es war klar, daß diese Situation nicht von Dauer sein würde und nun zeichnet sich wohl eine Lösung ab. Leider keine wirklich gute. Gut ist zwar, daß die zuvor an Privatlabore ausgeschriebenen Spuren künftig wieder vollständig von der Polizei ausgewertet werden sollen. Dadurch würde sich die Wahrscheinlichkeit erhöhen, daß Sorgfalt statt Preis- und Zeitdruck bei der Auswertung im Vordergrund steht.
Schlecht ist, daß geplant ist, den bisherigen Mitarbeitern der Forensischen Genetik der Charité anzubieten, zur Polizei zu wechseln. Es wäre zwar schön, wenn am Ende keine/r von den KollegInnen ohne Job dasteht, aber das würde eben auch bedeuten, daß die Abteilung für Forensische Genetik als in die Rechtsmedizin eingebettete Funktionseinheit und als universitäre Einrichtung dennoch geschlossen würde, selbst wenn, wie erwogen wird, die Räumlichkeiten weiterhin für die Spurenauswertung genutzt würden.
Über die unbedingte Notwendigkeit der universitären Forensischen Genetik (wir haben eine eigene Arbeitsgruppe in der DGRM) und die vielfältigen transdisziplinären wissenschaftlichen Synergien mit anderen Abteilungen der Rechtsmedizin habe ich ja schon öfters gesprochen und darauf hingewiesen, daß forensische Genetik eben nicht nur in der Abarbeitung von Bergen von Spuren und Asservaten besteht, also Dienstleistung ist, sondern zur Weiterentwicklung des Faches, zur Erhaltung der Qualität, zur Schaffung spezialisierter Expertise (s. z.B. forensische RNA Analyse oder FDP) und zur Ausbildung von qualifiziertem Nachwuchs, der dann auch an die LKÄ und das BKA geht, unbedingt der universitären Lehre & Forschung bedarf!
Die Abteilung für forensische Genetik an der Charité ist eine der dienstältesten, erfahrensten und arriviertesten Abteilungen Deutschlands. Von dort wird nicht nur die extrem wichtige YHRD-Datenbank betrieben, sondern man kann dort auch auf eine lange Liste wichtiger Forschungsarbeiten, fertig ausgebildeter Doktoranden, Medizinstudenten und werdender Fachärzte für Rechtsmedizin blicken, die dort die Grundlagen der forensischen Genetik erlernt haben. Im Polizeidienst wird man dafür wohl weder Zeit noch Geld haben.
Das ist keine gute Lösung.
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