Volle Kanne (ZDF): Am 23.11.2023 gab es in der Sendung „Volle Kanne“ einen kurzen Beitrag zu unserer Arbeit mit yours truly – ich habe natürlich auch die Forensische RNA-Analyse und die Molekulare Ballistik erwähnt UND es gibt Cameos meiner beiden Doktorandinnen Annica und Kathrin 🙂 (hier kann man die Sendung sehen, der Beitrag beginnt etwa ab Minute 38)
sternTV (RTL): Am 28.02.2024 war ich live bei der Sendung „stern TV“ (Episode 8) zu Gast, als Experte zum Thema Abstammung und Genetik (hier zum Hintergrund); es ging um die Frage, welche Aussagekraft das Ergebnis eines kommerziellen Tests der Fa. „myheritage“ hat, den Marie hat durchführen lassen, demzufolge mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit ein mögliches Abstammungsverhältnis zwischen ihr und einer Person, die die Cousine zweiten Grades ihres Elternteils wäre, bestehen könnte. Die Mediathek von RTL ist kostenpflichtig, aber hier kann man einen Teil der Sendung mit yours truly sehen. War auf jeden Fall mal interessant, so eine Studio-Live-Situation sogar mit Publikum mitzuerleben und die ganze komplexe Logistik, die hinter den Kulissen läuft, zu sehen.
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Vorträge:
Kortizes/Nürnberg: Am 26.03. war ich in Nürnberg, wo ich im wunderschönen Nicolaus-Kopernikus-Planetarium einen Vortrag zum Thema „C.S.I.rrtum – Moderne Mythen über forensische Wissenschaften treffen auf die Wirklichkeit“ gehalten habe (und ja, lieber aufmerksamer Leser, das war der Vortrag, der von SitP Köln gecancelt worden war – ich glaube im Nachhinein war es viel besser, ihn in Nürnberg gehalten zu haben 😉). Der Veranstalter war Kortizes (Institut für populärwissenschaftlichen Diskurs). Das Ganze war sehr nett und professionell und ich hatte einen echt schönen Abend mit vielen interessierten Gästen. Hier kann man sich den Vortrag ansehen.
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Fälle:
Cold Case „Karnevalsmord“: In einem über 36 Jahre alten Mordfall und cold case (hier ein WDR-Mordorte-Beitrag dazu) hatten wir die DNA-Analyse an dem jahrzehntealten Spurenmaterial durchgeführt. Hinweis: 1988, als die Tat passierte, wurde in Deutschland bei Kriminalermittlungen noch gar nicht routinemäßig DNA untersucht, auch die PCR war erst ein paar Jahre zuvor erfunden worden, d.h. man hatte bei der Spurensicherung DNA gar nicht im Sinn und ging auch nicht mit der heute üblichen Vorsicht vor. Auf die Spur des in dieser Sache später Angeklagten kam man durch einen Hinweis eines Zuschauers der Sendung „Aktenzeichen XY“:
Im KStA hieß es am 04.09.23 dazu:
„Im Dezember hatte die Polizei den „Cold Case“ in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY… Ungelöst“ präsentiert. Ein ehemaliger Bekannter hatte danach den Hinweis auf den Angeklagten gegeben. Die Rechtsmedizin konnte diesem die sichergestellte DNA an Körper und Kleidung von Petra Nohl zuordnen. Die Verteidiger Uwe Krechel und Marc Piel halten den Zeugen für unglaubwürdig. Und die DNA hätte auch beim gemeinsamen Diskobesuch übertragen werden können, argumentieren sie.“
Die Rechtsmedizin war in diesem Fall meine Abteilung für Forensische Molekulargenetik und hinter diesem Halbsatz steckt monatelange akribische Arbeit, im Rahmen derer wir ~4.000 Einzelhautschuppen von alten Fasersicherungsfolien sowie von neu auf verschiedene Kleidungsstücke der Getöteten geklebten Spurensicherungsfolien abgesucht und DNA-analysiert haben. Dabei wurde u.a. mehrfach ein DNA-Profil festgestellt, das mit dem DNA-Profil des Angeklagten übereinstimmte. Es kam zur Gerichtsverhandlung, zu der ich auch geladen wurde und für die die DNA-Befunde eine wichtige Rolle spielten.
Der Angeklagte wurde inzwischen zu lebenslanger Haft verurteilt, das Urteil ist aber noch nichts rechtskräftig, da die Verteidigung in Revision gegangen ist. Wie oben angedeutet, bestreitet die Verteidigung nicht die Quelle der DNA, sondern vielmehr die Aktivität, die dazu geführt hat, daß DNA-haltiges Material des Angeklagten auf der Leiche bzw. deren Kleidung gefunden wurde. Es geht also wieder einmal um die Handlungsebene – man sieht, wie wichtig es ist, daß wir aktiv daran forschen, solche Vorgänge besser zu verstehen.
Hamburger Fall: In einem Fall aus Hamburg ging es um ein rätselhaftes Tötungsdelikt, das einer jungen Mutter vorgeworfen wurde, die zur Tatzeit im neunten Monat schwanger war. Der Verdacht fiel auf sie, weil ihre DNA am Tatort, an der Leiche und ihrer Bekleidung gefunden worden war. Zum Hintergrund hier ein Bericht im NDR. Wir hatten in der Sache im Auftrag der Verteidigung ein Gutachten auf Aktivitätenebene erstattet, in dem wir das Befundbild unter alternativen Hypothesen begutachtet haben (hier zum wissenschaftlichen Hintergrund); die Verteidigung erklärte die Spuren der Angeklagten damit, daß sie einige Tage vor der Tat in der Wohnung des Getöteten geputzt und Hausarbeiten, darunter das Falten und Zusammenlegen von Wäsche, verrichtet hatte. Diese Interpretation des Spurenbildes wurde vom Gericht zunächst nicht ernst genommen und für unplausibel erklärt, unser Gutachten zeigte jedoch, daß auch die Hypothese der Verteidigung das Spurenbild plausibel erklären konnte. Die Angeklagte, die viele Monate in Untersuchungshaft saß und auch ihr gerade neugeborenes Kind nur selten sehen durfte, wurde am Ende freigesprochen. Ein spannender Fall mit gutem Ausgang für die Angeklagte, bei dem einiges nicht gut gelaufen ist. Und der echte Mörder läuft noch frei herum…
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