Im Januar hatte ich berichtet, daß u.a. mein Vortrag für die Skepkon 2024 vom woken Vorstand um Herrn Hümmler ohne Gründe gecancelt worden war. Wegen der anhaltenden Kritik (auch am Modus der Wahl bei der letzten Skepkon) und der trotz aller inkompetenten und spalterischen Bemühungen des neuen Vorstands einfach nicht eintreten wollenden Befriedung des Vereins, was durch die Austritte bekannter Mitglieder wie Edzard Ernst und selbst der Distanzierung des Gründungsmitglieds und langjährigen Vorsitzenden Amardeo Sarma (s. Anhang) noch unterstrichen wurde, erklärte Hümmler, den Weg für vorgezogene Neuwahlen bei der Skepkon in Augsburg freigeben aber auch gleich wieder kandidieren zu wollen, um endlich in einem ideologisch reinen Vorstand ohne Rebellen ungehindert durchregieren zu können.
Seitdem ist unglaublich viel passiert, gesagt, geschrieben und gefilmt worden, auf der internen Mailingliste, auf dem skeptischen Forum, auf den Kanälen der skeptischen Gesellschaft, auf Twitter, bei Youtube etc. Es gab neuerliche Erklärungsversuche, kluge Analysen (s. Anhang), Beschimpfungen, Unterstellungen, bilaterale Gespräche, peinliches Geschreibsel von vergrätzten Ex-Gwup-Mitgliedern, Vermittlungsversuche usf.; sogar die SZ, Jungle World und der Skeptical Inquirer berichteten über die Verwerfungen in der GWUP; parallel ging aber auch die Schmutzkampagne gegen A. Edmüller, die ich schon im Januar-Artikel erwähnt und in Nachträgen dazu mit Links zu seinem Blog versehen hatte, weiter, gekrönt von einem dilettantischen, anonymen Pamphlet, in dem ein paar sich als „Wissenschaftler*innen“ (natürlich) bezeichnende Hümmleristen sich angeschickt hatten, A. Edmüllers Thesen und Argumente zu wider- und seine moralische Verworfenheit zu belegen. Edmüller hat es in drei Blogposts selber unternommen, diesen hilflosen Aufsatz entspannt zu zerlegen (s. Anhang). (Und ich selbst habe übrigens den ersten von zwei gecancelten Vorträgen inzwischen bei Kortizes in Nürnberg gehalten ;))
Nichts von alledem führte jedenfalls zu einer Einigung oder auch nur Aufweichung der Fronten, eher im Gegenteil: die beiden Parteien, nennen wir sie ganz neutral „Hümmler & die Wokemons“ und „Die Verteidiger der GWUP“ standen sich unversöhnlicher denn je gegenüber. Eine solche Entwicklung in Vereinen, in die das „woke Mindvirus“ eingeschleppt wird, ist leider keine Ausnahme; die Ideologie hinter „woke“ bzw. dem „critical social justice“-Aktivismus ist durch ihren Moralisierungs- und Bekenntniszwang und ihren selbstgerechten Unfehlbarkeitsanspruch so toxisch, zersetzend und spaltend, daß Einigungen oder auch nur friedliche Koexistenz zwischen Woken und Woke-Gegnern kaum zu erreichen sind und häufig sogar jahrelange Freundschaften und Partnerschaften daran zerbrechen. Christopher Hitchens hätte vielleicht, lebte er noch, einen zweiten Teil zu seiner berühmten Religionskritik geschrieben mit dem Titel: „How Woke poisons everything“ – Es wurde immer klarer: die GWUP steht vor dem Abgrund, eine Spaltung schien unvermeidlich, man wollte mit diesen Leuten einfach nicht mehr im selben Verein sein.
Zur Erleichterung vieler meldete sich dann André Sebastiani zu Wort und erklärte, daß er ein Team zusammengestellt habe, mit dem er ebenfalls für die zu besetzenden Vorstandsposten kandidieren wolle. Unmittelbar darauf begann ein – natürlich schmutziger – Wahlkampf, im Rahmen dessen beide Teams Videokonferenzen mit Fragemöglichkeiten durchführten (ich konnte keine sehen, weiß also nicht, wie sie waren). Die Skepkon in Augsburg rückte näher, die Anspannung stieg, nun würde sich zeigen müssen, welche GWUP die Mehrheit der Wähler wollen würde (und ob der Großteil der schweigenden Mitglieder überhaupt etwas vom Zerwürfnis und seiner Tiefe mitbekommen hatte)…
Dann war es soweit! Viele zogen gen Augsburg, um dem Feind bei der Schlacht um den „klammen Holm“ Aug in Auge gegenüberzustehen, darunter auch yours truly 😉 (bis hierin geschrieben vor der Skepkon)
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Die Skepkon 2024: Dies schreibe ich nach der Skepkon.
Die Skepkon ist seit zwei Tagen vorbei; trotz der oben geschilderten Lage verlief die Tagung in Augsburg gesittet und ruhig; die sich den jeweiligen Teams zugehörig Fühlenden gingen einander größtenteils aus dem Weg, ignorierten einander, aßen und tranken abends in getrennten Lokalitäten und setzen sich getrennt voneinander ins Publikum. Die Vorträge (Programm hier) waren zwischen ok und sehr gut (kein Ausfall dabei), besonders gut gefielen mir 1.) N. Aust mit seiner Sektion eines Reviews aus dem Bereich (wenn auch nicht aus einem typischen Journal) der Fat Studies, in der er darstellte, daß die angewendeten Methoden nicht geeignet waren, zu zeigen, was die Autoren zeigen wollten, 2.) Judith Fässler und Seb Schnelle zum unwissenschaftlichen Weltbild der Neuen Rechten, 3.) T. Sevincer, der eine Metaanalyse vorstellte, die belegt, was viele ahnten, nämlich daß „Triggerwarnungen“ nicht nur nichts bringen, sondern eher schaden und 4.) V. Chandreswaran (hier sein YT-Kanal) zum Mangel an Evidenz für systemische Diskriminierung und mit einem Plädoyer dafür, Politik auf Evidenz zu stützen (unglaublich guter Vortrag!).
Samstagmittag hielt André Sebastiani dann den letzten Vortrag der Skepkon zum kritischen Denken in der Schule und um 13:45 Uhr begann schließlich die mit großer Spannung erwartete Mitgliederversammlung (MV), zu der sich noch einmal zahlreiche zusätzliche Mitglieder einfanden, die zuvor nicht an der Skepkon teilgenommen hatten – die Anspannung war wirklich mit Händen zu greifen… (auch der hpd berichtete). Ich mache es kurz: es gab die üblichen Berichte (natürlich wurde hier auch ein bißchen schmutzige Wäsche gewaschen), Entlastungen, Vereinskram etc., dann erhielten beide Teams die Gelegenheit, sich vorzustellen und Fragen zu beantworten, erst getrennt, dann sozusagen im Kreuzverhör. Ich will hier nicht ins Detail gehen, nur soviel sei gesagt: die Ideologien (bzw. die Freiheit davon) und wofür die beiden Teams stehen, kam hier, so meine ich, ganz gut ans Licht und auch Mitglieder, die zuvor nicht viel von dem Streit mitbekommen hatten, konnten sich ein Bild davon machen, was aus der GWUP werden könnte, wenn das eine oder andere Team gewinnt. Daß das Ganze trotz einiger Querulanten, Wichtigtuer und Zwischenrufer relativ geordnet und friedlich ablief, ist nicht zuletzt dem „Moderator“ Axel Ebert zu verdanken. Toll und berührend fand ich den Augenblick, als Amardeo Sarma, der irgendwo im Hintergrund saß und über den Umgang des Vorstands mit ihm viele GWUP-Mitglieder sehr wütend und beschämt waren, sich meldete, um eine Frage zu stellen. Bevor er überhaupt dazu kam, seine Frage zu formulieren, gab es spontan minutenlange standing ovations für ihn 🙂
Dann wurde gewählt und Team André gewann klar und deutlich mit 138 zu 106 Stimmen! Es war vorbei, geschafft, gewonnen. Das Team, das für wissenschaftliche Integrität, intellektuelle Redlichkeit, Vernunft, Aufklärung und Ideologiefreiheit stand, hatte das Vertrauen der Mitglieder gewonnen und wir haben mit André und seinem Team nun einen sehr guten neuen Vorstand, unter dem die GWUP eine Zukunft hat. (Die MV abschließend wurde übrigens noch extrem deutlich ein gewisser Herr B., der kein Wissenschaftler (und entgegen seiner Auffassung auch kein Journalist) ist und sich aus vollkommen unerfindlichen Gründen trotzdem dafür beworben hatte, nicht in den Wissenschaftsrat gewählt, was für die Arbeit in diesem für die GWUP so wichtigen Gremium sicher sehr hilfreich und überdies für seinen Ruf förderlich sein dürfte.) Aus Zeitgründen wurde auf die Abstimmung zu den über 30 Anträgen, von denen sich einige durch den Wahlausgang ohnehin erledigt hatten, verzichtet und beschlossen, dies im Rahmen einer außerordentlichen MV nachzuholen. Danach wurde unter den Anhängern von Team André bis in die Nacht gefeiert bzw. von einigen enttäuschten Holminthen theatralisch die schon vorbereiteten Austrittsgesuche eingereicht.
Und das war es. Übrigens auch von mir zu dieser Angelegenheit. Zu Nachtreten und Häme gegenüber den Verlierern werde ich mich nicht herablassen, vielmehr blicke ich in die Zukunft. Vielleicht halte ich ja einen Vortrag bei der nächsten Skepkon, mal sehen 😉 Jedenfalls freue ich mich, daß eine neu aufgestellte GWUP mit klarer Vision nun endlich weitermachen und gesunden kann (es gibt sogar ein 100-Tage-Programm, an dem man “die Neuen” messen kann). Sie wird dringend gebraucht in diesen Zeiten.
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Anhang
– Sehr deutliche Positionierung von Amardeo Sarma zu „Team Hümmler“ und warum er von der GWUP unter dessen Führung auf Distanz gegangen ist und seine Gründe, „Team Sebastiani“ zu unterstützen; hier ist er in einem Interview bei Vorpolitisch mit Seb Schnelle
– Außerordentlich guter, ausführlicher Artikel zur aktuellen Problematik in der GWUP, dem anonymen Pamphlet sowie zu den soziologischen und ideengeschichtlichen Hintergründen, vom Soziologen und Extremismus-Experten Holger Marcks (GWUP-Mitglied); kein einfacher Text aber unbedingte Leseempfehlung; alle Woke-Befürworter sollten sich künftig sich argumentativ an diesem Text messen müssen
– Edmüllers Erwiderungen auf den Hümmleristen-Humbug Teil 1, Teil 2 und Teil 3
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