Im Januar 2015 hatte ich folgendes geschrieben:
“Ich lese gerne Bücher über die Geschichte der Astronomie. Und da stößt man natürlich sehr oft auf diverse Astronomen, über die man mehr erfahren will. Meistens findet sich dann auch irgendwo eine Biografie mit weiterführenden Informationen. Es sei denn, der Astronom ist eine Astronomin. Denn auch die findet man in der Wissenschaftsgeschichte immer wieder und sie sind leider lange nicht so prominent wie ihre männlichen Kollegen. Ich hatte eigentlich vor, das Jahr 2015 für eine monatliche Serie über Astronominnen zu nutzen und wollte eigentlich für jeden Monat eine entsprechende Biografie auswählen und vorstellen. Aber leider habe ich feststellen müssen, dass es auf dem Buchmarkt sehr wenige biografische Bücher über Astronominnen gibt. Ich wollte mich ursprünglich auf deutschsprachige Ausgaben, die im normalen Handel erhältlich sind beschränken – aber nach ein wenig Recherche war ich froh, wenn ich überhaupt Bücher gefunden habe! Ich hoffe, es reicht am Ende für eine monatliche Serie; ein paar Bücher konnte ich dann doch noch auftreiben.”
Nun, für eine monatliche Serie hat es gereicht. Fast jedenfalls, denn meine unerwartete Reisetätigkeit ab Oktober hat leider dazu geführt, dass mir die Zeit fehlte, um die Serie zu Ende zu führen. Aber zumindest neun Bücher und entsprechende Artikel konnte ich 2015 schreiben:
- Im Schatten ihres großen Bruders: Das Leben der Astronomin Caroline Herschel. Den Anfang in der Serie machte gleich eine der ganz großen Pionierinnen in der Astronomie. Ihr Bruder Wilhhelm Herschel und ihr Neffe John Herschel sind heute zwar bekannter und berühmter als Caroline, aber sie war eine der erste Frauen, die professionell Astronomie betrieb und eine offizielle Stelle an einer Sternwarte inne hatte.
- Die Klassifizierung des Himmels: Annie Jump Cannon und ihr Leben voller Sterne. Weiter ging es mit Annie Jump Cannon, deren Arbeit heute immer noch eine der wichtigsten Grundlagen der Astronomie darstellt. Sie hat nicht nur gezeigt, wie man die Sterne verstehen kann, sondern auch demonstriert, dass Frauen genau so gut wissenschaftliche Arbeit leisten können wie Männer und im Harvard des 19. Jahrhunderts viele Kolleginnen inspiriert.
- Die Vorkämpferin: Maria Mitchells Liebe zur Astronomie und ihr Einsatz für die Gleichberechtigung der Frauen. Wie kaum eine andere Frau der damaligen Zeit hat sich Mitchell für die Gleichberechtigung engagiert und daneben nicht nur gute wissenschaftliche Arbeit geleistet sondern sich auch Gedanken über den Unterricht und die Vermittlung ihres Wissens gemacht.
- “Das Leben muss nicht leicht sein, wenn es nur inhaltsreich ist”: Lise Meitner und die Spaltung des Atomkerns. Die Geschichte der Frauen in der Naturwissenschaft ist leider auch eine Geschichte voller Ungerechtigkeiten. Obwohl Frauen wie Meitner wichtige und einflussreiche Entdeckungen gemacht haben, bekommen sie dafür sehr oft nicht die Anerkennung wie sie ihre männlichen Kollegen bekommen würden. Meitner hätte eigentlich einen Nobelpreis verdient – erhalten haben ihn nur ihre männlichen Mitarbeiter.
- Henrietta Swan Leavitt und der Schlüssel zur Vermessung des Universums. Wenn wir heute die Distanzen ferner Galaxien messen; über den Urknall und das frühe Universum Bescheid wissen und seine Entwicklung erforschen, dann haben wir das der Pionierarbeit von Henrietta Swan Leavitt zu verdanken.
- Die zweite und letzte Physik-Nobelpreisträgerin: Maria Goeppert-Mayer und die magischen Zahlen der Atome. Nur zwei Frauen haben einen Nobelpreis für Physik verliehen bekommen. Die eine davon – Marie Curie – kennt heute zu Recht jeder. Und die zweite ist völlig zu Unrecht selbst unter Wissenschaftlern weitestgehend unbekannt. Dabei hat Goeppert-Mayer uns erklärt, wie Atome funktionieren…
- Uranias Tochter: Maria Cunitz und der “leichte Weg zur Sternenkunst”. Mein Lieblingsartikel in dieser Serie handelt von Maria Cunitz. Sie lebte nicht nur zur gleichen Zeit wie Johannes Kepler, sondern auch eine hervorragende Mathematikern und verbesserte Keplers Ergebnisse. Außerdem bemühte sie sich, das neue Wissen über den Kosmos auch außerhalb der Welt der Gelehrten bekannt zu machen. Cunitz war Astronomin, Himmelsmechanikerin und Wissenschaftvermittlerin – und ist damit heute immer noch ein Vorbild für ihre zeitgenössischen Kollegen.
- Die astronomische Märtyrerin: Hypatia von Alexandria und die Symbolkraft eines gewaltsamen Todes. Hypatia gilt als die “erste Wissenschaftlerin” – und wenn das auch stimmen mag, so ist ihre überlieferte Biografie doch so sehr von Mythen, Erfindungen und Fehlinterpretationen durchsetzt, dass es kaum möglich ist, die Realität vom Wunschdenken zu trennen.
- Eine neue Welt unter unseren Füßen: Inge Lehmann und der Kern der Erde. Über das Leben der Seismologin Lehmann waren fast keine Informationen aufzutreiben. Angesichts der Tatsache, dass sie diejenige war, die herausfand wie das Innere unseres Planeten aufgebaut ist, ist das doch ein wenig überraschend (und deprimierend).
Natürlich gäbe es noch viel mehr erzählenswerte Biografien von Astronominnen. Und ich werde sie auch im nächsten Jahr immer wieder erzählen, wenn ich die Gelegenheit dazu habe. Leider ist es weiterhin schwer, gute Literatur aufzutreiben. Die Gleichberechtigung der Geschlechter ist zumindest auf diesem Gebiet noch lange nicht erreicht…
Auf jeden Fall auf meiner Leseliste für das nächste Jahr steht das Buch “Cecilia Payne-Gaposchkin: An Autobiography and Other Recollections”*. Payne-Gaposchkin war eine der wichtigsten Astronominnen des 20. Jahrhunderts; sie hat herausgefunden woraus die Sterne bestehen und obwohl sie damit richtig lag, musste sie ob ihres Geschlechts gegen massive Widerstände ankämpfen. Sie hatte ein faszinierendes Leben über das viel öfter berichtet werden sollte!
Und wenn ihr auch noch Bücher über die Biografien von Astronominnen (und Wissenschaftlerinnen verwandter Disziplinen) kennt, dann sagt Bescheid!
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