Mehr als einen ganzen Monat stand mein Blog komplett im Zeichen der Himmelsscheibe von Nebra. Ich habe mich sehr ausführlich dem Buch ”Die Himmelsscheibe von Nebra – Der Schlüssel zu einer untergegangenen Kultur im Herzen Europas”* von Harald Meller und Kai Michel gewidmet.Und trotz der 21 Artikel die ich darüber geschrieben habe konnte ich doch bei weitem nicht alles erzählen, was es über dieses faszinierende Objekt aus der Bronzezeit zu erzählen gibt. Das wollte ich auch gar nicht; alle sollten sich selbst mit der Scheibe auseinandersetzen! Sie hat wirklich alles, was man haben möchte. Astrononomie! Geschichte! Verborgene Geheimnisse! Eine unbekannte Hochkultur! Hügelgräber, Mord, Krieg und Menschenopfer! Und noch viel mehr…

Ich kann allen Leserinnen und Leser nur noch einmal empfehlen, das Buch von Meller und Michel zu lesen. Harald Meller ist der Landesarchäologe von Sachsen-Anhalt und seit fast 20 Jahren mit der Erforschung der Himmelsscheibe beschäftigt. Einen größeren Experten auf diesem Gebiet wird man kaum finden und gemeinsam mit dem Historiker hat er ein Buch geschrieben, dass die Scheibe nicht nur erklärt und greifbar macht, sondern einem teilweise auch das Gefühl gibt, die längst vergangene Zeit direkt erleben zu können. Es ist absolut faszinierend die Kulturen und Menschen aus der Bronzezeit im Laufe der Lektüre immer deutlicher vor Augen zu sehen; ihre Motivation, ihre Gedanken und ihren Glauben verstehen zu können.

Bei einer populärwissenschaftlichen Darstellung der Vorgeschichte muss man natürlich immer aufpassen, sich nicht in Spekulationen zu verlieren. Aber Meller und Michel machen es jedes Mal sehr klar, wenn sie spekulieren und wo sie sich auf harte Fakten stürzen. Und für die, die es wirklich genau wissen wollen, gibt es am Ende des Buches auch noch ein sehr umfangreiches Literaturverzeichnis mit Fachartikeln zur Forschung über die Himmelsscheibe.

Wenn ihr das Buch gelesen habt, dann solltet ihr euch natürlich auch die Schauplätze anschauen. Man kann den Fundort der Himmelsscheibe besichtigen und sich im hervorragenden gestalteten Museum der Arche Nebra alles mit eigenen Augen ansehen (dort gibt es auch ein eigenes Planetarium). Die Scheibe selbst kann im Landesmuseum in Halle besichtigt werden. Auch das für die Himmelsscheibe wichtige Hügelgrab von Leubingen kann noch besichtigt werden, ebenso wie das Ringheiligtum von Pömmelte und die viel ältere Kreisgrabenanlage von Goseck (über einen Besuch in der Arche Nebra und im Museum von Halle hab ich hier berichtet; über meinen Ausflug nach Goseck kann man hier lesen).

Für Kinder (und durchaus auch Erwachsene) gibt es seit kurzem eine App fürs Handy, die einem die Himmelsscheibe und das Leben in der Bronzezeit spielerisch erklärt. Man kann sich hier darüber informieren und ich hab sie auch schon ausprobiert. Macht Spaß!

Wer Harald Meller selbst zuhören möchte, wenn er von seinem Buch erzählt, kann das in diesem Video tun:

Wem das zu lang ist, der kann sich gerne meine Podcastfolge zur Scheibe anhören.

Und für alle anderen habe ich hier noch einmal eine komplett Liste mit allen Artikeln aus der Serie:

Das wars – vorerst – mit der Himmelsscheibe von Nebra! Ab jetzt wird es hier im Blog wieder das normale Programm geben.

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Kommentare (16)

  1. #1 Remu
    2. April 2019

    Danke für die tolle Serie.

  2. #2 Suse
    Berlin
    2. April 2019

    Ja, Danke für die tolle und interessante Serie!

  3. #3 W
    2. April 2019

    Vielen Dank! Die großartige Serie und die Empfehlung für das Buch von Meller und Michel sind mir eine große Hilfe für ein geplantes Romanprojekt.

  4. #4 Hans Zekl
    Kaltenkirchen
    5. April 2019

    Ich habe das Buch gerade gelesen und und kann Florians Empfehlung nur unterstützen, Gut geschrieben, locker, interessant mit einer Fülle an mir bisher nicht bekannten Informationen und ehrlich, wann spekuliert wird und was Fakten sind.

  5. #5 RPGNo1
    21. Juni 2019

    Oho, der Prähistoriker Rüdiger Krause geht mit den Aussagen Mellers und Michels gar nicht konform und attackiert sie heftig.

    https://www.stern.de/panorama/wissen/himmelsscheibe-von-nebra–falsche-zeit–falscher-ort–forscher-streiten-heftig-8752808.html

  6. #6 Norbert
    4. Juli 2019

    Prähistoriker Rüdiger Krause geht mit den Aussagen Mellers und Michels gar nicht konform und attackiert sie heftig.

    Er scheint allerdings die naturwissenschaftlichen Befunde nicht verstanden zu haben, oder nicht verstehen zu wollen, und begeht da genau den Fehler, den er Herrn Mellers vowirft. Er verwirft einfach alles, was gegen seine Lieblingsinterpretation spricht.
    https://www.lda-lsa.de/himmelsscheibe_von_nebra/naturwissenschaftliche_untersuchungen/echtheit_und_datierung/

    Am Ende dieses Artikels des Römisch Germanischen Zentralmuseums gibt es eine tabellarische Auflistung der durchgeführten Untersuchungen mit einer Enschätzung ihrer Stichhaltigkeit bezüglich der Frage “Fälschung oder keine Fälschung” (dürfte auf “Fehlzuordung oder nicht” analog zutreffen):
    https://www.researchgate.net/profile/Ernst_Pernicka/publication/286987163_On_the_authenticity_of_the_Nebra_Sky_Disc_-_A_brief_summary_of_analyses_conducted_so_far/links/56799db308aeaa48fa4ac13d/On-the-authenticity-of-the-Nebra-Sky-Disc-A-brief-summary-of-analyses-conducted-so-far.pdf

  7. #7 Norbert
    16. Juli 2019

    Kleiner Lesetip: Die aktuelle Ausgabe der “Archäologie in Deutschland” (4/2019) beschäftigt sich in mehreren Artikeln mit der Aunjetitzer Kultur.
    https://www.aid-magazin.de/zeitschrift/einzelhefte-archiv/jahrgang-2019/heft-42019.html

  8. #8 Martin
    Augsburg
    29. November 2019

    Ist der Fund von Nebra wirklich eine Himmelsscheibe gewesen – oder war es doch etwas ganz anderes? Das jedenfalls lässt der folgende Artikel vermuten:

    “Halle (dpo) – Zwei Jahrzehnte lang galt die sogenannte Himmelsscheibe von Nebra als älteste bisher bekannte Himmelsdarstellung. Nun haben Wissenschaftler des Landesmuseums für Vorgeschichte in Halle festgestellt, dass sich die Forschung offenbar geirrt hat”

    Quelle und weiterlesen:
    https://www.der-postillon.com/2019/11/pizza-von-nebra.html

  9. #9 RPGNo1
    29. November 2019

    Du solltest das nächste Mal das Zwinkersmiley setzen. Es soll Leute geben, die deinen Post sonst ernst nehmen. 😉

  10. #10 noch'n Flo
    Schoggiland
    7. September 2020

    Ist jetzt doch alles anders und die Himmelsscheibe viel jünger, als bislang angenommen?

    https://www.scinexx.de/news/geowissen/ist-die-himmelsscheibe-falsch-datiert/

    Falls ja, was bedeutet das für die übrigen Schlussfolgerungen im Buch?

  11. #11 Spritkopf
    7. September 2020

    Was nun stimmt, – Mellers und Pernickas Datierung auf die frühe Bronzezeit oder Gebhards und Krauses Behauptung als eisenzeitliches Relikt – bleibt abzuwarten.

    In jedem Fall sind Meller/Pernicka und Gebhard/Krause aus einem anderen Fall um eine mögliche Fälschung – dem Goldschatz vom Bernstorfer Berg – in herzlichster Abneigung verbunden. Der Gedanke an eine Retourkutsche seitens Gebhard/Krause ist, sagen wir vorsichtig, nicht ganz von der Hand zu weisen.

  12. #12 RPGNo1
    7. September 2020

    Der stellvertretende Landesarchäologe von Sachsen-Anhalt, Alfred Reichenberger, weist die Schlussfolgerungen von Gebhard/Krause strikt zurück.

    https://www.tagesspiegel.de/wissen/fund-von-nebra-soll-aus-der-eisenzeit-stammen-forscher-streiten-um-das-alter-der-himmelsscheibe/26159012.html

  13. #14 noch'n Flo
    Schoggiland
    7. September 2020

    @ FF, RPGNo1:

    Danke für die Verlinkungen! Das hört sich dann doch schon ganz anders an.

  14. #15 RPGNo1
    7. September 2020

    Ich sehe die Argumente des Landesamts für eine bronzezeitliche Herkunft der Scheibe als schwerwiegender als die Gegenargumente Gebhard/Krauses, die eine weitaus jüngere Herkunft postulieren. Das mag aber auch damit zu tun haben, dass ich Chemie studiert habe und so die Argumente Pernickas nachvollziehen kann.

  15. #16 RPGNo1
    14. November 2020

    Die nächste Kehrtwende.

    Eine Forschungsgruppe widerspricht im Fachblatt “Archaeologia Austriaca” der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) den Prähistorikern Gebhard/Krause.

    Die Himmelsscheibe datiere eindeutig aus der Bronzezeit, die Kollegen hätten im September mit unvollständigen und teilweise falschen oder verfälschend wiedergegebenen Daten argumentiert.

    https://www.derstandard.de/story/2000121690189/neue-wende-im-fachstreit-um-die-himmelsscheibe-von-nebra

    Die Forschergruppe bezieht sich in ihrer jetzigen Analyse unter anderem auf Gerichtsaussagen der Raubgräber sowie Vergleiche von Bodenproben und anhaftenden Erdresten an der Scheibe und weiteren Fundstücken, die keinen Zweifel am Fundort Mittelberg ließen. Zudem stamme das Kupfer der Himmelsscheibe und ihrer Beifunde aus derselben Lagerstätte im Salzburger Land. Die Produktion dieses Kupfers habe vor dem Beginn der Eisenzeit geendet.

    https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/streit-um-das-alter-der-himmelsscheibe-von-nebra-17052133.html