Wir müssen mehr über den Klimawandel reden. Das ist nicht unbedingt eine neue Erkenntnis. Aber eine, die mir in den letzten Tagen wieder deutlich bewusst geworden ist. Am 19. März 2021 war ausnahmsweise einmal nicht Corona das dominierende Thema in den Medien. Sondern auch der 7. Internationale Weltklimastreik. Wieder einmal sind überall auf der Welt Menschen auf die Straße gegangen, um darauf hinzuweisen, dass dringend Maßnahmen nötig sind, um unser Klima zu schützen. Und ich habe mich dabei irgendwie komisch gefühlt. Nicht, weil ich nicht auch der Meinung wäre, dass man sich mit der Klimakrise dringend beschäftigen muss. Sondern weil dieses Thema im letzten Jahr fast völlig aus der Berichterstattung verschwunden ist. Zumindest aus der der Massenmedien und das kann man ja auch irgendwie verstehen. Die Pandemie IST ohne jeden Zweifel das aktuell relevanteste Thema; es betrifft uns alle ganz direkt und wir haben ständig mit großen Veränderungen in unserem Alltag zu tun. Darüber muss berichtet werden.
Aber ebenso ohne jeden Zweifel ist die Klimakrise ein absolut relevantes Thema. Nicht nur, weil sie in Zukunft unseren Alltag genau umgestalten wird wie die Pandemie, nur noch stärker und langfristiger. Nicht nur, weil so wie in der Pandemie, auch hier eigentlich sehr schnell auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basierende Entscheidungen getroffen werden müssen. Sondern auch, weil man bei der Klimakrise nicht die gleichen Fehler machen darf, die von Seiten der Medien, der Wissenschaft und der Wissenschaftsvermittlung jetzt in der Coronakrise gemacht worden sind. Wir sehen ständig große Demonstrationen von Menschen, die die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie radikal ablehnen. Wir sehen Pseudowissenschaft und Manipulation, dubiose politische Deals, grundlegendes Unverständnis in Bezug auf die wissenschaftlichen Fakten. All das gab es bis jetzt auch schon was den Klimawandel angeht. Und all dem müssen wir noch entschiedener entgegentreten als es bei Corona passiert.
Die Klimakrise lässt sich nicht bewältigen, indem wir uns regelmäßig die Hände waschen, eine Maske aufsetzen und für eine gewisse Zeit die Kontakte einschränken. Im Vergleich zu dem, was nötig ist, um den Klimawandel in den Griff zu kriegen, sind die Pandemie-Maßnahmen eigentlich harmlos. Wenn die Menschen aber nicht einmal Willens sind, eine simple Maske aufzusetzen, um ihre eigene Gesundheit und die ihrer Mitmenschen zu schützen und deswegen den Untergang der freien Welt proklamieren: Wie soll man dann irgendeine sinnvolle Maßnahme zum Klimaschutz durchsetzen?
Es ist wichtig über Corona zu reden. Aber Corona frisst derzeit leider auch alle anderen Themen auf. Es ist gut, dass seit Ausbruch der Pandemie sehr viel mehr Wissenschaftler:innen in den Medien zu hören sind als früher. Es ist gut, dass der Wert der Wissenschaft jetzt viel stärker sichtbar wird. Aber die Sichtbarkeit hat leider auch ihre Grenzen; sie beschränkt sich auf Virologie, Immunologie, Epidemiologie, u.ä. Mir ist absolut bewusst, dass die mediale Aufmerksamkeit nicht beliebig vergrößert werden kann. Und dass die Zyklen der medialen Aufmerksamkeit nach ihren ganz eigenen Gesetzen funktionieren. Trotzdem bin ich der Meinung – und der Weltklimastreik von letztem Freitag hat mir das wieder sehr bewusst gemacht – dass man trotz Pandemie nicht einfach so tun kann, als gäbe es keine anderen relevanten Themen mehr.
Darum habe zumindest ich für mich entschieden, mich in Zukunft noch mehr dem Klima zu widmen. Das habe ich ja auch früher schon getan: in einer langen Blogserie, immer wieder in einzelnen Blogartikel, in meinem Podcast, in Theatershows gemeinsam mit den Science Busters, im aktuellen Buch der Science Busters, und so weiter. Aber ich will das jetzt systematischer machen als früher. Und vor allem regelmäßig.
Deswegen werde ich in Zukunft auch regelmäßig über die Klimaforschung berichten. Ich weiß noch nicht, ob ich das (nur) hier in meinem Blog tun werde oder auch auf anderen Kanälen. Für den Anfang bin ich auf der Suche nach guten Quellen. Ich weiß natürlich, wo ich die Fachartikel aus der wissenschaftlichen Forschung finde. Und kenne auch das andere Ende der Skala, also zum Beispiel die Vermittlungsarbeit von Menschen wie Mai Thi Nguyen-Kim oder Harald Lesch (gerade erst gab es da eine sehenswerte Dokumentation). Aber da ist ja noch viel Luft dazwischen! Vielleicht kennt jemand ja die gut gepflegte Seite einer Forschungsgruppe oder einer wissenschaftlichen Einrichtung zu dem Thema? Oder den YouTube-Kanal, Twitter- oder Instagram-Account eines Doktoranden oder einer Forscherin? Neben Stefan Rahmstorf, Mojib Latif und anderen aus den Massenmedien bekannten Menschen wird es ja mit Sicherheit auch Wissenschaftler:innen geben, die ebenfalls interessante Sachen zu sagen haben. Bücher, Podcasts, etc: Meine Sammlung an Quellen zur Klimaforschung ist schon recht umfangreich – aber sie kann sehr gerne noch umfangreicher werden!
Die Pandemie wird vorbei gehen. In diesem Jahr, im nächsten Jahr – aber auf jeden Fall in naher Zukunft. Die Klimakrise dagegen wir uns noch lange beschäftigen. Sie wird unsere Kinder beschäftigen und die Menschen, die heute noch nicht mal geboren sind. Wir müssen uns damit beschäftigen.
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