Ich habe hier im Blog schon mehrmals über die Arbeit des britischen Biologen Dave Goulson geschrieben. Der Professor für Biologie an der University of Sussex beschäftigt sich mit Insekten und vor allem mit der Frage, wie man die Biodiversität erhalten und die vorhandene Tier- und Pflanzenwelt schützen kann. Neben seiner wissenschaftlichen Arbeit hat er dazu mittlerweile auch eine eigene Gesellschaft zum Schutz der Hummeln gegründet und zwei extrem spannende und faszinierende Bücher geschrieben. Ich habe “Und sie fliegt doch: Eine kurze Geschichte der Hummel” und “A Buzz in the Meadow” schon ausführlich vorgestellt und kann die Bücher jedem nur ausdrücklich empfehlen. Auch wenn ihr bisher der Meinung ward, ihr würdet euch nicht für Insekten interessieren: Dave Goulson wird euch das Gegenteil beweisen! Die Lektüre lohnt sich auf jeden Fall, das kann ich euch versprechen.
Und weil ich von Goulsons Arbeit so fasziniert war und noch mehr erfahren wollte, habe ich einfach mal ein kurzes Gespräch mit ihm geführt, das ihr hier nun nachlesen könnt. Wir haben auf englisch gesprochen und ich habe das ganze dann auf deutsch übersetzt. Wer möchte, kann sich hier aber auch alles im Original durchlesen. Wir haben über das spezielle Verhältnis der Briten zur Natur gesprochen und über die Frage, ob Wissenschaftler aktiv die Politik beeinflussen sollen. Auch die Unterschiede zwischen der astronomischen und biologischen Forschung kamen zur Sprache und natürlich die Frage, wie man die Menschen am besten davon überzeugen kann, sich nicht immer nur mit knuddeligen Pandabären zu beschäftigen sondern auch mal einen Blick auf die wunderbare Welt der Insekten zu werfen. Aber lest am besten selbst!
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Wenn ich mir die populärwissenschaftlichen Bücher ansehe, die in den Buchläden prominent präsentiert werden, dann erscheint es mir, als müsste die alle kontroverse oder auf jeden Fall sehr aufregende Themen behandeln: Die Wissenschaft von Superhelden, Multiversen, Quantenmechanik, politische Diskussionen zum Klimawandel, das Leben nach der Apokalypse, und so weiter. Sie haben sich allerdings dafür entschieden, ein Buch über Hummeln zu schreiben. Wie ist es dazu gekommen und war es schwierig, einen Verlag für so ein “bescheidenes” Thema zu finden?
Mich haben die Hummeln schon mein ganzes Leben lang interessiert und ich habe sie 20 Jahre lang professionell studiert. Das Thema war also eine offensichtliche Wahl. Mir kommt es so vor, als würden wir oft übersehen, wie viel faszinierende und wunderbare Dinge genau vor unserer Nase passieren. Die Menschen, die sich Naturdokumentationen ansehen wissen vermutlich mehr über die Biologie von Gnus und Löwen, als über Bienen (oder, was das betrifft, Ohrwürmer und Libellen). Diese kleinen Tiere sind von enormer Bedeutung und leben ein verblüffendes und seltsames Leben. Aber weil sie so klein sind, ignorieren wir das. Beide meiner Bücher sind ein Versuch zu demonstrieren, wie faszinierend und von zentraler Bedeutung die Insekten sind.
Ihre Geschichten über Hummeln sind fesselnd und in ihren Büchern zeigt sich ihr Enthusiasmus, der Öffentlichkeit von ihrer Forschung zu erzählen. Hatten sie diesen Drang zur Vermittlung ihrer Wissenschaft immer schon oder hat sich das erst später im Laufe ihrer Wissenschaftskarriere entwickelt?
Viele Jahre lang habe ich nur wissenschaftliche Fachartikel veröffentlicht die nur von anderen Wissenschaftlern gelesen wurden. Das war frustrierend, denn Wissenchaftler sind nicht in einer Position, die es ihnen erlaubt, auf diese Informationen zu reagieren. Sie können nur ihre eigene Forschung anstellen und Artikel schreiben, die dann wiederum von mir gelesen werden können. Ich habe mich mit dem Rückgang der Bienenvölker beschäftigt und wollte, dass irgendjemand auch tatsächlich etwas dagegen tut und irgendwann habe ich mich dann bemüht, mich verstärkt an eine breitere Öffentlichkeit zu wenden. Ich habe eine Wohltätigkeitsorganisation gegründet, den Bumblebee Conservation Trust, der mittlerweile circa 8000 Mitglieder in Großbritannien hat. Meine Bücher sind ein Weg, um mehr Menschen dazu zu bringen, die Biodiversität in all ihren Formen zu schätzen und zu versuchen, das schwindende Tier- und Pflanzenleben zu erhalten. Wenn die Menschen nicht über etwas Bescheid wissen, dann können sie es auch nicht schätzen.
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