Verschwörungstheorien. Pseudowissenschaft. Esoterik. Mit all dem hab ich mich in der Vergangenheit immer wieder beschäftigt. Weil es wichtig ist, sich damit zu beschäftigen: Wer Wissenschaft vermitteln will, muss sich ab und zu auch dem widmen, was so tut als wäre es Wissenschaft aber keine Wissenschaft ist. Und dem, das der Wissenschaft aktiv entgegen steht. Ich habe mich aber bis jetzt immer geweigert, etwas über die “Flache Erde” zu schreiben. Also über die Leute, die der Meinung sind, die Erde wäre in Wahrheit eine flache Scheibe und keine Kugel. Das es heute überhaupt Menschen gibt, die das ernsthaft glauben ist überraschend (und deprimierend) genug. Immerhin wissen wir seit ein paar Jahrtausenden, dass die Erde eine Kugel sein muss. Aber dass es dann auch noch vergleichsweise so viele Menschen sind, die diesen Unsinn mit solcher Vehemenz verbreiten, ist kaum zu glauben.
Ich bin auch immer noch der Meinung, dass viele Menschen die in den sozialen Netzwerken von der flachen Erde reden, das nicht wirklich ernst meinen, sondern nur ein wenig trollen oder das einfach nur aus (einem seltsamen Verständnis von) Spaß tun. Aber anscheinend gibt es wirklich Leute die das ernst meinen. Das kann (und soll) man tragisch finden; man kann sich darüber lustig machen (aber muss es nicht) – was man dagegen nicht zu tun braucht, ist zu versuchen, diese Leute mit Argumenten zu überzeugen. Hier gilt das, was allgemein bei Esoterik und Pseudowissenschaft gilt, noch viel mehr: Wer bereit ist, die Welt rational zu betrachten, der käme niemals auf die absurde Idee, die Erde wäre eine Scheibe. Und wer ernsthaft an so etwas glaubt, ist mit rationalen Argumenten nicht zu erreichen.
Natürlich wäre es kein großes Problem, all die Dinge zu widerlegen, die die Flacherdler behaupten. Da deren Behauptungen aber selbst auf keiner rationalen Basis stehen, fällt es ihnen eben so leicht, sich einfach irgendwas anderes auszudenken um das Argument zu “entkräften”. Man kann lange Liste schreiben und der Reihe nach erklären, warum die Erde niemals flach sein kann; wo eine flache Erde dem Stand des Wissens widerspricht, wo sich Flacherdler verrechnet oder verdacht haben. Damit erfreut man vielleicht diejenigen, die Spaß an sinnfreien Diskussionen haben. Aber die, die an die flache Erde glauben, wird das absolut nicht beeindrucken.
Deswegen wird man von mir auch weiterhin keine “Widerlegung” der flachen Erde lesen. Dafür aber etwas anderes. Wenn ich in den nächsten zwei Wochen Urlaub mache und mit dem Fahrrad quer durch Deutschland fahre, wird es hier in meinem Blog eine kleine Artikelserie geben. Diese Artikel werden nicht von den “Argumenten” der Flacherdler handeln, sondern von echter Wissenschaft. Von Astronomie, von Teilchenphysik, von Geophysik und jeder Menge anderer bunt gemischter Bereiche der Naturwissenschaft. All diese Geschichten haben aber trotz der thematischen Vielfalt eines gemeinsam: Die Forschung basiert darauf beziehungsweise zeigt eindeutig, das wir auf einer großen Kugel leben, die sich mitten im Weltall um einen Stern herum bewegt.
Es sind Erdkugelgeschichten (mir ist kein besseres Wort dafür eingefallen) und sie sollen nicht nur für sich selbst interessant sein, sondern gleichzeitig auch zeigen, wie vernetzt und vielfältig die Wissenschaft ist. Denn das IST die Wissenschaft. Man kann nicht einfach irgendein Element heraus nehmen und behaupten: Das ist nicht so! Das funktioniert an den Rändern der Erkenntnis; dort wo aktiv geforscht wird und die Dinge noch unklar sind. Aber dort, wo wir Bescheid wissen, steht ein festes Fundament aus jeder Menge miteinander verbundenen Bausteinen. Nimmt man einen heraus, zum Beispiel in dem man behauptet, dass die Erde eine Scheibe ist, dann fällt alles zusammen. Und das ist es, worum es bei der Sache mit der flachen Erde wirklich geht. Nicht um die “wahre” Form der Erde (die tatsächlich keine Kugel ist sondern viel komplexer). Sondern darum, ob die gesamte Wissenschaft seit Jahrtausenden nur Unsinn erzählt hat (mehr dazu im vorletzten Teil der Serie).
Die Serie wird morgen mit einer thematisch passenden Folge des Sternengeschichten-Podcasts beginnen und ab Montag mit 10 weiteren Artikel fortgesetzt. Und hier gibt es eine Vorschau auf das, was kommt:
- Sternengeschichten Folge 293: Al-Biruni und die Größe der Erdkugel (erscheint am 06.07.2018)
- Das Kreuz des Südens und der Himmel auf der anderen Hälfte der Erde (erscheint am 09.07.2018)
- Der Sonnenuntergang kommt später als man denkt (erscheint am 10.07.2018)
- Zu groß um flach zu sein: Der Future Circular Collider und die Zukunft der Teilchenphysik (erscheint am 11.07.2018)
- Perseiden, Sternschnuppen und Plädoyer für das frühe Aufstehen (erscheint am 12.07.2018)
- Sternengeschichten Folge 294: Warum sind Planeten rund? (erscheint am 13.07.2018)
- Terraforming Mars: Wie kriegt ein Planet ein Magnetfeld? (erscheint am 16.07.2018)
- Mach es wie die Sonnenuhr: Zeitmessung für alle! (erscheint am 17.07.2018)
- Der blaue Himmel, die rote Sonne und die runde Erde (erscheint am 18.07.2018)
- Flache Erde oder Erdkugel – Wer profitiert von der Verschwörung? (erscheint am 19.07.2018)
- Sternengeschichten Folge 295: Mondfinsternisse und der “Blutmond” (erscheint am 20.07.2018)
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