DNA

Du, doppelt helikales Buch des Lebens,
in sich verwund’nes, tiefes, ewiges
Gedächtnis unserer Vorfahren Strebens,
bist älter weit als mancher Stein, indes

Phosphate bilden Deinen starken Rücken
mit atem-(oxy-)losem Zuckerring,
und Schwesterstränge fassen sich durch Brücken
an Dipolpfeilern (“Hydrogen Bonding”).

Thymin und Cytosin: Pyrimidine
und Adenin und Guanin, das sind
auch Stickstoffbasen, sie nennt man Purine:
Aus diesen, T, C, A und G, entspinnt

sich aller “Sinn” und “Unsinn” in Sequenzen,
die sich um Deine ew’ge Mitte dreh’n
und wir mit ihm – in Kriegen oder Tänzen –
wie wir mit Dir dereinst auch untergeh’n.

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Hiermit beginne ich eine unregelmäßig erscheinende kleine Lyrikserie zur Molekularbiologie (gleich zwei Dinge, die ich toll finde :-)). Im Moment vertreibe ich mir damit gerade die Zeit während meiner Zwangspause (an deren Gründen sich leider noch nicht viel getan hat), denn dafür brauche ich ja keine Bilder hochzuladen, aber solange es Spaß macht, wird das auch später, wenn hoffentlich alles wieder reibungsärmer läuft, weitergehen. Besonders würde ich mich natürlich über gereimte Antworten, Erweiterungen und Erwiderungen in den Kommentaren freuen.

flattr this!

Kommentare (8)

  1. #1 Thilo
    24/09/2012

    https://www.scienceblogs.de/mathlog

    Ach, das erinnert mich daran, dass ich schon seit 3 Monaten eine Rezension zu “Lob des Funfecks” schreiben wollte.

  2. #2 Bloody Mary
    24/09/2012

    Cornelius, mit ausgebreiteten Flügeln
    Über das Meer des Wissens gleitend,
    Lust im Schrei des kühnen Vogels.

    Eine elegante und reife Linie zeichnet der
    Liebhaber von Sprache und Wissenschaft
    über den Wassern,
    und siehe, er wird zurückgeliebt, von beiden,
    ganz ohne Zank und Zwietracht.

    Tief taucht er ein, die Augen offen, ohne Blinzeln,
    und siehe da…Wunder über Wunder.
    Apoptose, Improvisationen im Labor,
    about the The Emperor of All Maladies,
    und wie starb Paganini?

    Erkenntnis durch Abgründe?
    Jedenfalls eine herrliche Art, den Kopf zu verlieren,
    We call it BlooDNAcid!.

    P.S.: wie gut ich Dein Blog finde, wollte ich Dir schon lange mal sagen. Eigentlich in anderen Worten und auch wohlüberlegter, aber Du wolltest es ja so 🙂

    • #3 Cornelius Courts
      24/09/2012

      wooohoooo!
      Vielen Dank 🙂

  3. #4 rolak
    24/09/2012

    Schick!
    Tja, Lyrikvorliebe findet sich oft an völlig unerwarteten Stellen 😉 Als mir das damals im Roxy präsentiert wurde, bekam ich das Grinsen für recht lange Zeit nicht mehr weg — liegen doch wegen der angemessenen Beschäftigungslänge seit eh und jeh Comics und Lyrik auf dem, na ja, im Badezimmer halt.

    Fehlt nur noch eine angemessene Vertonung…

  4. #5 rolak
    24/09/2012

    Huch, ganz vergessen: Aus irgendeinem Grunde erscheinen die hiesigen Kommentare nicht in Deinem Kommentar-Feed, Cornelius.

  5. #6 Stefan
    24/09/2012

    Haha! 🙂 Das ist ja absolut cool.
    So muss Wissenschaft laufen.
    Noch ein lustiges Bsp. hier:

    https://www.youtube.com/watch?v=d1UPf7lXeO8

    Das ist, glaube ich von Dozenten gemacht, die verzweifelt waren, weil ihre Studenten das nicht verstanden haben.
    (Diese Geschichte habe ich mal irgendwo aufgeschnappt)

  6. #7 rolak
    24/09/2012

    Ok, dann auch noch den Dreier: Jetzt sind sie alle aufgetaucht, inkl Thilos von vor 10:00…

  7. #8 Claudia
    Köln
    25/09/2012

    Wie fühl ich, Närrin, mich erleuchtet
    beim schieren Anblick dieser Zeilen!
    Im Geiste, der sie ausgetüftelt
    Möcht’ man staunen, suchen, weilen,

    möcht’ solcher Zellen habhaft werden!
    (Deiner fleißigen Neuronen
    Die Dein Zwischenspiel auf Erden
    Aufspannen über Äonen).

    So, was besseres fällt mir, fünf Minuten vor Arbeitsbeginn, nicht ein… was ich aber sagen wollte: fuckin’ awesome!