Seit kurzem erst ist bekannt, daß auch Zellen, die im Knochenmark entspringen eine wichtige Rolle bei der krankhaften Angiogenese spielen. Unter diesen Zellen sind verschiedene Vertreter des angeborenen Immunsystems wie Makrophagen, Neutrophile und Mastzellen, die an der Entstehung von Entzündungen beteiligt sind. Sie infiltrieren Tumoren in frühen aber auch fortgeschrittenen Stadien und versammeln sich im Randbereich derselben. Dort wirken sie auf das den Tumor umgebende Gewebe ein und legen den eigentlich auf „Aus“ stehenden Angiogenese-Schalter um, wodurch der Tumor leichter in das so „vorbereitete“ benachbarte Gewebe vordringen kann. Außerdem gibt es Erkenntnisse, denen zufolge diese Entzündungszellen die neugebildeten Gefäße vor den Auswirkungen von Medikamenten schützen können, die in die angiogenetische Signalübertragung (z.B. durch VEGF-A, s.o.) eingreifen sollen.
Wir können also feststellen, daß die Versorgung mit an- und abtransportierenden Gefäßen sehr wichtig für Entstehung und Wachstum von Tumoren ist und daß Krebszellen, wie gewohnt, verschiedene Tricks beherrschen können, um Kontrollen und Einschränkungen der Gefäßneubildung zu umgehen, um ihre Ernährung bisweilen recht krude zu erzwingen. In der nächsten Folge berichte ich von der gefährlichsten und furchterregenden Eigenschaft vieler Tumoren, für die die Gefäßneubildung übrigens eine wichtige Voraussetzung schafft, nämlich der Fähigkeit, in gesundes Gewebe vorzudringen (Invasion) und durch „Pionierzellen“ auch weit entfernte Gewebe und Organe im ganzen Körper zu besiedeln (Metastasierung).
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