Seit kurzem erst ist bekannt, daß auch Zellen, die im Knochenmark entspringen eine wichtige Rolle bei der krankhaften Angiogenese spielen. Unter diesen Zellen sind verschiedene Vertreter des angeborenen Immunsystems wie Makrophagen, Neutrophile und Mastzellen, die an der Entstehung von Entzündungen beteiligt sind. Sie infiltrieren Tumoren in frühen aber auch fortgeschrittenen Stadien und versammeln sich im Randbereich derselben. Dort wirken sie auf das den Tumor umgebende Gewebe ein und legen den eigentlich auf „Aus“ stehenden Angiogenese-Schalter um, wodurch der Tumor leichter in das so „vorbereitete“ benachbarte Gewebe vordringen kann. Außerdem gibt es Erkenntnisse, denen zufolge diese Entzündungszellen die neugebildeten Gefäße vor den Auswirkungen von Medikamenten schützen können, die in die angiogenetische Signalübertragung (z.B. durch VEGF-A, s.o.) eingreifen sollen.

Wir können also feststellen, daß die Versorgung mit an- und abtransportierenden Gefäßen sehr wichtig für Entstehung und Wachstum von Tumoren ist und daß Krebszellen, wie gewohnt, verschiedene Tricks beherrschen können, um Kontrollen und Einschränkungen der Gefäßneubildung zu umgehen, um ihre Ernährung bisweilen recht krude zu erzwingen. In der nächsten Folge berichte ich von der gefährlichsten und furchterregenden Eigenschaft vieler Tumoren, für die die Gefäßneubildung übrigens eine wichtige Voraussetzung schafft, nämlich der Fähigkeit, in gesundes Gewebe vorzudringen (Invasion) und durch „Pionierzellen“ auch weit entfernte Gewebe und Organe im ganzen Körper zu besiedeln (Metastasierung).

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Übersicht Krebs-Serie:

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Kommentare (6)

  1. #1 rolak
    09/01/2014

    moin, eine Verständnisfrage: Läßt sich der lokale Zustand ‘verschärfte Gefäßbildung’ duch etwas Einfaches wie zB Blutpröbchen erkennen oder ist der Stand der Dinge ‘verstanden aber nicht testbar’?

  2. #2 Cornelius Courts
    10/01/2014

    @rolak: moin! Was die aktuelle Diagnostik von pathologischer Angiogenese angeht, bin ich, zugegebenermaßen, nicht auf dem Laufenden. Man kann auf jeden Fall aber die Gefäßversorgung manifester Tumoren angiographisch darstellen und daher auch entspr. entartetes Wachstum abbilden.
    Über den diagnostischen Wert von z.B. VEGF-A-Messungen (in z.B. “Blutpröbchen”) wird auch diskutiert, der dürfte aber von Tumor zu Tumor verschieden sein…

  3. #3 rolak
    10/01/2014

    *hand vor den kopf klatsch* (←braucht dringend nen smilie..) Klar doch, Kontrastmittel^^ Da litt mein Denken deutlich an Kontrastarmut – das Zeug geht ja runter bis in die Kapillaren…

    Und dabei war ich vor drei Wochen erst zum Knotentest bei Omobeim Szintigraphen persönlich (Schilddrüse, Murmel, unaufregend, Familienerbstück) und komme trotzdem nur auf direkte Meßmethoden, nichts auf die indirekten – hach nee, peinlich.
    War übrigens durchaus erheiternd, auf die Vorgabe ‘Und jetzt bewegen Sie sich bitte 10 Minuten lang nicht’ dröhnte unter der Kamera hervor “Wollnse mich verscheißern? Ich gedachte eigentlich, weiter zu atmen!’ 😉

  4. #4 Wilhelm Leonhard Schuster
    11/01/2014

    Kontrastmittel:
    Kann man denn dann, Neuerdings, geringstes Krebsgewebe mittels Gerät, vom gesunden Gewebe, innert kurzer Zeit, unterscheiden?(Ich bin völliger Laie).
    Wie ist das bei “Blutkrebs ” ?(Volkstümliche Aussage,
    ich weiß nicht ob es diesen, speziell, überhaupt gibt.)

  5. #5 Cornelius Courts
    13/01/2014

    @rolak: “Knotentest”

    Sehr brav! Und hoffentlich allet jut!

    @WLS: “Kann man denn dann, Neuerdings, geringstes Krebsgewebe mittels Gerät, vom gesunden Gewebe, innert kurzer Zeit, unterscheiden?”

    Da kommt, würde ich sagen, immer auf die Art des Nachweises an. Angiographisch dürften Mikroläsionen nicht wirklich gut darstellbar sein. Wenn man aber eine entsprechende Biopsie auf Verdacht entnimmt und mittels NGS untersucht, könnte man auch sehr früh schon Hinweise auf eine maligne Transformation erhalten.

    ” Wie ist das bei “Blutkrebs ” ?”

    Doch, Blutkrebs gibt es, sogar viele davon. Man spricht hier von Leukämien, von denen es zahlreiche Erscheinungsformen gibt. Davon hängt auch ab, wo man danach suchen könnte. Die meisten haben aber entartete Zellen im Knochenmark.

  6. #6 rolak
    13/01/2014

    Sehr brav!

    Danke Cornelius, bin allerdings auch erblich vorbelastet und das Einjährige im Zustand ‘leichtes Asthma, kaum Besserung zu erkennen’ war ein willkommener Anlaß für eine Diagnostik-Erweiterung – und das Sonar war verdachterregend. Im neuen Paßfoto ist ne 2cmØ-Dunkelzone, da wird wohl demnächst etwas entfernt werden, falls nicht irgendeine andere Idee aufkommt.
    Insgesamt wie schon erwähnt unaufregend, ist ja nicht mehr so wie bei meiner Mutter Mitte der 70er, die nachher aussah, als wäre sie aber so gerade eben einem Halsabschneider entkommen – und urplötzlich ein Faible für klotzige Ketten entwickelte 😉 Heutzutage wird dergleichen ja quasi durch nen Strohhalm rausgeschlürft.