Wer erinnert sich noch an den Kleinen Leberegel (Dicrocoelium dendriticum) aus dem Bio-Unterricht? An diese fast unglaubliche, gruselige Geschichte von einem kleinen Wurm, der über zwei Zwischenwirte, Schnecke und Ameise, von Endwirt zu Endwirt (z.B. Kühe oder Schafe) reist, unter anderem, indem er in das „Hirn“ der Ameise eindringt und deren Verhalten kontrolliert, so daß sie sich an der Spitze eines Grashalms festbeißt, dort ausharrt, unbeirrbar wie ein Zombie, um sich zuletzt vom grasenden Endwirt fressen zu lassen.

Ich fand das damals ungeheuer faszinierend und auch in der Uni, im Grundstudium der Biologie, gehörte das Fach Parasitologie zu meinen liebsten (auch in den Scienceblogs gab es schon mal etwas dazu). Ich erinnere mich noch, wie wir alle bei den Schilderungen und Bildern in der Vorlesung zugleich vor Ekel, Grusel und Faszination erschauderten, wenn wir lernten, wie erfolgreich und fundamental das evolutionäre Konzept des Parasitismus ist und auf wie vielfältige und in unseren Augen eklige und grausame Weise Lebewesen an anderen Lebewesen parasitieren und sie dabei nicht selten auf beunruhigend farbenfrohe Weise umbringen.

zungenparasit nextnature.net

Parasit nimmt den Platz der Fischzunge ein

Da gab es z.B. diesen charmanten kleinen Krebs, der ins Maul von Fischen schwimmt, sich dort wohnlich einrichtet, d.h. festhakt und am arteriellen Blut labt und nachdem die dadurch unterversorgte Zunge des Wirtsfisches abgestorben ist, fortan deren Platz und Funktion einnimmt und sich von der vorbeiziehenden Nahrung des Fisches miternährt (letztes Jahr in Australien habe ich sowas (s. links) mal in Formalin gesehen – geschüttelt hat’s mich, mehr die Vorstellung, als der Anblick). Oder man denke an all die zahlreichen Wurmparasiten, die auch den Menschen befallen, und unter anderem Elephantiasis, Billharziose, Dracontiasis und Loiasis auslösen können, von dem, was die Milbe Sarcoptes scabiei unter der Haut anrichtet, ganz zu kratzen schweigen…  Besonders heimtückisch und überaus gefährlich sind natürlich auch die einzelligen Parasiten,  darunter Trypanosomen, Amöben, Leishmanien (diesen hatte übrigens Sir David Lindsay bei Karl May seine „Aleppo Beule“ zu verdanken) und natürlich das in seiner Wandelbarkeit fast an einen teuflischen Designer denken lassende P. falciparum, der Erreger der Malaria, welcher jedes Jahr über eine Million Menschen erliegen.

Noch gruseliger aber als all diese Gestalten aus dem Horrorkabinett finde ich jene Parasiten, die auf das Nervensystem eines Wirtsorganismus zugreifen und dessen Verhalten auf eine für sie günstige Weise manipulieren können: Neuroparasiten.

Eine Wespenart, die nach öffentlicher Abstimmung nun nach einem seelenraubenden Monster aus den Harry-Potter-Romanen benannt wurde, nämlich Ampulex dementor [1], verfügt über ein Gift, das ihr Opfer, meist eine Kakerlake, tatsächlich „willenlos“ oder korrekter antriebslos macht. Die Wespe lähmt die viel größere Kakerlake zuerst und nur vorübergehend mit einem Stich, so daß sie Gelegenheit erhält, ihrem wehrlosen Opfer einen zweiten, ganz genau gezielten Stich zu versetzen und ihr Gift in das „Gehirn“ (Oberschlundganglion), genauer ins Protocerebrum zu injizieren, wo unter anderem Fluchtreaktionen ausgelöst werden. Das Gift legt diese Strukturen lahm und die Kakerlake verliert jeden Handlungsantrieb, bleibt aber am Leben und mobil und läßt sich, sobald die Lähmung nachlässt, von der Wespe an ihren eigenen Antennen in einen bereitstehenden Bau führen. Dort legt die Wespe ihre Eier auf der Kakerlake ab, die dort stumpfsinnig einfach stehen bleibt und später von den geschlüpften Larven, die sich in ihr Inneres bohren, bei lebendigem Leib gefressen wird. Angesichts der ähnlich grausamen Vorgehensweise der Schlupfwespen schrieb Darwin sogar einmal:

„I cannot persuade myself that a beneficent & omnipotent God would have designedly created the Ichneumonidae with the express intention of their feeding within the living bodies of caterpillars […]

(Ü: “Ich kann nicht glauben, daß ein gütiger und allmächtiger Gott vorsätzlich so etwas wie die Ichneumonidae geschaffen haben soll, mit der Absicht, daß sie sich in und von den Körpern noch lebender Raupen ernähren“)

Nicht minder grausam mutet der Lebenszyklus eines garstigen Pilzparasiten an, der Ameisen befällt, sie zwingt, ihre Kolonie zu verlassen, einen Baum zu erklimmen, sich auf einem Blatt festzubeißen und dort zu verharren, während der Pilz sie von innen zerstört und schließlich tötet, bis sie irgendwann aufplatzen, um dem wachsenden Fruchtkörper des Pilzes Platz zu machen, der dann aus dem Leichnam herauswächst und infektiöse Sporen verstreut [2,3].

sphingosin

Das Zombiemolekül

 

Forscher verglichen resistente mit nicht gegen den Pilz resistenten Ameisen und fanden heraus, daß 70% der Pilzproteine und andere Stoffwechselprodukte nur in den nicht-resistenten Tieren gebildet werden und diese sind es wohl, die die Ameisen zu Zombies machen. Eines davon, Sphingosin, ist z.B. Teil eines neuronalen Signalwegs. Mit Hilfe dieser Substanz zerstört der Parasit ganz langsam und allmählich das Gehirn der Ameise und übernimmt die Kontrolle.

Auch Wurmparasiten gehen nicht eben zimperlich mit ihren Wirten um. Der Saitenwurm zum Beispiel lebt in Insekten und zwingt am Ende seines Jugendstadiums durch komplizierte biochemische Mechanismen, die auch die gezielte Auslösung von Apoptose in Nervenzellen des Wirtstieres umfassen, sein Opfer dazu, ins Wasser zu springen, da dies für die weitere Entwicklung des Wurmes notwendig ist, was aber den Tod für den Wirt bedeuten kann.

Ein anderer Wurmparasit ist noch erstaunlicher. Wie der kleine Leberegel (s.o.) benötigt auch Schistocephalus solidus  [4] zwei Zwischenwirte. Zunächst muß seine im Wasser schwimmende Larve von einem Ruderfußkrebs gefressen werden, in dem sie dann einige Wochen lang heranwächst. In dieser Zeit darf der Krebs selbst nicht zur Beute eines anderen Tiers werden. Das erreicht der Parasit, indem er für ein Zeitfenster von genau 12 Tagen den Krebs so manipuliert, daß er auf eine Weise auf Reize reagiert, die ihn unauffälliger für seine Fressfeinde machen. Nach den 12 Tagen aber ist es notwendig, daß der Krebs von einer ganz bestimmten Sorte Stichling (dreistachelig) gefressen wird, so daß der Parasit einen „chemischen Schalter“ im Wirt umlegt und sich dessen Verhalten ändert, er auffälliger und somit leichte Beute für den Fisch wird. Im Stichling angekommen, wächst er dort bis zu mehrere Monate heran, wobei er seine Größe mehr als vertausendfacht.

fischparasit moi evolutionsbiologie

Schistocephalus in einem toten Stichling
Quelle: MPI Evolutionsbiologie

 

Dann manipuliert der Wurm auch diesen Zwischenwirt und zwingt ihn zu höchst riskantem Schimmverhalten an der Oberfläche von Gewässern und blockiert seinen Fluchtinstinkt, wodurch er leichte Beute von Vögeln wird, die den Endwirt des Parasiten darstellen, da er sich in deren Darm paaren und Eier ablegen kann, die dann mit dem Kot ins Wasser ausgeschieden werden, wo der Zyklus erneut beginnt. Wie genau der Wurm seine Wirte manipuliert ist derzeit Gegenstand intensiver Forschung und es ist absolut erstaunlich, wie der Wurm mit den direkt aufeinanderfolgenden extremen Lebensräumen Fischdarm (ca. 10 – 15 °C) und Vogeldarm (ca. 41 °C und damit knapp an der Grenze zur Eiweißdenaturierung) klar kommt.

Die effizientesten, ja die ultimativen Parasiten kommen jedoch ohne solche komplizierten und riskanten Wirtswechsel aus. Sie sind von der Evolution bis zur parasitischen Perfektion reduziert und „glattpoliert“ worden: die Viren.  Ein Virus, das die meisten Biologen nicht einmal als Lebewesen ansehen, besteht nur noch aus proteinumhülltem Erbgut, manchmal mit noch ein paar „Werkzeugen“ (Proteinen) in der Hülle. Es hat keinen eigenen Stoffwechsel, kann sich nicht selbstständig bewegen oder fortpflanzen, es „versklavt“ für diese Zwecke die Zellen eines Wirtsorganismus und benutzt deren Infrastruktur, um sein Erbgut zu vervielfältigen, neue Virushüllen herzustellen, daraus fertige, infektiöse Viren zusammenzusetzen und um letztlich als Ausgangspunkt für einen neue Infektionswelle zu dienen. Einige Viren können sogar das Verhalten eines Wirtstieres manipulieren, so daß die Wahrscheinlichkeit und die Reichweite seiner Verbreitung auf neue Wirte erhöht wird. Ein Beispiel dafür ist das Baculovirus, das Raupen befällt. Das Virus produziert ein Enzym, welches in den hormonellen Signalweg eingreift, der der Raupe normalerweise anzeigt, daß sie ausreichend gefressen hat, so daß sie immer weiter frisst. Zusätzlich manipuliert das Virus das Verhalten der Raupe und läßt sie auf ihrem Baum so hoch wie möglich klettern und sich schließlich an ein Blatt klammern. Dort angekommen tötet das Virus seinen Wirt und verwandelt ihn in buchstäblich zu Brei: die Raupe löst sich auf, tropft vom Blatt herab und in jedem dieser Tropfen befinden sich Millionen infektiöser neuer Viren, die sich nun weiterverbreiten können.

Ein anderes Virus mit dem einprägsamen Namen „Iridovirus IIV-6/CrIV“ infiziert Grillen.  Es befällt deren Fettkörper und übernimmt dessen Stoffwechsel, wodurch das Organ zu einer Virusfabrik wird. Der Fettkörper stellt für die Grille wichtige Proteine nicht länger her, wodurch unter anderem die Ei- und Spermienproduktion beeinträchtigt und das Wirtstier praktisch sterilisiert wird. Dennoch paaren sich infizierte Grillen sehr intensiv und deutlich häufiger als nicht infizierte Tiere: das Virus zwingt sie dazu, da die Paarung eine Gelegenheit zur Infektion neuer Wirte ist. Wie es das macht, ist noch nicht erforscht [5]. Interessant ist hierbei aber auch, daß infizierte Tiere durch die Ausschüttung von Entzündungsmediatoren und anderen Immunmolekülen normalerweise eher appetitlos und lethargisch sind. Das Iridovirus und vielleicht generell sexuell übertragbare Parasiten scheinen diese dämpfenden Effekte unterdrücken zu können.

Aber auch der Mensch kann Opfer neuroparasitärer Viren werden: das Rabiesvirus, ein Rhabdovirus, ist der Erreger der Tollwut, an der jedes Jahr über 50.000 Menschen sterben, die allermeisten davon in Entwicklungsländern. Die Tollwut ist unbehandelt so gut wie immer tödlich, doch bevor man daran stirbt, greift das Virus das Gehirn an und verändert in der Spätphase sogar das Verhalten und Empfinden. Erkrankte können den Anblick von Wasser nicht mehr ertragen, reagieren darauf mit Krämpfen in Rachen und Kehlkopf. Trinken und damit ein der Verbreiterung des Virus hinderliches Verdünnen des infektiösen Speichels wird so fast unmöglich. Außerdem erzeugt die Infektion eine extreme Reizbarkeit, so daß minimale Irritationen sofort Wutanfälle auslösen, die mit Um-sich-Schlagen, Beißen und Schreien einhergehen, wobei das im als Schaum vor dem Mund stehenden Speichel hochkonzentrierte Virus weiterverbreitet wird. Erinnert ziemlich stark an die andere, aggressive und alerte Form von “Zombies” aus Filmen wie „28 days later“, oder?

rabies

links: tollwütiger Hund; rechts: Infizierter aus “28 days later”

 

Der entscheidende Unterschied zwischen diesem Film, in dem auch ein Virus, das sich über infiziertes Blut verbreitet, der Auslöser der Verwandlung ist, und einer realen Tollwut-Pandemie ist also lediglich die ultrakurze Inkubationszeit im Film.

Der beängstigendste weil bereits bei ca. einem Drittel der Menschheit verbreitete und zugleich sehr subtil vorgehende Neuroparasit ist in meinen Augen jedoch kein Virus, sondern ein Einzeller, das Toxoplasma. Sein Endwirt ist eigentlich die Katze, als fakultative Zwischenwirte können jedoch die meisten Säugetiere fungieren. Um z.B. von einer Maus in eine Katze zu gelangen, schaltet der Parasit den Fluchtreflex, den Mäuse gegenüber Katzen normalerweise haben, ab, so daß die furchtlose Maus leicht von der Katze gefressen werden kann.

Toxo_ultrastructure

ist Toxo auch schon in Deinem Hirn?

Daß ein Mensch mit Toxoplasma infiziert ist, merkt er meistens gar nicht, obwohl er sehr wahrscheinlich winzige Zysten im Gehirn hat. Nur in seltenen Fällen zeigen sich Symptome der Toxoplasmose, so wie Fieber, Lymphknotenschwellung, Müdigkeit, Kopfschmerzen etc., die aber so mild sind, daß eine Behandlung nur ganz selten erforderlich ist (nur Ungeborene im Körper von Schwangeren sind ernsthaft gefährdet). Viel erschreckender aber ist die subtile Wirkung, die Toxoplasma offenbar auf das Verhalten seiner menschlichen Wirte hat. Der Parasit versteckt sich in Immunzellen, um die Blut-Hirn-Schranke zu überwinden und gelangt so ins Hirn.

Die gekaperten Zellen werden zu Zombies, die von Toxoplasma mit Hilfe gezielter Proteinsignale durch die Barriere hindurchgeschleust werden. Möglicherweise indem er die Verbindungen zwischen Neuronen manipuliert, kann er verändern, wie wir auf erschreckende oder ängstigende Situationen reagieren, wie und ob wir Vertrauen in andere Menschen aufbauen, den Grad unserer Extrovertiertheit etc. Selbst Robert Sapolsky, renommierter Neurowissenschaftler in Stanford, bezeichnet, das, was Toxoplasma in den Tiefen des Hirns anrichtet, als „wilde, bizarre Neurobiologie“: der Parasit könnte so zu Autounfällen, Suiziden und der Entwicklung psychischer Störungen wie Schizophrenie beitragen [6]. Erste Studien zeigen, daß Mütter, die mit Toxoplasma infiziert sind, deutlich häufiger zu Suizid und Gewalt gegen sich selbst neigen [7] und daß Toxoplasma-Infektion mit einem deutlich erhöhten Risiko für Verkehrsunfälle [8] sowie erheblichen (bei Männern und Frauen verschiedenen) Persönlichkeitsveränderungen [9] korreliert. Angesichts dieser heftigen aber wenig bekannten Auswirkungen und der hohen Durchseuchungsrate der Bevölkerung ist der Biologe und Toxoplasma-Forscher J. Flegr inzwischen überzeugt davon, daß Toxoplasma  auf diese heimliche Weise jedes Jahr „vielleicht sogar genauso viele Menschen umbringt, wie Malaria…“.

 

Man kann das durch Neuroparasiten veränderte Verhalten von Wirtsorganismen grundsätzlich als erweiterten Phänotyp des Parasiten auffassen, der somit auch Gegenstand der Selektion und Evolution ist und in der Natur lassen sich Tausende Beispiele dafür finden: die Anpassung eines Organismus an die Umwelt kann eben auch in der Manipulation anderer Organismen bestehen! Wer mehr wissen möchte: Richard Dawkins hat ein sehr gutes Buch über dieses Prinzip geschrieben (s. Literaturempfehlungen). Häufig sind die Mechanismen mit denen Parasiten ihre Wirte steuern, jedenfalls überaus kompliziert und vielschichtig und es gibt für die Forschung noch sehr viel zu tun. Der perfideste Vertreter des Neuroparasitismus ist in meinen Augen übrigens gar kein Tier oder Einzeller, sondern ein Mem: die Religion, ein Nebenprodukt der Evolution des menschlichen Geistes, ein Virus im Substrat von Kognition und Verstand [10,11] (s. auch Literaturempfehlung).

Aber egal ob memetisch oder genetisch: je mehr man sich mit Neuroparasiten oder genauer dem Konzept des Neuroparasitismus befasst, desto eher scheinen sich die Fragen aufzudrängen: wie frei ist mein Wille, bin ich noch ich und sind sie schon in mir?

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Referenzen: 

[1] Ohl M, Lohrmann V, Breitkreuz L, Kirschey L, Krause S The Soul-Sucking Wasp by Popular Acclaim – Museum Visitor Participation in Biodiversity Discovery and Taxonomy. (2014)  PLoS One 9(4): e95068

[2] Pontoppidan, Maj-Britt, et al. “Graveyards on the move: the spatio-temporal distribution of dead Ophiocordyceps-infected ants.” (2009) PLoS One 4.3: e4835.

[3] Andersen, Sandra B., et al. “The life of a dead ant: the expression of an adaptive extended phenotype.” The American Naturalist (2009) 174.3: 424-433.

[4] Hammerschmidt, K., Koch, K., Milinski, M., Chubb, J. C. and Parker, G. A. (2009), WHEN TO GO: OPTIMIZATION OF HOST SWITCHING IN PARASITES WITH COMPLEX LIFE CYCLES. Evolution, 63: 1976–1986.

[5] Adamo, Shelley A., et al. “A viral aphrodisiac in the cricket Gryllus texensis.” The Journal of experimental biology (2014) 217.11: 1970-1976.

[6] Flegr, Jaroslav. “Effects of Toxoplasma on human behavior.” Schizophrenia bulletin 33.3 (2007): 757-760.

[7] Pedersen, Marianne G., et al. “Toxoplasma gondii infection and self-directed violence in mothers.” Archives of general psychiatry 69.11 (2012): 1123-1130.

[8] Flegr, Jaroslav, et al. “Increased risk of traffic accidents in subjects with latent toxoplasmosis: a retrospective case-control study.” BMC infectious diseases 2.1 (2002): 11.

[9] Flegr, J., et al. “Induction of changes in human behaviour by the parasitic protozoan Toxoplasma gondii.” Parasitology 113.01 (1996): 49-54.

[10] PyysiäinenemailI., Hauser M.The origins of religion : evolved adaptation or by-product? (2010) Trends in Cognitive Sciences  14(3):104–109

[11] T. Kresin „Religion und Evolution – Religiosität als evolutionäres Nebenprodukt normaler psychischer Dispositionen“ Grin Verlag Gmbh

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Literaturempfehlungen:

R. Dawkins „Der erweiterte Phänotyp – Der lange Arm der Gene“, Spektrum Akademischer Verlag; Auflage: 2010

D. Dennet “Den Bann brechen: Religion als natürliches Phänomen, Insel, Frankfurt 2008

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Kommentare (52)

  1. #1 Bernd Harder
    24/07/2014

    Hallo Cornelius, vielen Dank für diese Zusammenfassung.

    Ich hätte mir allerdings etwas mehr Analyse gewünscht und würde daher gerne eine Nachfrage loswerden:

    – Soweit ich weiß, ist die genannte Selbstmordstudie ziemlich umstritten – es könnte z.B. auch genau umgekehrt sein, Zitat eines beteiligten Forschers:

    “Um mehr über die Ursachen des beobachteten Zusammenhangs herauszufinden, benötige es weitere Studien, sagen die Forscher. „Ist der Selbstmordversuch ein direkter Effekt des Parasiten auf das Gehirn oder eine übermäßige Immunreaktion, die durch den Einfluss des Parasiten auf das Gehirn ausgelöst wird? Wir wissen es nicht“, erklärt Postolache. „In der Tat können wir den umgekehrten ursächlichen Zusammenhang nicht ausschließen, da es ebenso Risikofaktoren für Selbstmordverhalten geben könnte, die Menschen anfälliger für eine Infektion mit T. gondii machen.“

    Meine konkrete Frage: Was hätte ein Parasit davon, seinen Wirt in den Tod zu treiben?

    Parasiten sind keine Viren, die kein Problem damit haben, ihren Wirt zu killen, sondern profitieren von ihrem Wirtskörper bzw. sind auf diesen angewiesen.

    Also aus welchem Grund sollte ein Parasit seinen Wirt töten bzw. in den Tod treiben?

    Gibt es dazu Erkenntnisse?

    vielen dank!

  2. #2 Marcus Anhäuser
    24/07/2014

    Ich kann da immer wieder nur auf meinen Artikel von 2007 verweisen (für die SZ): https://www.redaktion-wissen.de/texte2007/hirnparasiten.html

    “Ob es sich dabei immer um echte Manipulation handelt, ist nur selten so gut gesichert wie im Fall der vom Urin betörten Ratten. Für Robert Poulin von der University of Otago in Neuseeland greifen viele seiner Kollegen vorschnell zu diesem Begriff: „Oft sind die Verhaltensweisen einfach nur eine Folge der Infektion, zum Beispiel weil dem Wirt die Energie fehlt, andere Dinge zu tun.” Menschen legten sich bei einer Grippe ins Bett, nicht weil das Virus die Menschen dazu zwingt, sondern weil die Immunabwehr dem Patienten die Kräfte raubt. Und ob die Ratten- und die Flohkrebsparasiten ihren Wirt wirklich zu ihren evolutionären Gunsten beeinflussten, sei nicht bewiesen, sagt Poulin. „Noch hat niemand unter natürlichen Bedingungen gezeigt, dass parasitierte Ratten auch häufiger von Katzen gefressen werden.”

  3. #3 Marcus Anhäuser
    24/07/2014

    Davon abgesehen: Tolles Thema, und ne schöne Sammlung an Beispielen 🙂

  4. #4 Bernd Harder
    24/07/2014

    Ja, das Thema ist faszinierend.

    Nicht lachen – aber ich bin im Zusammenhang mit dem Weltuntergang 2012 darauf gestoßen, als Fundamentalchristen eine “Zombie-Apokalypse” durch Toxoplasma gondii befürchteten.

    Mir war aber u.a. nicht klar, welchen Vorteil für sich selbst die Parasiten davon hätten, einen Menschen in einen “Zombie” zu verwandeln?

    Daher nochmal die Frage:

    Es gibt also keinen – auch keinen lustvoll herbei phantasierten, der z.B. in einem SF-Roman gerade noch so durchgehen könnte?

  5. #5 rolak
    24/07/2014

    aus dem Bio-Unterricht?

    Solche tollen Lebensformen wurden mir da leider nicht vorgestellt, Cornelius, ist allerdings auch schon ein paar Tage her.. Doch in irgendeiner BBC-Doku sah ich dann diese ‘Ameise stellt sich ins Buffet’-Nummer und war von der Thematik fasziniert.
    Erstaunlicherweise ist den (gefühlt) Meisten der Toxoplasmose-Komplex völlig unbekannt (jaja, und gestern ham dich Aliens entführt, ne?), trotz des hohen Durchseuchungsgrades und der nicht erst seit gestern bekannten Effekte.

    Irgendwo gabs auch ein Viech, das die befallenen (ka was die alles infizieren, in einer anderen Doku waren es) Menschen recht zuverlässig überzeugte, die Füße mal in kühlendes Wasser zu stellen, einen Teich oder so, in dem der Wirt dann verlassen (mir nach, Kollegen, etwas Besseres als den Tod finden wir überall!) und der Nächste im Zyklus zur Besiedlung abwartet wird.
    Ein schöner Aspekt bei sowas ist es imho, sich Modelle auseinanderzuklamüsern, wie dergleichen evolviert sein könnte.

    ist Toxo auch schon in Deinem Hirn?

    K, Großstadt, war die Befallen-Quote nicht so bei 4:1? Also ziemlich wahrscheinlich ja.

  6. #6 rolak
    24/07/2014

    aus welchem Grund sollte ein Parasit seinen Wirt töten bzw. in den Tod treiben?

    Na zB damit er wie oben beschrieben vom nächsten Wirt inkorporiert wird, Bernd, auf die übliche, gefräßige Weise. Ähnliche oder andere Auswirkungen bei nicht zum eigentlichen Zyklus Gehörigen sind wohl eher unter ‘Kollateralschaden’ oder ‘idiotische Siedlungspolitik’ zu verbuchen.

    nicht weil das Virus die Menschen dazu zwingt

    Das ist imho ein bißchen leichtfertig abgewunken, Marcus (und errinnert, ohne es damit vergleichen zu wollen, an klassische Argumentationslinien der Aids-Leugner ‘war ja gar nicht das Aids Virus, sondern TB, die dem Patienten den Rest gab).
    “<Parasit> veranlaßt <Opfer> zu <Verhalten>” ist doch nur eine besser kommunizierbare Umschreibung von “mit <Parasit> befallene <Opfer> zeigen signifikant häufiger <Verhalten> als nichtbefallene”. Das erschlägt dann auch Dein ‘im Bett liegen”-Beispiel.

  7. #7 Bernd Harder
    24/07/2014

    @rolak:

    “Na zB damit er wie oben beschrieben vom nächsten Wirt inkorporiert wird, Bernd, auf die übliche, gefräßige Weise. ”

    Tut mir Leid, wenn ich etwas penetrant bin – aber tote Menschen werden doch üblicherweise nicht von anderen Menschen aufgefressen. Nehmen Parasiten das in Kauf, weil sie es nicht genau peilen, oder verstehe ich was falsch?

  8. #8 rolak
    24/07/2014

    penetrant

    Da in der Antwort standen zwei Sätze, Bernd.

  9. #9 Thilo
    24/07/2014

    nach öffentlicher Abstammung —-> nach öffentlicher Abstimmung

  10. #10 LasurCyan
    24/07/2014

    Nehmen Parasiten das in Kauf, weil sie es nicht genau peilen

    Ich denke mal, Bernd, die können sich das verpeilen mengenmässig sehr gut leisten.

  11. #11 Bernd Harder
    24/07/2014

    @rolak:

    “‘idiotische Siedlungspolitik”

    Also das wäre eine derzeit vertretbare Antwort auf meine Ausgangsfrage?

    Es gibt keinen offenkundigen Vorteil/Grund für Toxoplasma gondii, einen menschlichen Wirt in den Selbstmord oder zu “„wilden, bizarren” Verhaltensweisen zu treiben, sondern das Ganze ist eher eine Fehl-Besetzung?

  12. #12 rolak
    25/07/2014

    vertretbare Antwort?

    Nein, Bernd, auch wenn sie noch so eingängig klingen mag – es ist nur einer der üblichen (durch die Hochkommata verdeutlichten) Anthropomorphismen, die dem Unbedarften das Geschehen zu erklären scheinen, jedoch den Zugang zum eigentlichen Verständnis zu verbauen drohen.

    ToxoG wird vom Träger ‘verstreut’, gelangt in diversen Formen auf potentielle neue Wirte und verhält sich dort wie sonst auch, weil es nämlich auf deutlich schlichtere Reize als ‘baoh, watn schicker Wirt’ reagiert. Falls im Frischbefallenen die Ansiedelung funktioniert, vermehrt es sich, falls nicht, eben nicht – darin ein aktives Agieren zu sehen, ist der Erkenntnis nicht unbedingt dienlich.

    Anders formuliert: Nur weil bei gammligem Inhalt irgendwann auch der Kühlschrank selbst vom Schimmel überwuchert wird, heißt das nicht, daß der Pilz in Richtung Elektrogeräte-Befall evolvieren will. Noch anders: Der Regen macht mich nicht naß, ich werde naß – kein Agieren, nur Geschehen.
    Wie LasurCyan schon deutlich andeutete, ist eine Falschbesiedelung (und nur die zoonotischen werden ja überhaupt wahrgenommen) für sich drastisch vermehrende Lebewesen kein Drama, genau wie bei auf felsigem (oder betonigem) Grund verkümmernden Samen von Pflanzen. Es ist eben nicht nötig, daß alle Ableger durchkommen (nicht einmal bei Handvoll/Lebenszeit wie bei Menschen), zum Überleben der Art genügt eine ausreichend hohe Quote – wobei der Formulierung ‘hohe’ schon wieder eine Tendenz zum falsch-verstehen innewohnt.

  13. #13 YeRainbow
    https://yerainbow.wordpress.com
    25/07/2014

    Ja.
    Der Beliebte Denkfehler ist ja, der Parasit könnte seine Umgebung, die Bedingungen und seine Ansprüche “kontrollieren” und sein “Verhalten” entsprechend gestalten.
    So ist es nicht. Es ist Agieren auf genetischer Basis.
    Klappt’s, setzt es sich durch.
    Klappt es nicht, setzt sich in der entsprechenden Nische etwas anderes durch, früher oder später.
    Vermutlich eher früher.

  14. #14 Cornelius Courts
    25/07/2014

    @Bernd Harder: “Also aus welchem Grund sollte ein Parasit seinen Wirt töten bzw. in den Tod treiben?”

    rolak und LasurCyan haben dazu schon richtiges geantwortet. Von mir noch folgendes: ein Parasit hat keine Interessen, keinen Willen, keinen Plan, kein Ziel etc. Das muß man sich wieder und wieder klar machen (https://scienceblogs.de/bloodnacid/2011/03/23/biologischer-disclaimer/). Auch Parasiten sind nur die integrierten Phänotypen einer Anzahl von (kooperierenden) Replikatoren. Auch diese haben kein Ziel, aber wenn sie (allein oder gemeinsam) einen Phänotypen bedingen, durch den sie öfter repliziert werden als andere, dann werden sie häufiger und immer häufiger und damit auch ihre Eigenschaft, häufiger zu werden. Und wir sehen eben das, was häufig ist. Die Parasiten, die wir heute mit ihren heutigen Eigenschaften sehen, sind also die, die in den vorigen Generationen am besten an ihre Umwelt, zu denen auch die Wirte gehören, angepasst waren und sich am häufigsten fortgepflanzt haben. Der Mensch z.B. ist erst seit (evolutiv) kurzem ein Fehlwirt für Toxoplasma, da es durchaus Zeiten gab, zu denen wir von Katzen (etwas größeren halt) verspeist wurden. Da aber sehr viele Säugetiere als Beute für Katzen in Frage kommen, hatten jene Toxoplasmen einen Selektionsvorteil, die weniger (zwischen)wirtsspezifisch waren, als andere.

    Hinzukommt, daß das Schicksal eines Wirtorganismus für den Parasiten total egal ist, solange seine Verfahrensweise eine möglichst effiziente Verbreiterung und Neuinfektion anderer Wirte ermöglicht. Wenn z.B. das Baculovirus statt die Raupe zu killen und sich per infektiöser Raubensuppe nur durch innigen Kontakt zwischen einer infizierten und einer nicht-infizierten Raupe verbreiten könnte (um den Wirt zu schonen), wäre das viel weniger effizient im Sinne einer Vervielfältigung. Für das Virus funktioniert die Tötungs-Variante, weil dort, wo die Raubensuppe hinplätschert sehr wahrscheinlich neue Wirte sind und die “Überproduktion” infektiöser Partikel, die nie einen Wirt finden werden, “kostet” das Virus ja nichts.
    So entsteht ein evolutives Wettrüsten, eine Co-Evolution zwischen Wirten und Parasiten, die unglaublich dynamisch und “produktiv” ist und schon so uralt (selbst Bakterien werden ja von Viren parasitiert), daß man ohne allzu kapriziöse Phantasie spekulieren kann, daß wir noch Urschlamm wären, wenn es keine Selektion durch Parasiten gegeben hätte.

    @Marcus: “nicht weil das Virus die Menschen dazu zwingt, ”

    auch dazu hat rolak schon richtiges gesagt. Nur noch ergänzend: interessanterweise scheint es einen tief-verwurzelten Widerstand gegen die Erkenntnis des Toxoplasma-Einflusses zugeben, weil, naja, der Mensch sich eben nicht gerne wie die Marionette eines dummen Parasiten vorkommt. Und seit 2007 hat sich schon was getan, Flegrs Arbeiten werden inzwischen anerkannt.
    Daß ungefähr unser halbes Genom aus inaktiven aber ab und zu doch mal eine Runde drehenden Parasiten (mobile genetische Elemente; parasitäre DNA (https://de.wikipedia.org/wiki/Eigenn%C3%BCtzige_DNA)) besteht, die möglicherweise gemeinsame Vorfahren mit den Viren hatten [1] scheint auch nicht viele (von denen, die das wissen) zu beunruhigen. Auch hier ist es so, daß uns ein springendes Transposon (z.B. durch Krebs) durchaus killen kann (https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22982062), daß diese Elemente aber andererseits auch den Nutzen genomischer Plastizität und Innovation bringen [2]

    [1] Witzany, Günther. “Natural genome-editing competences of viruses.” Acta Biotheoretica 54.4 (2006): 235-253.

    [2] Mikkelsen, Tarjei S., et al. “Genome of the marsupial Monodelphis domestica reveals innovation in non-coding sequences.” Nature 447.7141 (2007): 167-177.

    @rolak: “Irgendwo gabs auch ein Viech,”

    sogar oben im Artikel. Stichwort: Dracontiasis 🙂

  15. #15 noch'n Flo
    Schoggiland
    25/07/2014

    Na, da habe ich als altgedienter Katzenhalter ja endlich eine Ausrede, wenn meine Frau mal wieder bemängelt, ich würde zuwenig im Haushalt mithelfen: “Schatz, meine Hirnzysten sagen mir gerade, dass ich darauf im Moment absolut keinen Bock habe.”

    Danke CC, werde ich bei nächster Gelegenheit mal anbringen.

  16. #16 Cornelius Courts
    25/07/2014

    @noch’n Flo: “Danke CC, werde ich bei nächster Gelegenheit mal anbringen.”

    Klaro, man hilft ja gern. Aber schieb’s nicht auf mich 😉

  17. #17 Bernd Harder
    25/07/2014

    Ok, vielen Dank!

    Vielleicht fällt mir irgendwann noch was dazu ein.

  18. #18 JaJoHa
    25/07/2014

    Man kann doch sicherlich auch einige der “Tricks”, die solche Parasiten anwenden, für andere Zwecke nutzen. Oder um die Signalwege in den betreffenden Lebewesen besser zu verstehen.

  19. #19 Dr. Webbaer
    25/07/2014

    Katzen sind natürlich ein Punkt, wer, wie der Schreiber dieser Zeilen, Katzen schätzt, auch gerne “Draußen-Katzen”, den wird es voraussichtlich früher oder später erwischen, was sich wie einige meinen, u.a. in weiterer Fütterung ausdrückt:
    -> https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/umstrittene-these-parasit-koennte-menschliches-verhalten-steuern-a-611415.html

    Muss aber so-o schlecht nicht sein,
    MFG
    Dr. W

  20. #20 Cornelius Courts
    25/07/2014

    @JaJoHa: “für andere Zwecke nutzen. Oder um die Signalwege in den betreffenden Lebewesen besser zu verstehen.”

    genau, das ist auch der Hauptgrund, aus dem daran geforscht wird.

  21. #21 rolak
    25/07/2014

    selbst Bakterien werden ja von Viren parasitiert

    Das hat bei mir ne ulkige Geschichte, Cornelius: Anfang der 70er drangen Gerüchte zu mir durch, daß ‘die Russen’² wegen akuten und immer wiederkehrendem Antibiotika-Mangels verstärkt, effektiv und effizient Bakteriophagen zur Bekämpfung diverser Krankheiten einsetzen würden. Anfangs hielt ich es für einen Hoax¹, keiner schien es zu kennen. Bis ich dann Mitte der 80er erfuhr, daß dies sehr wohl so ist, ‘eine Pille für alles’ aber simpler wäre. War halt deutlich vor dem vermehrten Aufkommen resistenter Stämme…

    btw: Gestern gelesen und aktuell immer noch der aktuelle post bei NERS: Why Has This Really Common Virus Only Just Been Discovered?

    _____
    ¹ ohne dieses Wort auch nur zu kennen
    ² Jaja, diese Quelle gab es schon damals, wenn auch nicht so inflationär und (gefühlt) deutlich substantieller als heutzutage in der Quack- unv VT-Szene

  22. #22 inge schuster
    Wien
    25/07/2014

    Daß Toxoplasma gondii das Verhalten des Wirts manipuliert, liegt zumindest zum Teil daran, daß der Parasit im Gehirn – in den Neuronen – Zysten bildet und dort eine Tyrosinhydroxylase (besser gesagt 2 Formen dieses Enzyms) exprimiert. Dieses Enzym vermag – ebenso wie das Wirtsenzym – Tyrosin zu L-DOPA zu hydroxylieren, ist also Schlüsselenzym der Dopaminsynthese. Darüber hinaus kann es auch den Vorläufer Tyrosin durch Hydroxylierung der Aminosäure Phenylalanin herstellen. Die Konsequenz sind lokal stark erhöhte Dopamin-Konzentrationen in den infizierten Stellen.

    In Hinblick auf die vielfältigen Funktionen, die der Neurotransmitter Dopamin in unserem Verhalten, den kognitiven Fähigkeiten, dem Gedächtnis und auch in pathologischen Zuständen (z.B. Schizophrenie) ausübt, erscheint es durchaus plausibel, daß die Infektion mit Toxoplasma einen Einfluss bis hin zur Persönlichkeitsveränderung des Wirts bewirken kann.

    Sind Wirte dann z.B. wagemutiger, unvorsichtiger? Haben diese Parasiten unsere Kulturen mitgeprägt?
    Zu diesem Thema hat Gottfried Schatz einen sehr schönen Artikel verfasst: “Unheimliche Gäste — Können Parasiten unsere Persönlichkeit verändern?”
    https://scienceblog.at/unheimliche-gäste-%E2%80%94-können-parasiten-unsere-persönlichkeit-verändern#.

    Für diejenigen, die an detaillierten neuen wissenschaftlichen Befunden zu dem Thema interessiert sind: es ist dazu im vergangenen Jahr ein Sammelband erschienen: SPECIAL ISSUE: Neural parasitology – how parasites manipulate host behaviour. J Exp Biol January 2013; 216 (1)

  23. #23 Chemiker
    25/07/2014

    @ inge schuster

    Ich hätte Ihren Link ja gerne gelesen. Aber wenn ich da draufclick, schreibt mir der Server unfaßbarerweise zurück: Sorry, 27.34.16.103 has been banned..

    Ist das expected behaviour? Daß man Artikel abhängig von der IP-Adresse nicht sehen kann?

    • #24 rolak
      25/07/2014

      has been banned

      Tatsächlich kaum glaublich, Chemiker, da tut sich Dir eine komische Adresse auf, während hier alles glatt zu den österreichischen SB durchgeht. Hat Dir irgendwer irgendwo ne DNS-Weiche eingebaut oder spinntisiert sich Dein browser das aus der Bindestrich-Kodierung zusammen?
      Wie geht es denn damit?

  24. #25 Cornelius Courts
    25/07/2014

    @rolak: “‘die Russen’”

    tun es noch immer. Und im Westen macht man inzwischen mit. Wie geht man mit Resistenzen um? Das ist die große Phage!
    https://www.nature.com/news/phage-therapy-gets-revitalized-1.15348

  25. #26 inge schuster
    26/07/2014

    @chemiker

    Lieber Chemiker,
    Ihre Adresse gehört offensichtlich zu den “Asia Pacific Network (APNIC)” blocks. Von dort kamen irrsinnig viele comments, die wir als spam klassifizierten. Offensichtlich hat unser System gelernt und blockiert.nun APNIC-Adressen großräumig.
    Wenn Sie den Artikel lesen möchten, schreiben Sie mir, bitte, eine kurze Notiz unter inge@scienceblog.at. Der Artikel kommt dann umgehend.

    Beste Grüße, IS

    • #27 rolak
      26/07/2014

      Ihre Adresse

      Ach so herum, also eher ungeschickte oder ungeschickterweise keine proxy-Wahl..

    • #28 rolak
      26/07/2014

      (ärgks, early click)Doch Chemiker redete ja von lesen, nicht von kommentieren – vielleicht kann er/sie ja noch etwas zur Kläreung beitragen.

  26. #29 Chemiker
    26/07/2014

    Ich konnte den Artikel schließlich über den Google Cache lesen. Trotzdem danke fürs Angebot.

    Es ist ja nicht so, daß nur die Kom­mentar­funktion für die Süd­asiaten gesperrt ist, sondern an Stelle des HTML-Files wird nur die von mir gepostete plaintext-Zeile ausgeliefert.

    Die IP-Adresse 27.34.16.103 gehört zu einem ganz ordinä­reren nepali­schen ISP hier in Kathmandu. Das ist also keine Fehlfunktion des Browsers oder des Routings, sondern eine Entschei­dung des Servers, der xeno­phob genug ist, nichts nach Nepal auszuliefern.

  27. #30 s.s.t.
    26/07/2014

    @C.C.

    Von mir noch folgendes: ein Parasit hat keine Interessen, keinen Willen, keinen Plan, kein Ziel etc.

    Hätten solche und vergleichbare ‘Viecher’ solche/s, würden logischerweise Mücken, Bremsen und Zecken den Menschen meiden, da die Chance eine ‘Blutsbrüderschaft’ zu überleben ungleich geringer ist, als wenn sie sich ausschließlich an ordinären Feld- Wald und Wiesentiere gütlich tun würden. Augenscheinlich rangiert auch hier die schiere Masse vor optimaler/optimierter Qualität.

  28. #31 Markus C. Schulte von Drach
    28/07/2014

    Wen es interessiert – und wenn ich mir die Reklame erlauben darf: Hab zu dem Thema mal einen Roman geschrieben, der im HC den selben Titel hatte wie der Artikel von Marcus Anhäuser (SZ, s.o.): Der fremde Wille. (TB: Der Parasit).
    Sorry for spamming.

  29. #32 Markus C. Schulte von Drach
    28/07/2014

    Ach ja, mein Hinweis richtet sich natürlich besonders an den Kollegen @Bernd Harder, der nach einem SF gefragt hat.

  30. #33 louis
    FRA
    30/07/2014

    Spannender artikel Corn !
    Gibt es auch parasiten die rechtsmedizin biologe als Zwischenwirte benutzen ?!

  31. #34 Cornelius Courts
    30/07/2014

    @Louis: “Gibt es auch parasiten die rechtsmedizin biologe als Zwischenwirte benutzen”

    Ja, sogar häufig! Sie machen einen ungemein attraktiv, eloquent, witzig, unwiderstehlich UND ‘nen schlanken Fuß (das dient natürlich nur deren Verbreitung)!
    😀

  32. #35 louis
    30/07/2014

    Werden die auch Dabei zur hochzeit getzwungen ?!
    N. B: natürlich wersen wir an den tag Dabei sein !

  33. #36 Cornelius Courts
    30/07/2014

    @louis: “Werden die auch Dabei zur hochzeit getzwungen ?!”

    hmmm…. da könnte was dran sein 😉

    ” natürlich wersen wir an den tag Dabei sein !”

    cool! :-))))

  34. #37 Schlock
    03/08/2014

    Sehr interessantes Thema.

    Den hier fand ich auch toll:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Xenos_vesparum

  35. […] klein wenig eklig ist das schon was Cornelius in seinem Artikel über Neuroparasiten geschrieben hat, aber gleichermaßen faszinierend. Deswegen dachte ich, es sei eine gute Idee, ihm […]

  36. #39 Cornelius Courts
    11/08/2014

    @Schlock: “Den hier fand ich auch toll:”

    Sehr cooles Beispiel. Danke.

  37. #40 Schlock
    13/08/2014

    @Cornelius Courts

    Freut mich, dass ich auch mal etwas Sinnvolles zum Thema beitragen konnte und danke im Gegenzug für dein tolles Blog. Gehört definitiv in meine Top 5 hier auf den scienceblogs.

  38. #41 Cornelius Courts
    13/08/2014

    @Schlock: “Gehört definitiv in meine Top 5 hier auf den scienceblogs.”

    wohooo! 🙂

  39. #42 Gregor
    19/08/2014

    Prima Artikel, schön schaurig! 🙂 Nur: Eigentlich wollte ich den noch an andere Leute empfehlen, aber der letzte Satz im vorletzten Absatz zerstört das (der mit der Religion). Da wäre ein Weglassen der Mem-Sache besser gewesen, ist hier in diesem speziellen Text zu sehr ein Fremdkörper, finde ich persönlich. Aber sonst: top!

  40. #43 Cornelius Courts
    20/08/2014

    @Gregor: ” Da wäre ein Weglassen der Mem-Sache besser gewesen, ist hier in diesem speziellen Text zu sehr ein Fremdkörper, finde ich persönlich”

    danke für das Feedback. Warum findest Du das?

  41. #44 Gregor
    21/08/2014

    @Cornelius Courts’ Frage im Komm. 43:: Na zunächst wird ein Mem eben nicht unter “Neuroparasit” eingeordnet, was ja die Überschrift als Thema ankündigt. Man kann zwar Analogien ziehen, aber damit entfernt man sich dann halt von der Beschreibung der Parasiten als biologische DNA-Wesen. Und andererseits, rein gefühlsmäßg mir noch wichtiger, bringst Du damit in die schön schaurige Beschreibung der Natur eine deutlich stärker weltanschauliche Komponente rein. Das kann man zwar wohl nie 100%ig vermeiden, aber graduell ist es schon ein deutlicher Unterschied. Dadurch ist der Text dann halt für ein kleineres Publikum geeignet – was ja ok ist, falls das so beabsichtigt war. 😉

  42. #45 Cornelius Courts
    22/08/2014

    @Gregor: danke für die Ausführung.
    ” Man kann zwar Analogien ziehen, aber damit entfernt man sich dann halt von der Beschreibung der Parasiten als biologische DNA-Wesen.”

    diesen Anspruch habe ich nicht an den Parasitismus und schon gar nicht an den Neuroparasitismus gestellt. Selbstverständlich gibt es “intelllektuellen” und auch sozialen Parasitismus, ebenso, wie es parasitäre Meme gibt. (ein Beispiel: https://www.thinkbeyond.us/memes.html)

    “Dadurch ist der Text dann halt für ein kleineres Publikum geeignet –”

    auch hier stimme ich nicht zu. Ein einziger kritischer Satz über Religion ganz am Ende des Textes macht ihn nicht weniger geeignet für Leute, die Religion positiv bewerten und selbst diese Leute dürfen doch zum Nachdenken darüber angehalten werden, welche biologischen Grundlagen und Konsequenzen die Neigung zu Religiosität hat, oder?

  43. #46 Schemenkabinett
    https://www.schemenkabinett.de/
    28/08/2014

    Ein wirklich spannendes Thema. Besonders gruselig ist es natürlich, wenn das menschliche Verhalten beeinflusst wird, so wie es bei der Tollwut der Fall ist. Deren Symptome erinnern ja nicht nur an moderne Zombiefilme, sondern bilden möglicherweise auch die Basis des Glaubens an Werwölfe und Vampire.

  44. #47 Jackie Boswink
    15/11/2015

    After waiting to log in for that greater section of an hour I finally got five minutes with free-to- perform building Trove. Trove Wiki is a community-driven site that anybody could contribute to. The admins are neither the main principal Wikia staff or used or paid by the development staff. BEFORE you start uploading photographs, please also provide a look like Photos – at our assets – the impression might already be there! Welcome to Chest, an open-ended adventure that is voxel through numerous realms full of missions, boxes, and predators wonderful and tiny. Produce and explore the right path through entirely buildable worlds where the next breakthrough is always nearby, underneath the exterior, or over the desk that is creating.

    https://www.qnz163.com/home.php?mod=space&uid=446954&do=profile

  45. #48 Cornelius Courts
    15/12/2015

    Hier noch ein weiteres schönes Beispiel, wie die parasitische Wespe (Reclinervellus nielseni) einen Spinnen-Wirt (Cyclosa argenteoalba) dazu bringt, Netze zu bauen, die ein kuscheliges Zuhause für die Wespenlarven bietet (mit UV Schutz):

    https://www.biotechniques.com/news/The-Imperius-Curse-How-Parasitic-Wasps-Control-the-Behavior-of-their-Spider-Hosts/biotechniques-361290.html

  46. #49 rolak
    15/12/2015

    Wirkt genial – und ist doch ‘nur’ selbstoptimierend. Die lauernde Verführung für Kreationisten…

  47. #50 Matilde Bierly
    20/06/2016

    Vielen Dank für deinen hilfreichen Artikel

    https://mottenarten.wordpress.com/

  48. #51 Ezekiel Loudermilk
    14/04/2020

    Nguoi choi co the dang ky tai khoan bang link dang ky W88 tiep den lam quen voi giao dien truoc khi dang ky va nap tien vao W88 va tham gia ca cuoc cho doi bong yeu thich hoac trai nghiem tai song bai truc tiep voi da dang the loai hap dan. Link W88 hien nay gop mat rat da dang tren mang truyen thong nen chung ta co the de dang tim thay link va truy cap vao website trai nghiem dich vu cua mot trong nhung nha cai chat luong nhat Chau A.

  49. #52 Nina
    https://www.amateurfans.com/sedcard/NinaDevil
    24/11/2022

    Mich juckts jetzt schon wenn ich solche Artikel lese