Wir leben heute in einer bereits gefährlich überbevölkerten Welt sterbender Demokratien und trotz endloser Skandale noch immer überlebender Religionen, in der neue Seuchen, die die gigantischen sozialen Ungleichheiten noch vertiefen, ihre Sensen schwingen und überall alte Seuchen und Autokraten zurückkehren, in der die Kinder wieder weniger Geld verdienen werden als ihre Eltern, in der es in absehbarer Zeit den ersten Billionär und zugleich eine vermeidbare Klimakatastrophe unvorstellbaren Ausmaßes geben wird. Und all das sehenden Auges und mit Billigung bzw. bei weitgehender Wurschtigkeit der Meisten. Dominium terrae. Check.
Was soll es also bringen, dagegen anzuschreiben? Es ist wohl so, daß ich zusehends weniger davon überzeugt bin, daß man oder besser: ich etwas verändern kann.
Was die Religionen und ihren Teil der Schuld betrifft, haben Dawkins, Harris, Dennett und Hitchens, die vier Reiter des neuen Atheismus, mit ihren „Gründungswerken“ sie aus allen denkbaren Richtungen, naturwissenschaftlich, logisch, historisch, anthropologisch, intellektuell, literarisch, moralisch und kulturell zusammengedroschen und sicher vielen aber doch noch immer zu wenigen Menschen geholfen, sich davon zu befreien. Dennoch türmen die Religionen, allen voran die katholische – aber auch der Islam ist gut im Rennen – noch immer täglich weiter Grausamkeit auf Ungerechtigkeit und beständig weitet sich das Bild des Grauens, indem auch weiterhin regelmäßig Gräueltaten der Vergangenheit aufgedeckt werden. (Und jetzt, da ich inzwischen Spanisch und so auch lateinamerikanische Medienberichte verstehen kann, nehme ich das kaum erträgliche, hierzulande aber nicht so gut bewußte Ausmaß des katholischen Kindesmißbrauchs auch in den lateinamerikanischen Ländern noch viel intensiver wahr.) Und all das ist weithin bekannt. Dennoch sind immer noch Millionen Menschen allein in Deutschland Mitglied dieser Vereine, zahlen ihnen brav weiter Steuern, liefern ihnen ihre Kinder aus und wählen gehorsam immer weiter C-Parteien, zu deren “weiter so”-Ideologie auch gehört, religiöse Sonderrechte zu verteidigen. Ich begreife es nicht, habe mich aber damit abgefunden, es wohl nie begreifen zu können.
Ich habe dazu gesagt, was zu sagen ist, so gut ich es vermochte und meine eigenen Texte existieren ja auch weiterhin und sind für alle Welt zu lesen. Und wenn mir etwas Neues einfällt, seid Ihr hier die Ersten, die es erfahrt ;). Ich will hier aber eben auch keine ewigen Wiederholungen aufführen (obgleich das womöglich zielführend wäre) und schätze, daß die meisten derer, die dieses Blog regelmäßig lesen, ohnehin bereits meiner (oder doch einer sehr ähnlichen) Meinung sind. Die wenigen, die es nicht sind/waren und auch nicht werden woll(t)en, werden aufgehört haben, es oder zumindest seine religionskritischen Artikel zu lesen. Wir leben schließlich in Zeiten von „tl;dr“ und „yolo“.
Tja und diese hielt Leibniz also für die beste aller möglichen Welten. Ich fürchte, daß er recht hatte. Wenn es also einen Gott gibt, die solche Vertreter duldet und das ganze hier geplant und beabsichtigt hat, dann hasst sie uns alle.
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Referenz:
[1] Jackson JC, Gray K. When a good god makes bad people: Testing a theory of religion and immorality. J Pers Soc Psychol. 2019;117(6):1203‐1230. doi:10.1037/pspp0000206
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