Religion: ich lehne jede Religion sehr stark ab, bin für eine vollständige Trennung von Staat und Kirche und eine sofortige Beendigung des Reichskonkordats; es darf keinerlei Finanzierung kirchlicher Strukturen und Personen aus dem Staatshaushalt geben, religiöse Vertreter müssen aus allen Ethik- und sonstigen Kommission und Räten entfernt werden, Konkordatslehrstühle müssen komplett verschwinden, Religionsunterricht muß abgeschafft und durch Ethik-Unterricht für alle ab der 1. Klasse ersetzt, jegliche Sonderrechte für Religiöse oder Einschränkungen Nichtreligiöser aus religiösen Gründen müssen vollständig abgeschafft werden – ist diese Position nun „links“ oder „rechts“?

Klimapolitik: zunächst anerkenne ich meinen geringen Wissensstand zu dem Thema und neige daher dazu, mich dem Konsens der Wissenschaft (also nicht einzelnen Stimmen oder Aktivisten) anzuschließen; ich nehme daher provisorisch an, daß es einen Klimawandel gibt und dieser zumindest zum Teil vom Menschen beeinflusst wurde/wird und daß es sinnvoll wäre, wenn die Menschheit das, was sie kann, tut, um mögliche katastrophale Folgen zu verhindern; ich bin noch unentschlossen, ob ich es sinnvoll finde, daß Deutschland eine intensive Klimapolitik betreibt, solange viel größere Länder es nicht tun, ich bin da offen für Argumente; bei der Abwägung Klimaschutz vs. Schaden für die Wirtschaft bin ich ebenfalls unentschlossen, wie eine ideale Politik aussähe; allerdings bin ich ganz klar der Meinung, daß der Atomausstieg ein kolossaler, unbegreiflicher und dämlicher Fehler war und sofort rückgängig gemacht werden muß und daß nur so überhaupt irgendwelche Klimaziele erreicht werden können; – ist diese Position nun „links“ oder „rechts“?

Nahostkonflikt: dazu habe ich schon einiges geschrieben; Kurzform: das Recht auf Existenz und Verteidigung von Israel ist für mich unverhandelbar, was derzeit (11/2024) in Israel/Gaza passiert, ist eine Nachwirkung des barbarischen Massenmords an Israelis durch die Hamas am 7.10.23, die Hamas ist eine monströse Terrororganisation und sollte vollständig ausgemerzt werden und Israel hat das Recht, das zu tun; die Palästinenser sollten einen eigenen Staat haben und in Frieden leben können (solange sie Israel auch anerkennen) und einige von Israels Politikern und viele Aspekte der israelischen Siedlungspolitik sind sehr problematisch und kritikwürdig; – ist diese Position nun „links“ oder „rechts“?

Corona-Politik: mein Eindruck ist, daß die Politik in den Corona-Jahren sehr viele Fehler gemacht hat und daß viele schlechte, schädliche und zum Teil haarsträubend absurde Entscheidungen getroffen und Maßnahmen ergriffen wurden; es sind dadurch Schäden entstanden (zu denen ich auch das Mißtrauen gegen Institutionen rechne), die nicht hätten entstehen müssen, eine Aufarbeitung und ggf. Konsequenzen für besonders Pflichtvergessene oder Inkompetente fände ich begrüßenswert; ebenso überzeugt bin ich jedoch, daß es keine Verschwörung, keine geheimen Pläne oder dunkle Machenschaften gab, sondern daß sich das, was schiefgegangen ist und schlecht gemacht wurde, durch Überforderung mit der Situation und der Größe und Komplexität des Problems, menschliche Dummheit, Inkompetenz, Populismus, Opportunismus und verzerrte Medienberichterstattung erklären lässt; – ist diese Position nun „links“ oder „rechts“?

Impfungen: ich halte die Impfung für eine der größten medizinischen Errungenschaften aller Zeiten, die ungezählte Millionen Menschenleben gerettet hat und deren Wirksamkeit und relative Sicherheit in fast allen Fällen über jeden vernünftigen Zweifel erwiesen ist; ich halte Impfgegner für fehlgeleitet und gefährlich und bin ein strikter Gegner aller Ideologien (Islam, Waldorf-Pädagogik etc.), die die Impfquote reduzieren (und dabei mit dafür sorgen, daß bestimmte Krankheiten noch existieren).; ich erkenne an, daß es Impfschäden gibt und geben kann, bin aber fest überzeugt, daß diese statistisch extrem weit hinter dem Nutzen der Impfung zurückstehen– ist diese Position nun „links“ oder „rechts“?

Öffentlich-rechtlicher Rundfunk: ich bin sehr stark dafür, daß es einen gebührenfinanzierten ÖRR gibt; dieser muß allerdings unbedingt politisch unabhängig, kritisch, neutral (vor allem unideologisch) und transparent sein, was er heute teilweise nicht ist, weshalb eine gigantische Reform erforderlich ist!; zu seinen Aufgaben sollte ausschließlich Information, Berichterstattung aus In- und Ausland aber auch dem Lokalbereich, Bildung, Politik- und Kulturberichterstattung gehören, dazu kann auch das Zeigen von Filmklassikern und Dokumentationen, nicht aber reine Gaga-Unterhaltung und auf keinen Fall teure Sportberichterstattung gerechnet werden; er sollte nicht und muß nicht in den Quotenwettbewerb gehen, weil seine Finanzierung gesichert ist und die Berechtigung einer Sendung nicht an der Zuschauerzahl gemessen werden muß, d.h. es darf auch keine Werbung und keine teuer produzierten Showevents geben; mit den Gebührengeldern ist sorgsam und transparent umzugehen, Millionengehälter für Talkmaster und Intendantengehälter im mittleren sechsstelligen Bereich sind völlig inakzeptabel; ein Gebührenzahler muß sich mittels des ÖRR vielseitig, in Breite und Tiefe sowie neutral informieren können und von dort seriösen, gut gemachten, faktenbasierten Journalismus bekommen; – ist diese Position nun „links“ oder „rechts“?

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Kommentare (4)

  1. #1 RPGNo1
    04/11/2024

    Ich habe bei der Europawahl tatsächlich für die PdH gestimmt, weil aktuell alle anderen Parteien für mich aus verschiedenen Gründen unwählbar sind.

    Da ich aber der festen Auffassung bin, dass in einem demokratischen Land das Wahlrecht auch eine Art Wahlpflicht ist.
    Da ich Leute verabscheue, die an allen und jeden politischen Entscheidungen rummosern, darauf nicht wählen gehen und sich dann aber beschweren, dass sie ja nicht gehört wurden.
    Deswegen habe ich die PdH gewählt, deren Vorstellungen zum Zeitpunkt der Wahl am ehesten mit den meinen übereinstimmten.Es war mir von Anfang ziemlich klar klar, dass die Partei keine Chance auf einen Sitz im Europaparlament haben würde.

  2. #2 Primergy
    04/11/2024

    […] ich bin noch unentschlossen, ob ich es sinnvoll finde, daß Deutschland eine intensive Klimapolitik betreibt, solange viel größere Länder es nicht tun, ich bin da offen für Argumente […]

    Vielleicht hilft an dieser Stelle ein Gedankenspiel: Was würde sich für Deutschland ändern, wenn es China, Indien und den USA, die zusammen 50 % der weltweiten Emissionen verursachen, gelänge, ihre Emissionen wegzuzaubern (und dabei für Deutschland wirtschaftlich alles gleich bliebe)? – Tatsächlich nicht viel. Die restlichen Länder, die zusammen die andere Hälfte verursachen, hätten mehr Zeit für Klimaschutzmaßnahmen, aber das war es auch schon. Solange mehr CO2 emittiert wird, als in den natürlichen Senken gespeichert bzw. umgewälzt werden kann, gibt es eine Erwärmung.

    Deine Ideen für den öffentlichen Rundfunk sprechen mich an, aber ich denke, so etwas gibt es schon, nämlich den Sender Phönix oder auch ARD alpha. Kann ja jeder Leser selbst einmal nachrechnen, wie häufig er da reinschaut oder ob die Talkshows mit hochbezahlten Moderatoren nicht doch häufiger konsumiert werden.

  3. #3 DH
    04/11/2024

    “ein historisches Beispiel, in dem derart polarisierte Gruppen wieder zueinander und zu einem Konsens wenigstens bei fundamentalen Dingen gefunden haben, ohne, daß es vorher einen (Bürger)Krieg, Genozid oder eine ähnlich schreckliche Eskalation gab?”
    Mit Krieg u.ä. gab es das wohl schon sehr häufig weil diese Spaltungen wahrscheinlich die Vorstufe großer Entwicklungsschübe sind.
    Ein halbwegs friedliches Beispiel ist aber nicht lange her, das was als 68er-Bewegung gilt.
    Die wird heute völlig falsch interpretiert als Sieg der Linken gegen die Reaktionären, tatsächlich war die Linke vor 68 genauso gespalten wie heute, ähnliches galt aber auch für andere Kräfte.
    Die eigentlichen Kämpfe fanden nicht zwischen Lagern statt, sondern quer durch sie hindurch.
    Jede politische Kraft hatte schon immer ihre progressive und ihre regressive Seite, in den Jahrzehnten vor 68 war, wie heute, die jeweils regressive Seite dominant in allen Kräften.
    Was dann 68ff passierte, war der Kampf zwischen diesen beiden Polen, gewonnen hat die jeweils progressive Seite (die nicht zu verwechseln ist mit dem was uns heute als progressiv vertickt wird)- und das quer durch alle Lager.
    Es gab sogar ein rechtsextremes 68, wo sich neuere Kräfte mit den älteren anlegten weil die noch zu sehr im Nationalsozialismus festhingen. Die “neue Rechte” wurde just im Jahr 68 gegründet, als “la nouvelle droite”, und wohl nicht zufällig in Frankreich.
    Bei den Linken war es die Abkehr vom Kommunismus der bis tief in die Sozialdemokratie salonfähig war, die Liberalen sahen sich einem massiven Linksruck gegenüber, und mit Verspätung erneuerten sich auch die Konservativen.
    Heute dürften ganz ähnliche Vorgänge bevorstehen, gerade in der Linken gibt es eine immer schärfere Ablehnung der Idenditätspolitik, die jeden Tag stärker wird und in absehbarer Zeit den Woken jenen Tritt in den Allerwertesten verpassen wird, nach dem diese schon lange betteln.
    Straßenkämpfe sind dabei nicht auszuschließen.
    Du bist keinesfalls alleine, CC, eher ist es andersrum.

  4. #4 Dietmar Hilsebein
    05/11/2024

    @ Cornelius Courts

    “Wenn Ihr noch Hoffnung habt, woher nehmt Ihr sie?”

    Die Hoffnung meinerseits besteht darin, eine Pendelbewegung zu sehen. Aufgrund der Erfahrung des Faschismus ging es zunächst stark nach links. Dieser linke Ausschlag des Pendels war schon weniger stark extrem. Heute schlägt das Pendel wieder nach rechts und meine Hoffnung besteht darin, daß das, was durch den Faschismus eine Tragödie war, heute zu einer Farce verkommen ist und sein wird.
    Die, die sich politisch als heimatlos ansehen, haben gewiß ein Problem. Sie müßten wiederum eine Partei gründen, die ihren Namen trägt: BSW, BDH, BCC usw. Die Erfahrung zeigt aber, daß sich solche Bündnisse schnell selbst zerlegen. Oder kennt heute noch einer die Schill-Partei? Die AfD, so scheint mir, wurde groß, weil sie bei vielen Wählern, ähnlich wie Trump, glaubhaft macht, daß das Wohlstandsversprechen erneuert werden kann, wenn man zurück in die 80er fährt in der die Mehrheit der heute Lebenden ihre Jugend verbrachte. Es hat also auch nostalgische Gründe, die AfD zu wählen. Nostalgische Gefühle kommen immer dann hoch, wenn die Zukunft nur noch eine Apokalypse zu versprechen scheint. Wie gesagt, die Hoffnung besteht darin, daß die Pendelbewegung weniger ausschlägt.