Die US-Delegation hat beim UN-Klimagipfel in Nusa Dua (Bali) den Bremser gespielt. Etwas anderes zu erwarten, wäre wohl doch nur naiv gewesen.
Dass im Weißen Haus der Rat und die Warnungen der eigenen Wissenschaftler wenig Gehör finden, habe ich auch schon of genug beobachten müssen. Doch viel erschreckender ist, dass offenbar auch viele Deutsche die Position der US-Regierung (die keineswegs identisch ist mit der Position der US-Bevölkerung) teilen – namentlich das Argument “Alles nur Panikmache, Klimawandel hat’s schon immer gegeben”.
Abgesehen davon, dass dieses Argument irgendwie an die Standard-Rechtfertigung prügelnder Eltern erinnert (“Ich hab’ früher auch Schläge gekriegt, und mir hat’s nicht geschadet”), übersieht es doch einen wichtigen Aspekt: das Tempo des Klimawandels. In Ermangelung eines besseren Vergleiches – und mit der Bitte um Nachsicht von Physik-Experten – wäre das genau so, als ob ich einen Sprung aus dem Fenster meines Büros im 29. Stock für harmlos erkläre, weil ich den gleichen Höhenunterschied tagtäglich und ohne spürbare physische Konsequenzen per Fahrstuhl überwinde.
Die Tatsache zu ignorieren, dass wir Menschen für dramatische Umweltveränderungen verantwortlich sind (der amerikanischen Wissenschaftsjournalist Andrew Revkin schlug daher bereits vor, die gegenwärtige Epoche als Anthrozän zu bezeichnen), ist etwa so, als ob ich mich beim erwähnten Sprung aus dem Fenster nach 28 Stockwerken damit beruhige, dass bisher ja alles gut gegangen sei.
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