Wenn das Wort “Biosprit” gebraucht wird, ist das Adjektiv “umweltfreundlich” – oder ein ähnliches, jedenfalls – meist noch im gleichen Satz zu finden. Und Hillary Clinton hat in ihr Programm für den Kampf ums Weiße Haus die Formel aufgenommen, bis zum Jahr 2030 ein Drittel des bis dahin prognostizierten Kfz-Kraftstoffverbrauchs (der dann bei etwa 1850 Millionen Liter pro Tag liegen soll) mit Biotreibstoffen zu decken. Der Haken dabei ist, dass weite Teile der Weltbevölkerung dadurch Hunger leiden müssten.


Denn nicht nur für Roh-, sondern auch für Koch- und Salatöl besteht ein Weltmarkt. Und dort sind die Preise für Palmöl und Sojaöl (die beiden Hauptquellen für Speiseöle) allein im vergangenen Jahr um nahezu 70 Prozent gestiegen – vor allem als Folge der gestiegenen Nachfrage für Biosprit. Die NEW YORK TIMES schreibt, unter Berufung auf den Hamburger Consultingservice Oil World, dass die Hälfte der weltweiten Nachfragesteigerung für Pflanzenöle durch die Produktion von Biosprit verursacht wurde. Länder wie Malaysia und Indonesien haben weit über zehn Prozent ihrer gesamten Territorien dem Anbau von Palmöl (das pro Hektar acht Mal mehr Ertrag liefert als die Sojabohnen) gewidmet.

Doch wenn die Preise für Pflanzenöle steigen, hat dies fatale Auswirkungen für die ärmeren Länder, wo Speiseöle einerseits eine unersetzliche Kalorienquelle sind, andererseits auch einen entsprechend hohen Anteil an den Lebenshaltungskosten fordern. Und weil sich die landwirtschaftliche Produktion zu Gunsten der nun hohe Profite bringenden Ölproduktion verschiebt, werden auch andere Grundnahrungsmittel wie Eier, Milch und Getreide entsprechend teuer – bis zum Unerschwinglichen.

Für diese agrarisch bedingte Preissteigerung wurde sogar schon ein neuer Begriff geprägt: “Agflation” treibt weltweit die Lebensmittelpreise in die Höhe. Der Preisindex der FAO  kletterte 2007 um 37 Prozent. Auch die amerikanische Verbraucher bekommen dies zu spüren: Der Index für Lebensmittelkosten ist im Dezember, laut amtlicher US-Statistik, um 7,6 Punkte gegenüber dem Vorjahr geklettert – ein  durchschnittlicher Anstieg von 5,6 Prozent.

Es wär’ ja so schön, wenn man nur auf eine andere Energiequelle umsteigen müsste und dann munter weiter Gas geben könnte. Aber “einfach” funktioniert leider so gut wie nie, das lehrt uns das Gesetz der unbeabsichtigten Folgen.

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