Zugegeben: Diese Story ist selbst für amerikanische Verhältnisse bizarr. Ein kalifornisches Ehepaar wurde strafrechtlich verurteilt, weil seine Sequoias (auch als Mammutbäume bekannt) zu viel Schatten auf die Solarzellen eines Nachbarn geworden hat. Für jeden weiteren Schattentag drohen nun tausend Dollar Geldstrafe – und das, obwohl die Bäume früher da waren als die Solaranlage.
Gefunden habe ich diese Story in der New York Times – und hätte sie eigentlich als die übliche “Böse-Nachbarn”-Geschichte abgetan, wie wir sie auch aus Deutschland kennen, wo das unaufhaltsame Wachstum von Apfel-, Kirsch- oder Kastanienbäumen gelegentlich zu zaunüberschreitenden Fehden führt, die dann ein Richter schlichten soll.
Aber hier geht es um ein wenig mehr als nur die zivilen Zwistigkeiten zänkischer Nachbarn: Kalifornien, das sich als Amerikas Vorreiter in Fragen des Umweltschutzes sieht, hatte zur Förderung der Solarenergie 1978 ein Gesetz erlassen, mit dem Sonnenanlagen unter des speziellen Schutz des Strafrechts gestellt wurden. Gedacht eher zur Bekämpfung von Vandalismus, inkriminiert das Gesetz jede Beinträchtigung der Funktionsweise solcher Solaranlagen – was sich auch auf Abschattung durch den natürlichen Wuchs von Bäumen anwenden ließe.
Sowohl die Beklagten, das Ehepaar Carolynn Bissett und Richard Treanor, als auch der Kläger Mark Vargas werden in der “New York Times” als umweltbewusst bezeichnet – Fahrer eines Prius die einen, eines Elektroautos der andere. Und die Bäume sind keine Exoten, sondern eine für die Region typische Spezies. Aber beide Seiten hatten in ihrem Umwelt-Engagement zu kurz gedacht: die Bissett-Treanors hatten nicht bedacht, wie hoch und massig Sequoias wachsen können (und dass sie in dicht besiedelten Gebieten wie dem Silicon Valley auch ohne eine Solaranlage die Lebensqualität des Nachbarn beeinträchtigen können); Vargas hatte, wie nachstehendes Fot aus der “New York Times” vom Montag zeigt, für seine Solaranlage einen erkennbar ungünstigen Platz im Garten gewählt – und gibt nun seinen Nachbarn die Schuld daran.
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