Jahrzehntelang schlummerte das DDT in den Gletschern der Antarktis , doch nun schmelzen diese Eisreservoire schneller als sie im Winter wieder auffrieren können – und entlassen das Insektengift ins südpolare Ökosystem.
Wie ein Artikel im “New Scientist” berichtet, hat die amerikanische Meeresbiologin Heidi Geisz die Schadstoff-Belastungen im Gewebe von Adeliepinguinen untersucht und dabei ein DDT-Niveau entdeckt, das sich gegenüber den letzten Messungen im Jahr 1964 (als das Insektizid sich weltweit großer Popularität erfreute) nicht verringert hat.
Die Möglichkeit, dass dieses langlebige Umweltgift – das sich hartnäckig im Biokreislauf hält – durch die Nahrungskette in den Pinguinen angereichert wurde, konnte ausgeschlossen werden. Wie der Artikel erklärt (ich will jetzt nicht so tun, als ob ich das gewusst hätte, obwohl es für Biochemiker gewiss ein alter Hut ist), zerfällt das DDT auf dem Weg durch die Nahrungskette in ein verwandtes Molekül, das DDE. Aus dem Mengenverhältnis zwischen DDT und DDE lässt sich schließen, wie lange das Gift schon zirkuliert ist; die Befunde der Adelie-Pinguine verraten, dass es aus einer frischen Quelle stammen muss – den schmelzenden Gletschern, wo es sich (an feine Schwebpartikel gebunden und vom Wind bis zum Südpol verweht) in den 50-er und 60-er Jahren angesammelt hatte.
Die Mengen des frei gesetzten DDT seien mit einem bis vier Kilogramm pro Jahr zwar so gering, dass keine direkte Folgen für die Pinguinpopulation zu befürchten seien, zitiert das Magazin die Forscherin. Aber das Inzektengift sei eben nicht der größte “Dreck”, der im Eis der Antarktis die Jahrzehnte überwintert hat: “DDT ist nicht die einzige Chemikalie, die diese Vögel in sich aufnehmen, und gewiss nicht die schimmste.” Sie will nun testen, welche Mengen an polychlorierten Biphenylen (PCB) und anderen Umweltgiften, wie etwa PBDE, aus den schmelzenden Gletschern wieder in Umlauf kommen.
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