Stromerzeugung durch künstliche Tornados? Ich muss zugeben, meine erste Reaktion auf diese Idee war, dass da wohl jemand zu lange in der Sonne gelegen haben muss. Aber das US-Magazin Popular Science ist von dieser Idee des kanadischen Ingenieurs Louis Michaud so überzeugt, dass es mit einer Umsetzung in die energiewirtschaftliche Praxis noch innerhalb der nächsten fünf Jahre rechnet.
Dass Tornados eine höllische Energie speichern können, zeigen die immer wieder gleichen Bilder der Verwüstung, die diese wild gewordenen Windhosen anrichten können (neuerdings, wie ich höre, auch immer öfter in Deutschland). Doch die Idee, erst einen küstlichen Tornado zu erzeugen und ihn dann zur Stromgewinnung zu melken, schien allem zu Widersprechen, was ich über Thermodynamik wusste (was, zugegeben, nach wissenschaftlichen Maßstäben nicht übermäßig viel ist). Irgendwo muss der Sturmwirbel ja erst mal seine Energie hernehmen …
Nachdem ich dann die Materialien angeschaut habe, die Michaud über seine “Atmospheric Vortex Engine” ins Web gestellt hat, ist meine Skepsis schon ein wenig geschrumpft. Denn dieser Tornado – genauer gesagt, ein künstlicher, stationärer Luftwirbel mit ca . 45 Metern Durchmesser – würde erst mal mit einem Starter-Aufwand von 2000 Megawatt “angeworfen” (aha!); um ihn zu erhalten, soll aber dann schon die Abwärme von Industriebetrieben, geothermische Energie oder von der Sonne aufgeheiztes Meer- oder Abwasser genügen. Die Leistung dieses Wirbel-Windkraftwerks soll bei etwa 200 Megawatt liegen; das ist etwas weniger als ein Drittel dessen, was ein gewöhnliches Kohlekraftwerk leistet.
Die Generatoren werden von der Luft angetrieben, die der Unterdruck an der Basis des Wirbels einsaugt; das Prinzip ist dem des “Solar Chimney” (Aufwindkraftwerk) vergleichbar – mit dem Unterschied, dass dem Luftwirbel keine baustatischen, die Leistung stark einschränkenden Höhengrenzen gesetzt sind.
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