Eigentlich war die Botschaft des Films “Findet Nemo” – wenn man überhaupt so viel Tiefsinn in einem Trickfilm vermuten will – nicht falsch zu verstehern: Keine Clownfische in Aquarien! Aber offenbar ist selbst so eine simple Message zu kompliziert, um beim Kinopublikum anzukommen. Denn nach Auffassung des Meeresbiologen Dr. Billy Sinclair von der britischen University of Cumbria hat der Film eher noch dazu beigetragen, Amphiprion ocellaris (wie Nemo mit wissenschaftlichem Namen heißt) an den Rand der Ausrottung zu bringen.
Foto: Sprain via Wikimedia Commons [CC-BY-SA 2.5]
OK, das ist natürlich fast so plakativ-platt wie ein Trickfilm-Zelluloid. Was Sinclair wirklich beobachtet hat ist, dass in einem Teil des Großen Barriere-Riffs Australiens die Populationen der Clownfische innerhalb von zwei Jahren (der Film kam 2003 in die Kinos) auf ein Viertel gesunken ist. Fangdaten kommerieller Fischereien scheinen ebenfalls einen drastischen Rückgang der Bestände seit dem Erscheinen des Films zu bestätigen.
Klimaveränderungen seien als eine der Ursachen für den Rückgang der orange-weißen Streifenträger nicht auszuschließen, schreibt Sinclair, aber andererseits sei ein Effekt der Überfischung ebenso wahrscheinlich. Denn nur etwa die Hälfte des Marktes für Clownfische in Auqarien komme aus Zuchtanlagen – der Rest wird in freier Wildbahn gefangen.
Tja, und genau das ist eben der Plot der Geschichte: Fischender Zahnartzt fängt Clownfisch als Geschenk für seine nervige Nichte. Die Rettung Nemos vor dem sicheren Tod in deren Kinder-Aquarium ist der Höhepunkt der Filmhandlung und wurde vom Kinopublikum mit Beifall honoriert. Dass daraus eine Inspiration werden kann, Kindern genau solche Aquarien zu schenken, ist für denkende Menschen nur schwer nachvollziehbar. Was wohl beweist, dass Denken nicht unbedingt zum Rüstzeug des Kinobesuchers oder DVD-Konsumenten gehören muss.
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