All jenen, die glauben, dass Suchmaschinen wie Google uns das Denken oder gar die Wissenschaft ersparen könnten, soll diese Geschichte als Warnung dienen: Eine einzige Google-Suche hätte beinahe die Fluggesellschaft United Airlines in den Ruin getrieben. Eine sechs Jahre alte Zeitungsmeldung der “Chicago Tribune” durch eine Google-Suche an einem ansonsten an Nachrichten armen Wochenende auf die Liste der “meistgelesenen Storys” des (zur Tribune Co. gehörenden) “Sun-Sentinel” katapultiert worden und dann, in der Folge, am Montag automatisch in den Google News gelandet. Von da bis zur Wall-Street-Panik war es nicht mehr weit: Die Uralt-Story über einen Konkursantrag der UAL Corp. löste eine Aktienflucht aus, die den Kurs um 75 Prozent – von etwa 12 auf drei Dollar – in den Keller trieb und nur durch eine Suspendierung des Handels gestoppt werden konnte.
Details hat die Tribune erst nach und nach rekonstruieren können. Aber offenbar hatte sich ein Leser, der sich über die Folgen des Tropensturms “Hanna” für den Ostküsten-Flugverkehr – vor allem darüber, wie Fluggesellschaften die unvereidlichen Stornierungen handhaben – informieren wollte, erst mal zu einer entsrpechenden Geschichte vom März 2007 durchgehangelt. Offenbar war dabei auch ein Link auf die ältere Konkurs-Story aktiviert worden – in jedem Fall wurde der Archiv-Text vom Googlebot plötzlich wieder als aktuell angesehen und entsprechend verlinkt und, weil dort sonst in der Wirtschaft nicht viel los war, unter die “Meistgelesenen” einsortiert. Dass die Google-News dann ohne menschliche Beihilfe auch noch ihren Weg in das Sortiment der vor allem auf Börsennachrichten spezialisierten Agentur Bloomberg und damit auf die Nachrchtenschirme der New York Stock Exchange gelangt war, demonstriert nur um so mehr, wie irrig es ist, auf “Maschinenintelligenz” ohne ein bisschen menschlichen Grips zu vertrauen.
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