Bei solchen Meldungen schwanke ich zwischen Freude und Furcht: Die Wal-Lauschstation der Cornell University (Right Whale Listening Network) hat überraschend viele Wale, darunter auch die extrem bedrohten Atlantischen Nordkaper – von denen nur noch etwa 350 überlebt haben – sowie Finn- und Buckelwale nur wenige Kilometer vor der Skyline New Yorks aufgespürt. Das Gute daran ist, dass diese Tiere es offenbar irgendwie geschafft haben, mit den extremen Bedingungen in den Gewässern vor der Metropole (von denen die Lärmbelästigung durch den Schiffsverkehr sicher nicht die geringste ist) umzugehen.
Christopher W. Clark, Leiter des Bioacoustics Research Program des Cornell Lab of Ornithology (wo das Wal-Lauschprogramm angesiedelt ist), sieht dies zwar auch erst mal positiv: “Dies sind einige der größten und seltensten Tiere auf diesem Planeten, und sie versuchen nur ein paar Meilen vor den Ufern New Yorks zu überleben. Da sieht man mal wieder, dass man auch hier, in unserem Vorgarten sozusagen, wunderbare Entdeckungen über das Leben auf der Erde machen kann”, schreibt er in der Pressemitteilung seines Instituts.
Aber die Sache hat auch eine Kehrseite. Diese Wale, die teilweise nur auf der Durchreise sind (vor allem die Nordkaper, deren Lebensraum von den Neuenglandstaaten bis Florida reicht), teilweise aber auch in der Gegend sesshaft zu sein scheinen, befinden sich auf einer der am meisten befahrenen – und dementsprechend für die Wale gefährlichen – Wasserstraßen der Welt: der Einfahrt in den Hafen von New York. “Das ist etwa so, als ob sich einer mitten auf dem Long Island Expressway niederlassen würde”, vergleicht Clark dieses Biotop mit einer der am dichtesten befahrenen Schnellstraßen Amerikas. Das Lauschprogramm, das vor allem zum Schutz der Nordkaper vor dem neuen Erdgashafen Northeast Gateway bei Boston initiiert wurde, könnte nun vielleicht auch auf New York ausgedehnt werden und damit helfen, Zusammenstöße mit den Fracht- und Kreuzschiffen (neben denen sich die großen Tiere ausmachen wie ein Eichhörnchen unterm Sattelschlepper) zu vermeiden.
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