Und man kann ja nicht sagen, dass niemand gewarnt hätte. Robert Shiller hatte schon vor Jahren das Platzen der Immobilienblase prognostiziert, Sie selbst gehören zu den engagiertesten Kritikern der amerikanischen Aufsichtssysteme. Wie viel mehr Informationen hätte es gebraucht?
Ich glaube, keine noch so große Menge an Informationen hätte Alan Greenspan bewegen können, seine Einstellung zu ändern.
Die Weltwirtschaft lag also in den Händen von Kids an der Wall Street, die keine Ahnung von der Gefahr hatten, mit der sie spielten – wie Kinder, die mit einem Blindgänger Fußball spielen?
Das Entscheidende ist doch: Sie spielen doch mit dem Geld anderer Leute. Wie sollen sie da denn einen Sinn für das Risiko haben?
Mit anderen Worten: Der Rettungsplan für die amerikanische Finanzwirtschaft ist nichts weiter als ein 700 Milliarden Dollar großer “goldener Fallschirm”?
Gut gesagt. Im Idealfall müsste sich doch das Geben und Nehmen hier ausgleichen: Die Banken müssen etwas abgeben, aber dafür bekommen sie etwas, was sie wieder ins Gleichgewicht bringt. Aber an der Kursentwicklung dieser Banken kann man doch ablesen, dass sie mehr bekommen als sie geben.
Dass die Krise kurzfristig Auswirkungen auf die amerikanische Politik haben wird, steht wohl außer Frage – die Chancen des demokratischen Kandidat Barack Obama, den Sie wirtschaftspolitisch beraten, sind dadurch ja deutlich gestiegen. Wird es aber auch auf längere Sicht politische Folgen haben, wenn die USA sich nicht mehr als die ökonomische Weltmacht Nummer eins fühlen dürfen?
Wir werden doch trotzdem noch die größte Einzelwirtschaft der Welt sein, und dies wird uns auch weiterhin eine führende Rolle verschaffen, zum Beispiel im Internationalen Währungsfonds. Aber unsere Rolle als Wirtschafts-Oberlehrer der Welt können wir vergessen. Finanzminister Paulsen war vor einem nach Indien gereist, um dort gute Ratschläge über die Öffnung und Freiheit der indischen Kapitalmärkte zu erteilen. Heute würde er dafür dort ausgelacht.
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