Ehe ich weiter schreibe, muss ich erst mal eines klarstellen: Ich glaube nicht an die Heilmechanismen, mit denen Homöopathen und Akupunkteure ihre Methoden erklären. Aber ich denke, dass sie als Placebos manchmal sehr nützlich und – im Vergleich zu den andernfalls eingesetzten Medikamenten – auch sehr preiswert und verträglich sein können. Und als Beispiel dafür könnte man eben jene Bekanntmachung der University of California in Irvine nehmen, an der mein Blick heute hängen geblieben ist: “Akupressur beruhigt Kinder vor Operationen“.
Erst mal zu den Fakten: Als Alternatve zu Beruhigungsmitteln, die Kindern vor einer Anästhesie gegeben werden, testete Dr. Zeev Kain, Inhaber des Lehrstuhls für Anästhesiologie, gemeinsam mit Dr. Shu-Min Wang von der Medizinischen Fakultät der Yale-Universität, an 52 Kindern im Alter zwischen 8 und 17 Jahren, die auf endoskopische Bauchoperationen vorbereitet wurden, eine Akupressur-Behandlung. Und zwar einmal an einem ausgewiesenen Akupressur-Punkt (dem so genannten Extra-1-Punkt, zwischen den Augenbrauen), und einmal an einem neutralen Punkt über der linken Augenbraue. Gefördert wurde dieser Test übrigens von den amerikanischen Nationalen Gesundheitsinstituten.
Und das Resultat? Nach 30 Minuten “fachgerechter” (Extra-1-)Akupressur zeigten die Patienten ein reduziertes Stressniveau, während sie bei den Testpersonen mit der “falschen” Akupressur sogar eine Steigerung der Operationsangst registrierten. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift Anesthesia & Analgesia veröffentlicht. (Auf den Verlauf der Operation selbst hatte natürlich keiner der Tests einen Einfluss – aber das hatte auch niemand erwartet oder vorher gesagt.)
Spannend finde ich an der ganzen Sache, dass es offenbar kein reiner Placebo-Effekt sein kann. Denn sonst wäre es schnurzpiepegal gewesen, wo der Druckpunkt angebracht wurde – wenn’s sein muss, auch am linken kleinen Zeh. Aber ob es nun tatsächlich der Extra-1-Punkt war oder “nur” der Umstand, dass die Tester in diesem Fall überzeugt waren, das Richtige zu tun (und daurch die Testergebisse beeinflussten), darüber können und werden sich die Fachleute – und auch alle anderen, die sich mit dem Thema gerne beschäftigen – sicher trefflich streiten.
Aber andererseits: Wäre es wirklich so schlimm, wenn mal eine dieser “Alternativen Heilmethoden” tatsächlich eine nützliche Wirkung zeigt?
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