Es muss derzeit wirklich schwer sein, ein unerschütterter Fan des Marktes als allmächtigem Gutmacher zu sein. Wenn schon die Bush-Regierung, namentlich der ehemalige Goldman-Sachs-Chef Henry “Hank” Paulson, Lordsiegelbewahrer des Kapitalismus und des freien Marktes, nur noch in einer Teilverstaatlichung der Banken die Rettung sieht, dann ist dem Walten dieser allwissenden Kraft sowieso schon der Wind aus den Segeln genommen. A propos Wind (und genau darauf wollte ich hier hinaus): Die Chancen, dass Windenergie – oder andere erneuerbare Ressourcen – uns von unserer Öl-Abhängigkeit erlösen könnten, fallen schon wieder ins Bodenlose, wie es scheint. Wie man in diesem Artikel in der New York Times lesen kann.
Denn erstens fallen die Ölpreise gerade wieder, und zwar ebenso drastisch, wie sie vor einigen Monaten gestiegen waren. Und zweitens sind Finanzierungen großer Projekte – egal welcher Natur – in der aktuellen Finanzkrise zunehmend schwerer geworden. Was wiederum dazu führt, dass die Aktienkurse der alternativen Energieanbieter laut NY Times stärker gefallen sind als der Börsendurchschnitt (was ihrer Kreditwürdigkeit wiederum nicht sehr zuträglich ist). Natürlich haben sowohl Obama als auch McCain versprochen, die erneuerbaren Energien voran zu treiben – aber irgendwo muss dass Billionen-Dollar-Paket zur Rettung der Finanz- und der sonstigen Wirtschaft (wenn’s denn reicht, denn die US-Autoindustrie wird als nächstes am Tropf hängen) zusammen gespart werden. In Europa sieht es, soweit ich es aus der transatlantischen Ferne beobachten kann, auch nicht besser aus.
Und ich möchte wetten: Wenn erst mal die Spritpreise weiter sinken (auch wenn sie dies, wie der US-Senator Charles Schumer beklagt, langsamer tun als die Rohölpreise), dann werden auch die Förderbänder für Benzin saufende, aber den Umsatz fördernde SUVs wieder schneller laufen. Dass wir selbst bei Sofortmaßnahmen im Umweltschutz das Ruder kaum noch herum kriegen können, spielt angesichts der Notwendigkeit, Profite und Konsumgewohnheiten zu schützen, keine Rolle – trifft es doch sowieso erst spätere Generationen (Hank Paulson müsste schon 104 Jahre alt werden, wenn er das für Klimaprojektionen typische Bezugsjahr 2050 noch erleben will). Wer aus seinen Fehlern nicht lernen will, sagt man, sei gezwungen, sie zu wiederholen – aber wen schreckt das schon, wenn die Fehler doch so viel mehr Spaß machen …
Es gibt manchmal Tage, an denen ich die Klimaleugner beneide. Denn wenn man eh’ schon unausweichlich gegen die Wand fährt, dann ist es gar nicht so verkehrt, den Kopf in den Sand zu stecken – zumindest muss man dann nicht hinschauen, wenn es knallt.
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