Während hier der Nachmittag dräut und ich immer intensiver nach meinem zweiten doppelten Espresso des Tages (den ersten mache ich mir gleich nach dem Aufstehen – nee, genauer gesagt, ich stehe morgens auf, um mir den ersten Doppio zu machen) lechze, lese ich folgendes in der New York Times: Ein Nickerchen am Nachmittag ist besser als eine Tasse Kaffee. Steht so auch in der aktuellen Ausgabe von Behavioral Brain Research …
Kurz zusammen gefasst: Bei einer Vergleichsstudie mit 61 Teilnehmern wurde getestet, was besser für die Leistungsfähigkeit – ein längeres Mittagsschläfchen (bis zu 2 Stunden), eine 200-mg-Koffeinpille oder ein Placebo. Am Ende kam raus, dass die Koffeinkonsumenten beim Test ihres Wahrnehmungs- sowie ihres verbalen Ausdrucksvermögens nicht besser als die Placebo-Gruppe und klar schlechter als die Schlafmützen abschnitten – und ihre nachmittägliche Feinmotorik war sogar noch miserabler als die von Placeboschluckern (und natürlich klar schlechter als die der Gelegenheitsschläfer).
Kann man wohl nicht oft genug sagen. Darum hat die Leiterin der Studie, Dr. Sara C. Mednick von der University of California in San Diego, exakt das Gleiche schon vor zwei Jahren in einem Buch breit dargelegt, wurde ein paar Monate später auf der Website der Uni dafür gefeatured und hat unter ihrem Namen sogar eine eigene Firma zur Mittagsschlafberatung gegründet.
Wie gesagt, offenbar kann man diesen zwar sicher glaubhaften, ansonsten aber nicht wirklich praktikablen Tipp nicht oft genug geben. Was mich jedoch wundert: Verstößt es den nicht gegen die Regeln des Peer-Review, wenn man die eingereichte Arbeit schon in allen Details vorher publiziert hatte? Aber vielleicht hab’ ich da etwas falsch verstanden.
So, und so gern ich mich nun auf irgend eine Couch in meinem Büro fläzen würde, mit dem Zeitungsartikel als “Bitte-nicht-stören”-Zeichen über den Augen – ich kann mir nicht vorstellen, dass dies bei meinen Arbeitgebern gut ankäme. Sooo viel schlechter kann die Wirkung einer Tasse Kaffee nicht sein, dass sie einen Produktionsausfall von zwei Stunden rechtfertigen würde. Außerdem kann ich nach dem doppelten Espresso, den ich mir jetzt genehmigen werde, sowieso nur schlecht schlafen …
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