Man muss ja immer wieder mal darauf hinweisen: “Klimawandel” ist – gewissermaßen als “pars pro toto” – zwar als ein prominenter, aber keineswegs alleiniger Aspekt des Phänomens zu sehen, das wir eigentlich bisher immer als “Umweltverschmutzung” kannten. Denn die gleichen Ursachen, die uns leider nicht mehr so langsam, und leider auch sehr sicher (da sprechen die Zahlen nun mal eine deutliche Sprache) die Atmosphäre aufheizen, sorgen auch dafür, dass anderweitiger Dreck in unsere Umwelt gelangt. Quecksilber, zum Beispiel, das uns die Umwelt, die Fische und über die Nahrungskette auch uns selbst vergiftet.


Dass Quecksilber vor allem im Qualm der Kohlekraftwerke und Stahlhütten (Goldschürfen und Zementherstellung sind weitere Quellen) in unsere Luft entlassen werden, wissen wir ja schon. Dass es jährlich etwa 2000 Tonnen sind, die wir Menschen derart “abblasen” (die gleiche Menge stammt aus natürlichen Quellen, wie etwa Vulkanausbrüchen), kann man in diesem UN-Bericht nachlesen.

Aber dass es einen weiteren Zusammenhang zwischen CO2 und Quecksilber gibt, hat nun die Botanikerin Susan Natali an der University of Florida nachweisen können: In einem Artikel, der in der Novemberausgabe der US-Fachzeitschrift Oekologia erschien, kann sie nachweisen, dass sich bei dem für das Jahr 2050 erwarteten CO2-Angebot in der Luft auch verstärkt Quecksilber im Boden anreichert – um 30 Prozent verstärkt, um genauer zu sein..

Und wer nun schnell argumentiert, dass dies ja wohl nicht beweisbar sei, da ja der erhöhte CO2-Anteil und die höhere Quecksilber-Belastung die gleiche Ursache haben müssten (ging mir nämlich auch erst so), der irrt: Die Daten wurden u.a. in einer Versuchsanlage des Oak Ridge National Laboratory in Tennessee erhoben, in der sich dieser Aspekt isolieren ließ. Die Bäume – ebenfalls notorische Quecksilber-Anreicherer – haben, wie es scheint, mit der vermehrten Quecksilber-Speicherung im Boden übrigens nichts zu tun; dies scheint primär eine Folge der veränderten Bodeneigenschaften zu sein.

Einerseits ist das natürlich eine gute Nachricht: Quecksilber, das in Waldböden gebunden ist, wird erst mal dem Wasserhaushalt und damit letztlich auch der Nahrungskette entzogen (Fisch ist eine der Hauptquellen für Quecksilber-Belastungen bei Menschen). Andererseits wird es in den Waldböden ja auch nur zwischengelagert, und früher oder später (bei fortschreitender Abholzung wohl eher früher) wieder in die Umwelt entlassen.

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Kommentare (4)

  1. #1 Marc
    9. Januar 2009

    Ich habe an anderer Stelle sogar Zahlen von über 6.000 Tonnen Quecksilber gelesen, die jährlich durch die Verbrennung freigesetzt werden.

    Und in der Arktis (wo geschätzte 300 Tonnen Quecksilber/Jahr auflaufen) führte das offenbar schon vor Jahren zum gruseligen Phänomen des “Mercury Sunrise”, da – wenn ich das halbwegs verstanden habe – unter polaren Bedingungen (das UV-Licht spielt wohl eine Rolle u.a.) der Quecksilberdampf in eine leichtlösliche Form von oxidiertem gasförmigen Quecksilber umschlägt. (vgl. Ralf Ebinghaus and Hans H. Kock: Antarctic Springtime Depletion of Atmospheric Mercury, Environ. Sci. Technol., 2002, 36 (6), pp 1238–1244 DOI: 10.1021/es015710z – Link)

  2. #2 Jürgen Schönstein
    9. Januar 2009

    Ja, die 2000 Tonnen sind eher eine vorsichtige Schätzung. Das Problem ist ja, dass man zwar aus dem Verbrauch an fossilen Brennstoffen ansatzweise eine ungefähre Größenordnung anpeilen kann – aber da zu kommt dann noch das schon einmal freigesetzte Quecksilber, das in unserem Hausmüll (oder in Gartenabfällen, landwirtschaftlichen Rückständen etc.) angereichert ist und bei der Müllverbrennung und ähnlichen “Entsorgungsmethoden” erneut in die Luft geblasen wird.

  3. #3 Fischer
    13. Januar 2009

    Das Quecksilber ist auch erst der Anfang. Lies dir mal durch, was in Flugasche so drin ist ist und wieviel davon jährlich entsteht. Von wegen “clean coal”…

  4. #4 Jürgen Schönstein
    14. Januar 2009

    @Fischer
    Das ist ja das Problem. Vor lauter CO2-Angst wird vergessen, dass Kohle (und andere, nicht immer nur fossile Brennstoffe, übrigens) uns die Luft und die Umwelt noch ganz anders versaue(r)n kann. Und darum finde ich es auch beunruhigend, wenn der künftige US-Energieminister Steven Chu – immerhin jemand mit ‘nem Nobelpreis in der Tasche – von seiner Position “Kohle ist mein schlimmster Alptraum” abrückt und nun in seiner Senatsanhörung verspricht, sie durch Kohlendioxid-Sequestrierung “sauber” zu machen und die Kernkraft zu fördern.