Ich sehe schon die Trolle auf diesen Satz aufspringen und rufen: Hah! Das haben wir doch gleich gewusst. Aber so einfach ist die Sache nicht, auch wenn eine Studie der Ohio State University, die in der nächsten Ausgabe von Science erscheinen wird, erst mal ziemlich klar belegt: Das Vermitteln von faktischem Wissen alleine genügt nicht, um die Fähigkeit zum fachlichen und logischen Denken zu erzeugen.


Chinesische Schüler beispielsweise müssen sich von der 8. bis zur 12. Klasse durch das Pflichtfach Physik durchbeißen, während man in den USA seinen Highschool-Abschluss machen kann, ohne jemals wirklich Physik gelernt zu haben (das entsprechende Schulfach heißt allgemein “Science” und versteht sich eher interdisziplinär). Doch wenn es darum geht, wissenschaftliche Hypothesen zu begreifen oder Lösungswege zu entwickeln, stehen die amerikanischen Schulabgänger und ihre chinesischen Pendants etwa gleich schlecht da.

Dies ist das Resultat der genannten Vergleichsstudie, in die ingesamt 6000 Teilnehmer von Physik-Einführungskursen an sieben Universitäten (vier in den USA und drei in China) teilnahmen. Die Partizipanten mussten drei verschiedene Tests absolvieren, von denen zwei primär fachliches Wissen abfragten – bei denen die chinesischen Studienanfänger den Amerikanern haushoch überlegen waren. Doch beim dritten Test, dem so genannten Lawson Classroom Test of Scientific Reasoning, schnitten beide Gruppen mit durchschnittlich 75 Prozent der erreichbaren Punkte eher mäßig ab. Was den Leiter der Studie Lei Bao, Physikprofessor der Ohio State University, zu folgendem Schluss veranlasst:

“Our study shows that. contrary to what many people would expect, even when students are rigosously taught the facts, they don’t necessarily develop the reasoning skills they need to succeed. Because students need both knowledge and reasoning, we need to explore teaching methods that target both.”

Achtung, Trolle: Das bedeutet, dass es nicht genügt, sich schnell ein paar Fakten anzulesen (oder besser noch: schnell mal zu Googeln), so lange man nicht in der Lage ist, daraus auch die richtigen Schlüsse zu ziehen. Dies hingegen muss jeder, der ein akademisches Studium erfolgreich genug absolviert hat, um dann sogar weiter auf seinem Feld wissenschaftlich tätig sein zu können (ist ja nicht so einfach, denn man muss schon gut genug sein, um eine Stelle zu kriegen), schon nachgewiesen haben. Es ist also nicht das Fakten-Wissen, das Kompetenz verleiht, sondern die Fähigkeit zum Denken. Kapiert?

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Kommentare (2)

  1. #1 Saidiph ex omnes
    30. Januar 2009

    Ich hab mal schnell “Fakt” gegoogelt und festgestellt, dass es sich um eine Fernsehsendung handelt und gar nicht um Fachwissen!

  2. #2 Argent23
    30. Januar 2009

    Überrascht mich nicht wirklich. Wir sagen unseren Studenten auch schon lange, dass sie beispielsweise nicht wissen müssen, welche Reaktionen bestimmte Enzyme katalysieren, sondern dass sie diese Funktionen in einen größeren Zusammenhang einordnen müssen. Entsprechend werden bei uns auch wenig Fakten abgeprüft.