Wenn man, wie ich, das Schreibtisch-Aufräumen so lange vor sich her schiebt, bis es aus statischen Gründen unausweichlich wird (was in meinem Fall fast immer dann eintrifft, wenn ich eine mehrtägige Abwesenheit – wie jetzt über die Feiertage – genießen durfte), dann stößt man manchmal auf interessante Krümelchen, die offenbar im “Business as Usual” untergegangen waren. Wie etwa ein scheinbar beiläufiger Hinweis auf eine kleine Studie, die der Chirurgie-Professor und Trauma-Experte Lenworth Jacobs von der University of Connecticut School of Medicine und dem Hartford Hospital bereits im August in der US-Fachzeitschrift Archives of Surgery veröffentlicht hatte. Er und seine Kollegen wollten wissen, was Laien und Fachleute über die so genannte Palliativbetreuung von tödlich verletzten Patienten denken. Mit anderen Worten: ab wann sie glauben, dass dem Patienten nicht mehr zu helfen ist und ärztliches Handeln bestenfalls noch die Qualen lindern kann. Die eine Zahl, über die ich gerade lange genug stolperte, um mir die Notiz aufzuheben (was ich aber, bis jetzt, wieder vergessen hatte): Nicht nur die Laien hoffen auf ein Wunder, wenn alles andere nicht mehr hilft – auch 19,5 Prozent der Ärzte und des Traumatologie-Personals glauben, dass ein göttlicher Eingriff den Patienten noch retten könnte, selbst wenn ärztliche Kunst und Erfahrung sagen, dass dies chancenlos ist.
Klar, möchte man sagen, wenn eh nichts mehr zu machen ist, dann wird auch der Glaube an ein Wunder keinen Schaden mehr anrichten können. Aber wer vergessen hat, dass der Wunderglaube auch schwere Folgen für die Menschenwürde eines Patienten haben kann, der sei hier nur an den Fall Terry Schiavo erinnert, der zum Politikum wurde, in das sich sogar George W. Bush eingemischt hatte.
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