Nach Kansas und Pennsylvania scheint nun Texas – ausgerechnet Texas! – zum Schauplatz der nicht sterben wollenden Kreationismusdebatte zu werden. Wer Lust hat, kann ja hier lesen, was die New York Times am Donnerstag zum Thema schrieb. Für alle anderen eine möglichst schnelle Zusammenfassung: Die texanische Schulbehörde (das State Board of Education) wird im März über die Richtlinien für Schulbücher neu entscheiden. Und es geht dabei um einen Passus, der auf den ersten Blick scheinbar harmlos wirkt: Studenten sollten darin unterwiesen werden, alle wissenschaftlichen Theorien auf ihre “Stärken und Schwächen” hin zu überprüfen. Also auch die Evolutionslehre.
Und hier wird’s nun kniffelig. Diesen Passus gibt es eigentlich schon seit zwei Jahrzehnten, und bisher hat er auch keine großen Auswirkungen gehabt. Doch seither haben sich die Mehrheiten im 15-köpfigen Schulbeirat stark verschoben: Inzwischen hat er schon sieben Mitglieder, einschließlich des Vorsitzenden, die Evolutionslehre ablehnen. Und da kann dann so ein scheinbar neutraler Passus zum Hebel werden. Um es mal etwas plakativer zu illustrieren: Die Theorie der runden Erde dürfte dann nur gelehrt werden, wenn auch die Schwächen – und damit ihre flacherdigen Kritiker – zu Wort kommen. Selbst wenn der Konsensus für Evolution überwältigend ist, bekämen intelligente Designer oder Kreationisten dadurch einen Hebel, ihre (von Gerichten bereits mehrfach als nicht wissenschaflich abgeschmetterten) Thesen in die Schulbücher zu drücken.
Und das ist die eigentliche Crux: Texas ist nach Einwohnerzahlen der zweitgrößte Staat der USA, und damit auch ein maßgeblicher Abnehmer für Schul- und Lehrbücher. Und da es für die Verlage nicht wirtschaftlich ist, für jeden der insgesamt 50 Staaten eigene Bücher zu konzipieren, würden diese Texte – in denen dann zwangsläufig das Gedankengut des Kreationismus oder “intelligentes Design” gewürdigt werden müsste – auch an andere US-Staaten geliefert. Die Parlamente einiger Staaten des Bibelgürtels – namentlich Alabama, Florida, Louisiana, Missouri, South Carolina – sowie Michigan haben bereits signalisiert, dass sie solch eine Darwinismuskritik in den Lehrbüchern begrüßen würden.
Ein Lehrergremium, das sich mit diesen Lehrplanrichtlinien befassen sollte, wollte den Satz mit den “Stärken und Schwächen” durch die Anregung ersetzen, Schüler sollten lernen, “wissenschaftliche Erklärungen durch empirische Beweise zu analysieren und zu evaluieren” und damit das Problem umgehen. Doch so leicht wollen sich die Kreationisten – auch hier wieder repräsentiert vom Discovery Institute – sich dieses Hintertürchen nicht zuschlagen lassen. Und so wiederholt sich also die alte, überflüssige Debatte …
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