Darauf, dass sich in den Aussagen “Strain-Dependent Differences in Several Reproductive Traits” und “Early Postmating Transcriptome Changes in Female Drosophila melanogaster” irgendwo die genetische Antwort auf die alte Menschheits-Frage nach der Existenx von Liebe auf den ersten Blick verbirgt, wäre ich ohne Übersetzung nicht gekommen. Aber das ist offenbar der Tenor dieses Artikels, der unter der Federführung der Cornell-Professorin Mariana Wolfner geschrieben und in der aktuellen Ausgabe des Journals Genetics veröffentlicht wurde.

Und weil bald der Mai kommt, dem ja folklorisch eine besondere Bedeutung bei der Partner-Auswahl zugesprochen wird, find’ ich das Thema “Liebe” sowieso ganz aktuell. Doch mehr als die – zu triviale und daher nicht wirklich überraschende – Aussage, dass Fruchfliegen-Damen offenbar auf bestimmte Partner-Präferenzen genetisch programmiert sind, kann ich auch aus dem Abstract des Artikels (auf den ich ober verlinkt habe, dessen Wortlaut ich aber der Einfachheit halber hier noch einmal einklinken will)

Upon mating, Drosophila melanogaster females undergo numerous alterations in their behavior and reproductive physiology that are accompanied by small-magnitude transcript-level changes in up to 1700 genes. Many of these postmating transcriptome changes are the direct result of the sperm and seminal fluid proteins (Acps) that females receive from their mates. To begin to determine if the genetic background of the female’s mate contributes to the previously described gene expression changes, we assessed whether interactions between the genotypes of two commonly used laboratory strains of D. melanogaster (Canton-S and Oregon R) influence the female’s postmating transcriptome as well as several pre- and postcopulatory phenotypes. We find negligible differences in the female’s transcriptome at 1-3 hr postmating regardless of the strain of the male with whom she mated. However, a male x female genotype interaction significantly influenced mate selection, and, in some cases, fecundity, fertility, and hatchability. Our data support previous work suggesting that many of the early postmating changes observed in D. melanogaster females are not caused by large modifications of transcript levels. Instead, early postmating phenotypes result from preexisting receptors or pathways that are already in place upon sexual maturity.

aber nicht verstehen. Was schlicht daran liegt, dass ich von der Sache etwa so viel Ahnung habe wie eine Fruchtfliege von Ostern. Bin halt mal wieder auf ein Reizwort reingefallen – diesmal die “Liebe auf den ersten Blick” in der Überschrift der Genetics-Pressemitteilung. Aber vielleicht kann mich ja jemand erleuchten, der mehr von der Sache versteht.

In jedem Fall finde ich interessant, dass solche Forschungen zwar abgehoben klingen, aber einen sehr praktischen Hintergrund haben: Die Forscher hoffen, dass “diese Erkenntnisse zu Wegen führen können, wie man unerwünschte Insektenpopulationen kontrollieren kann, indem man Gene, die eine Rolle bei der weiblichen Partnerwahl spielen, ein- oder ausschaltet” (sagt Mariana Wolfner). Da sind wir Menschen schon weiter – wir können auch so schon ganz leicht auf den falschen Partner reinfallen …

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