Dass Wissenschaft ein weites Feld abdecken kann (und sich manchmal in akademische Randbereiche begibt, wo der Begriff des Wissenschaftlichen schon ein hohes Maß an Elastizität zeigen muss), gehört vermutlich sogar zu den Stärken der Disziplin. Aber ich würde mal schätzen, dass Zauberei a la Harry Potter selbst bei großzügigsten Interpretationen aller Erkenntnistheorien nicht mehr innerhalb der Grenzen liegt, was Wissenschaft umschreibt. Was tun also Harry-Potter-Exponate in einem Wissenschaftsmuseum, genauer gesagt, dem Chicago Museum of Science & Technology?

i-2c6ce752ced4fe6ee5e1395a8e750d0f-Hagrids-Huette.jpg

Das ist natürlich eine rhetorische Frage, denn vor allem in den USA müssen sich Museen primär durch die Eintrittsgelder finanzieren, und dass eine Ausstellung mit Requisiten aus Harry-Potter-Filmen – darunter solche Stücke wie Voldemorts Zauberstab, die Schlafstube von Harry Potter und Ron Weasley, Hagrids Hütte (siehe Foto), der Sprechende Hut oder der Goldene Schnatz – vor allem für Familien eine große Attraktion ist, muss man sich nicht lange umständlich erklären (gestaltet wurde die am 30.4. beginnende Ausstellung von den Bühnenbildnern der Warner Brothers Studios). Und es ist, wie die Chefin für Wechselausstellungen des Museums, Anne Rashford, gegenüber der Zeitung USA Today erklärte, ein guter Köder, um Kinder und Jugendliche in die Museumshallen zu locken, wo sie auch mehr Genetik, den Weltraum, Luftfahrt, Energie etc. lernen können: “Wenn Museen einsehen, dass populäre Kultur Kinder für einen Museumsbesuch begeistern kann, wo wir ihnen dann auch fünfeinhalb Hektar Wissenschaft vorführen können, dann ist das wirklich eine gute Sache.” Und da hat sie sicher im Prinzip recht.

Im Prinzip. Solche populären Ausstellungen macht auch mein Lieblingsmuseum, das American Museum of Natural History in New York, ziemlich regelmäßig; ein Beispiel wären hier die “Mythic Creatures“, wo die Besucher mit Drachen, Einhörnern und Meerjungfrauen konfrontiert wurden. Dort allerdings immer mit dem klaren Auftrag, die Ursprünge der Mythen zu erklären und den wissenschaftlich relevanten Gehalt der Sagen und Märchen auszufiltern. Nur ein paar Kinodrachen und das Kostüm von Daryl Hannah in “Splash” hätten’s da nie getan. Doch dieses wissenschaftliche Bewusstsein geht der Chicagoer Potter-Ausstellung – die ab September auf eine Weltreise geschickt wird – ab. Und das finde ich schade.

flattr this!

Kommentare (1)

  1. #1 CryoTank
    30. April 2009

    Nun, wenigstens haben wir in HP (ja, ich hab die Bücher gelesen 😀 ) erfahren, dass sogar Prof. Dumbledore Astrologie für Unsinn hält 😉