Ja, sagt die amerikanische Gesundheitsbehörde FDA – zumindest dann, wenn sie, wie der US-Lebensmittelkonzern General Mills für seine torusförmigen Knusperflocken “Cheerios” behauptet, den Cholesterinspiegel in sechs Wochen um vier Prozent senken sollen und sich dabei auf klinische Studien beruft. Das, so argumentiert die Food and Drug Administration ganz originell, sei ein Anspruch, den nur ein Medikament erheben kann – folglich müsse General Mills für ihre Cheerios eine Zulassung als Arzneimittel beantragen, wenn sie weiterhin mit diesem Argument werben wollen. Was den Hersteller ein bisschen unerwartet traf, nehme ich an, denn immerhin rühmt er sich schon seit gut zwei Jahren in einer massiven Werbekampagne dieser kardiovaskulären Wirkungen seiner aus Hafermehl gebackenen Frühstücks-Ringlein.
Eigentlich sind mir die Cheerios ziemlich egal, denn ich ziehe andere Cerealien vor und habe auch keine Probleme mit meinem Cholesterinspiegel. Aber was mir an der Geschichte auf- und gefiel ist, dass sie im Kern den Gedanken aufgreift, den ich in zwei Posts der vergangenen Woche (“Lehrt den Kreationismus!” und “Legalisiert die Homöpathie!“) durchgesponnen hatte: Was wäre, wenn man solche Behauptungen einfach mal – als Gedankenspiel – ernst nimmt und sie dann konsequent weiter verfolgt? Denn nichts anderes tut die FDA hier: Sie fragt nicht nach dem Beweis, ob und wie der Konsum einer bestimmten Cerealienmarke von Nutzen für das kardiovaskuläre System wäre, sondern geht einfach den logisch nächsten Schritt – wenn die Behauptung stimmt, dann muss es sich um ein Medikament handeln.
Bestimmt glaubt niemand bei der FDA, dass General Mills ernsthaft versuchen wird, seine Knusperkringerl als Arzmeimittel registrieren zu lassen. Im Gegenteil: Es geht hier nur darum, dem wachsenden Trend, gewöhnliche Lebensmittel mit allerlei sonst nur von Medikamenten erzielbaren gesundheitsrelevanten Effekten zu bewerben, entgegen zu treten. Die Cheerios und ihre Verpackungsprahlerei sind da nur ein Exempel.
So intellektuell bestechend und in der Praxis ganz nützlich dieser Trick des Beim-Wort-Nehmens (“Hic Rhodos, hic salta!”) sein mag: Ich sehe schon ein, dass er für den akademischen Diskurs zu riskant ist. Ein in diesem Sinn verfasstes Paper, das beispielsweise die inneren Diskrepanzen einer etwa 6000 jungen Schöpfung herausarbeitet, ohne diese selbst im Grundsatz zu widerlegen, könnte nur all zu leicht als eine akademische Bestätigung der Idee an sich fehlinterpretiert werden.
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