Diesen Beitrag muss ich mal, ganz unjournalistisch, mit einer nicht rhetorisch gemeinten Frage anfangen (was sonst nur in Interviews entschuldbar wäre): Wären deutsche Wissenschaftler von Rang eigentlich bereit, in Comedysendungen wie der heute-show oder TV Total aufzutreten? Oder müssten sie sich dann Sorgen machen, auch sonst nicht mehr ernst genommen zu werden? Würde mich mal interessieren, denn als ich noch engere Alltagskontakte mit Akademikern in Deutschland hatte, sah die Medienlandschaft sowieso noch viel spröder aus, die Trennung zwischen “U” (wie Unterhaltung) und “E” (wie ernst) war strikt. Doch wer hören will, was Wissenschaftler – ernsthaft, aber unterhaltsam – zu sagen haben, der ist in den USA am besten beraten, Comedysendungen wie die Daily Show mit Jon Stewart oder den Colbert Report (beide Worte mit stummem “t”, bitte!) einzuschalten. Wer damit zufrieden sein konnte, dass Robert Mundell, Wirtschafts-Nobelpreisträger 1999, “Yo-Mama!”-Witze im Fernsehen erzählte, der brauchte dafür nur David Lettermans Late Show anzugucken.
Neil de Grasse Tyson, beispielsweise, ist nicht nur ein bedeutender Astrophysiker und Direktor des New Yorker Hayden-Planetariums am American Museum of Natural History, sondern auch der am regelmäßigsten wiederkehrende Stammgast des Colbert Report, wo er bisher sechs Mal zu sehen war (häufiger als jede andere Person, die nicht Mitarbeiter der Show ist); bei Jon Stewarts Daily Show saß er schon vier Mal im Besuchersessel. Und diese Sessel sind wissenschaftliche Schwergewichte gewöhnt: Der Stringtheoretiker Brian Greene (“Das elegante Universum”) war schon bei Colbert zu Gast, ebenso wie der Paläontologe Neil Shubin und die Astrophysikerin Janna Levin:
Colbert Report – Janna Levin via Noolmusic.com
Die Symbiose von Wissenschaft und Witzbolden ist in den USA natürlich nicht neu: Carl Sagan war mehr als einmal Gast in Johnny Carsons Tonight Show (leider lässt sich der Videoclip nicht einbinden, daher bitte auf den Showtitel klicken), ebenso die Anthropologin Margaret Mead und James Randi.
Da ich den Großteil der Informationen zu diesem Blogpost aus einem Artikel der Zeitung USA Today entlehnt habe (allerdings habe ich alle Fakten noch mal nachrecherchiert, so weit dies überhaupt nötig war), soll die – besser gesagt, ein Neil-Tyson-Zitat aus dem Artikel – hier auch das letzte Wort haben (übersetzt, versteht sich): “Jeder Zugang, den echte Wissenschaft zu den Massenmedien bekommt, ist eine gute Sache. Colbert und Stewart sind sehr kluge Leute. und sie kennen den Wert und die Bedeutung von Wissenschaft.”
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