Und das ist, dieser saloppen Formulierung zum Trotz, eine ernste, gar tödliche Angelegenheit. Zu diesem Schluss kommt der Stanford-Professor Mark Z. Jacobson in einem Paper, das am 10. März auf der Website des Fachmagazins Environmental Science & Technology veröffentlicht wurde.
Wir – naja, zumindest die, die sich nicht zu den “Klimaskeptikern” zählen – neigen ja dazu, das Kohlendioxid eher als ein globales Problem zu betrachten, dessen Auswirkungen großräumig durch internationale Abkommen kontrolliert werden sollten. Doch “all business is local”, sagt man, und das gilt leider auch für die Abgase, die ein solches Business produziert. Laut Jacobsons Paper wurde allerdings schon vor mehr als einem Jahrzehnt festsgestellt, dass sich das abgeblasene CO2 keineswegs schnell global in der Atmosphäre “verschmiert”, sondern dass es in der Nähe seiner Quellen – und das sind in aller Regel die Städte – eine Art “Deckel” in höheren Luftschichten bilden kann. Doch offenbar hatte dieses Wissen bisher nicht zum logisch scheinenden nächsten Schritt geführt: Welche Auswirkungen, wenn überhaupt, hat das auf die darunter liegenden Städte?
Und dieser Frage ist Jacobson mit seinem Modell nachgegangen. Heraus kam, dass erstens die lokalen Temperaturen als Folge dieses Deckels ansteigen, und zweitens die Luftmasse über den Städten dadurch viel stabiler wird. Im Zusammenspiel erhöhen sich dadurch die Partikel- und Ozonbelastungen in der städtischen Luft. Und das kann, wie wir spätestens seit den Smog-Warnungen der 80-er Jahre wissen, durchaus tödlich sein. Laut Jacobsons Berechnungen erhöht sich die Sterblichkeit durch Luftverschmutzung (der in den USA jährlich 50.000 bis 100.000 Tote angelastet werden) um knapp ein Prozent – zwischen 300 und 1000 zusätzlichen Toten pro Jahr.
Angesichts einer Gesamtbevölkerung von mehr als 300 Millionen und der Tatsache, dass viele Todesfälle in Kombination mit bereits bestehenden Atemwegs- oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen auftreten dürften, wird Jacobsons Modell (sofern es sich als tragfähig entpuppt) sicher nicht zu einem amerikanischen Sturm der Entrüstung führen. Ohne mich all zu sehr in dieses Therma vertiefen zu wollen, möchte ich doch wenigstens anmerken, dass vor allem in den USA die Bereitschaft, Todesopfer als Preis für den Lebensstil zu akzeptieren, sehr ausgeprägt scheint. (Man denke nur mal an die Waffengesetze …)
Aber es geht Jacobson gar nicht um eine Änderung des amerikanischen “Way of Life”, wenn ich seine Äußerungen in der Pressemitteilung (nur, wer ein Abo oder frei verfügbare
30 Dollar hat, kann das Paper im Original ansehen) richtig interpretiere. Es geht ihm vor allem darum, dass der von den USA als Weltretter gedachte Zertifikatehandel für CO2 nicht funktionieren kann, so lange er nicht berücksichtigt, dass es lokale und regionale Unterschiede gibt:
It doesn’t mean you can never do something like cap and trade. It just means that you need to consider where the CO2 emissions are occurring.
Das heißt nicht, dass man nie so etwas wie Cap-and-Trade machen könnte. Man muss nur berücksichtigen, wo die CO2-Emissionen entstehen.
Mark Z. Jacobson, Professor of Civil and Environmental Engineering , Stanford University
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